Grüner Bericht 2016: Einkommen sanken um 17%, Steigerung bei Agrarexporten
Wien (pk) - Die Situation in der österreichischen Land- und Forstwirtschaft bleibt unverändert
angespannt. Wie aus dem nunmehr dem Parlament vorliegenden Grünen Bericht 2016 (III-307 d.B.) und dem daran
angeschlossenen Bericht über die Maßnahmen für die Land- und Forstwirtschaft (III-308 d.B.) hervorgeht,
wiesen die Einkommen im Jahr 2015 bereits zum vierten Mal in Folge einen Rückgang auf, der diesmal mit 17%
besonders hoch war. Positive Nachrichten gab es hingegen von den Agrarexporten, die einen überdurchschnittlich
hohen Anstieg verzeichnen konnten. Österreichs Bäuerinnen und Bauern müssen unter erschwerten Bedingungen
arbeiten, umschreibt Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter im Vorwort die Herausforderungen, sieht den
heimischen Agrarsektor aber auf dem richtigen Weg. Die außergewöhnliche Qualität der heimischen
Produkte und damit verbunden die Erfolge im Export zeigen aber, dass Österreichs Landwirtschaft sehr wohl
auf internationalem Parkett wettbewerbsfähig ist, heißt es.
Schwierige Marktbedingungen bei Milch und Schweinen, geringere Erntemengen bei Sommergetreide
Konkret betrug das Durchschnittseinkommen aller land- und forstwirtschaftlichen Betriebe 2015 19.478 €. Um 16%
auf 15.847 € gesunken ist das Einkommen je Arbeitskraft, das nach wie vor erheblich unter dem Einkommensdurchschnitt
aller ArbeitnehmerInnen in Österreich lag. Die im Vergleich zum Vorjahr geringeren Einkünfte werden vor
allem mit den stark gestiegenen Erzeugerpreisen für Milch, den niedrigeren Erträgen aus der Schweinehaltung
als Folge des Preisverfalls bei Mastschweinen und Ferkeln und geringeren Erntemengen bei Sommergetreide aufgrund
des trockenen Sommers begründet. Ins Gewicht fiel zudem auch ein deutlicher Rückgang der öffentlichen
Gelder, insbesondere der ÖPUL-Zahlungen, sowie höherer Aufwand für Düngemittel, Pachten, Mieten
und Abschreibungen.
Einkommenseinbußen bei Bergbauernbetrieben überdurchschnittlich hoch
Die Einkommenseinbußen betrafen alle Betriebsformen mit Ausnahme der Dauerkulturbetriebe, wobei bei letzteren
vor allem die deutlich höheren Erntemengen im Weinbau zu einem Plus von 57% geführt haben. Am stärksten
fiel der Einkommensrückgang bei den Veredelungsbetrieben mit 29% aus, dies in erster Linie wegen der schlechten
Preise auf dem Schweinemarkt. Die niedrigen Milchpreise wiederum lösten bei den Futterbaubetrieben sinkende
Einkünfte aus. Das Minus der Marktfruchtbetriebe schließlich wird auf geringere Erntemengen bei Zuckerrüben,
Erdäpfeln und Ölraps zurückgeführt. Einkommensrückgänge verzeichneten aber auch landwirtschaftliche
Gemischtbetriebe und Forstbetriebe.
Deutlich gegenüber dem Vorjahr sanken die Einkünfte der Bergbauernbetriebe, deren Minus mit 23% überdurchschnittlich
hoch ausfiel. Damit hat sich auch der Einkommensabstand der Bergbauernbetriebe zu den übrigen Betrieben im
Vergleich zu 2014 wieder vergrößert. Einen Rückgang von 4% bei den Einkünften wiesen die Biobetriebe
aus, die beim Einkommensniveau allerdings um 17% über dem Durchschnitt aller Betriebe lagen. Die öffentlichen
Gelder für diesen Bereich lagen um 24% über dem Durchschnitt aller Betriebe, was der Bericht mit der
gezielten Ausrichtung der Agrarpolitik auf den Biolandbau erklärt.
Kräftiger Zuwachs bei Agrarexporten
Steigerungen verzeichnete hingegen der Agraraußenhandel, dessen Zuwachs 2015 über jenem des Gesamtaußenhandels
lag. Die Exporte erhöhten sich um 3,2% auf 10,06 Mrd. €, die Importe um 3,7% auf 11,12 Mrd. €. Das daraus
resultierende agrarische Handelsbilanzdefizit überstieg damit den 2014 erzielten Wert um 78 Mio. €, sodass
sich die Deckungsquote um 0,3 Prozentpunkte auf 90,5% verringerte. Der Anteil der Agrarexporte an den Gesamtexporten
blieb mit 7,6% unverändert.
Trend zu größeren Betrieben
Was die Agrarstruktur betrifft, weist Österreich nach der letzten Erhebung von 2013 166.317 land- und forstwirtschaftliche
Betriebe aus. Damit sank die Zahl der Betriebe gegenüber 2010 um 4%. Der Betriebsrückgang setzt sich
zwar weiter fort, hat sich aber seit dem EU-Beitritt etwas verlangsamt, heißt es dazu im Bericht. Die heimische
Landwirtschaft ist nach wie vor eher klein strukturiert, dennoch hält der Trend zu größeren Betrieben
an. Wurde 1951 von einem Betrieb im Durchschnitt eine Gesamtfläche von 18,8 ha bewirtschaftet, so waren es
2013 43,7 ha.
6,2% weniger Mittel für die Land- und Forstwirtschaft als 2014
Den Betrag, der 2015 an EU-, Bundes- und Landesmitteln für die Land- und Forstwirtschaft ausgegeben wurde,
beziffert der Grüne Bericht mit 1,934 Mrd. €, was wiederum einen Rückgang von 6,2% gegenüber 2014
bedeutet. Bei der 1. Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) – der Marktordnung – betrug das Minus rund 30
Mio. €, in der 2. Säule – den Förderungen für den ländlichen Raum – standen um 57 Mio. € weniger
zur Verfügung. Bei den nunmehr national finanzierten Maßnahmen im Agrarbudget gingen die Zahlungen gegenüber
2014 ebenfalls zurück, und zwar um 12,4% bzw. 39 Mio. €. Für die Marktordnung im Rahmen der 1. Säule
der GAP wurden 694 Mio. € bzw. 36% des Agrarbudgets für rund 113.000 landwirtschaftliche Betriebe und Agrargemeinschaften
sowie 85 sonstige FörderwerberInnen aufgewendet. Aus dem Programm für die ländliche Entwicklung
(2. Säule der GAP) gingen 961 Mio. € an 108.850 Betriebe und 1.975 sonstige FörderwerberInnen. Bergbauernbetriebe
erhielten im Durchschnitt 664 € und Biobetriebe 702 € je Hektar.
LandwirtInnen beziehen im Durchschnitt 818 € Pension
Für die soziale Sicherheit wiederum wurden 2015 Leistungen in der Höhe von 3.101 Mio. € erbracht, 73%
davon für die Pensionsversicherung, 17% für die Krankenversicherung sowie 10% für das Pflegegeld.
Die durchschnittliche Alterspension für die 141.828 Versicherten machte 818 € aus.
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