Premiere: Erstmals Studie zu Gründungsmotiven und Strategien selbständiger Einzelhändler/-innen
Wien (pwk) - Studien über den Einzelhandel werden regelmäßig erstellt. Studien hingegen,
die die Einzelhändler/-innen - also die Unternehmer/-innen im Einzelhandel - in den Mittelpunkt stellen, sind
rar. Diese Lücke wird nun mit der Studie „Unternehmertum im Einzelhandel“ geschlossen. Die Ergebnisse basieren
auf einer Erhebung der KMU Forschung Austria im Auftrag der Bundessparte Handel der Wirtschaftskammer Österreich
(WKÖ). Darin wurden die Angaben von knapp 400 Einzelhändler/inne/n berücksichtigt.
Warum wird im Einzelhandel neu gegründet?
Trotz oder gerade wegen des hochkompetitiven Markts sind Gründungen von Einzelhandelsunternehmen vor allem
intrinsisch motiviert. „Anders ausgedrückt: Die Freude an der Verwirklichung eigener Ideen steht im Vordergrund.
So genannte ‚Pull-Faktoren‘ wie Selbstbestimmung und Umsetzung eigener Konzepte spielen eine zentrale Rolle“, so
Roman Seeliger, stellvertretender Geschäftsführer der Bundessparte Handel der WKÖ. Deutlich weniger
häufig sind „Push-Faktoren“ wie fehlende Aufstiegsmöglichkeiten oder die Verhinderung/Beendigung von
Arbeitslosigkeit für die Selbständigkeit im Einzelhandel ausschlaggebend.
Strategien der Einzelhändler/-innen: nachhaltig und langfristig
Unternehmensstrategien sind im Einzelhandel auf Nachhaltigkeit und Langfristigkeit ausgelegt. Junge Unternehmerinnen
und Unternehmer vollziehen jedoch einen Paradigmenwechsel von der Wachstumsorientierung zu ethischen und ökologischen
Aspekten. Im Versand- und Internethandel gibt es einen hohen Anteil an Unternehmen, die aktiv auf den technologischen
Wandel reagieren (Stichwort: Digitalisierung).
Wettbewerbsfähigkeit wird am regionalen Markt als hoch, am internationalen Markt als gering eingestuft
Die Wettbewerbsfähigkeit wird von den befragten Einzelhändler/-innen nur im regionalen Umfeld gut bewertet,
was unter anderem daran liegt, dass die Einzelhandelsstruktur in Österreich nach wie vor kleinstrukturiert
und großteils durch die Vertriebsform Ladengeschäft geprägt ist. „Das Internet würde Möglichkeiten
zur Erschließung des gesamtösterreichischen und internationalen Marktes bieten, die aber gerade von
Kleinst- und Kleinunternehmen noch nicht ausreichend genutzt werden“, ist Seeliger überzeugt.
Gewinne dienen dem Abbau von Fremd- oder dem Aufbau von Eigenkapital
Die Gewinne im Einzelhandel liegen im Durchschnitt deutlich unter den Umsatzrenditen anderer Wirtschaftssektoren
in Österreich. Sie werden im Einzelhandel in erster Linie zum Abbau von Fremdkapital oder für den Aufbau
von Eigenkapital verwendet. Zum Vergleich: In der Gesamtwirtschaft werden mit Gewinnen vor allem Sachinvestitionen
finanziert.
Resümee
Zwar ist der Einzelhandel ein gesättigter und hoch kompetitiver Markt mit geringen Renditen. Dennoch entfallen
rund 4.000 Unternehmensneugründungen pro Jahr auf den Einzelhandel. „Auch in Krisenjahren hat sich der österreichische
Einzelhandel als stabiler Arbeitgeber erwiesen“, hebt Seeliger hervor.
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