VCÖ-Mobilitätspreise 2016 vergeben - Öffentlicher Verkehrs über Stadtgrenzen
hinaus als Herausforderung für die Zukunft
Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) suchte im Rahmen der Verleihung des nunmehr 25. Mobilitätspreises
die erfolgreichsten Projekte und Konzepte für eine umweltfreundliche Mobilität. Gestern wurden in Wien
die Siegerprojekte gekürt, darunter die Projekteinreichungen
- IVB-Scout der Innsbrucker Verkehrsbetriebe (Kategorie „Öffentlicher Verkehr
in Stadt und Land“)
- Straßenbahnverlängerung von Linz nach Traun (Kat. „Öffentlicher
Verkehr in Stadt und Land“)
- Zu Fuß Gehen - Kampagne der Mobilitätsagentur Wien (Kat. „Gehen, Radfahren
und Straßenraumgestaltung in Städten“)
„Der Österreichische Städtebund gratuliert den Siegerprojekten“, so Generalsekretär Thomas Weninger
anlässlich der Preisverleihung. „Nachhaltige Mobilität ist gerade in Ballungszentren eines der wichtigsten
Zukunftsthemen: Welcher Anstrengungen bedarf es, um das Öffi-Netz auf die PendlerInnenströme der Zukunft
auszurichten und in das Stadtumland hinaus zu erweitern? Wie wird der öffentliche Verkehr organisiert, der
nicht an der Stadtgrenze Halt machen soll? Welche Weichenstellungen sind daher heute schon zu treffen?“
In Wien setzte die Mobilitätsagentur die erste umfassende Kampagne zum Fußverkehr um. Dies wurde nun
mit dem VCÖ-Mobilitätspreis in der Kategorie „Gehen, Radfahren und Straßenraumgestaltung in Städten“
gewürdigt. „Gehen ist deutlich mehr als eine Form der Fortbewegung. Gehen ist Teil eines zutiefst menschlichen,
zeitlosen Lebensstils. Dieses Projekt macht das deutlich!“ begründet VCÖ-Geschäftsführer Willi
Nowak die Entscheidung, das Jahr des Zu-Fuß-Gehens auszuzeichnen. Mit dem Jahr des Zu-Fuß-Gehens machte
die Stadt Wien des Stellenwert des Zu-Fuß-Gehens in Wien deutlich. Services, wie die erste Wiener Fußwegekarte
oder die Wien zu Fuß App, luden die Wienerinnen und Wiener ein, mehr Wege zu Fuß zu erledigen.
Städte wachsen tagsüber um das Anderthalbfache
Wien und Graz wuchsen im Zeitraum 2003 bis 2013 um ca. 10 Prozent, viele Umlandgemeinden sogar noch weitaus
stärker. Bis 2025 soll der EinpendlerInnenanteil von Linz und Wien um unglaubliche 50 Prozent wachsen - und
das angesichts einer Situation, wo bereits heute schon gut anderthalb Mal mehr Menschen tagsüber in den Städten
unterwegs sind, als diese EinwohnerInnen zählen, man spricht in diesem Zusammenhang von der „Tagesbevölkerung“.
Die Mehrzahl der PendlerInnen greift – im Gegensatz zur Stadtbevölkerung – nach wie vor auf das eigene Auto
zurück.
Das jetzt ausgezeichnete Projekt der Straßenbahnverlängerung der Linz Linien nach Traun ist bespielhaft:
Von den etwa 70.000 Einwohnerinnen und Einwohnern des Korridors zwischen Ansfelden–Traun–Leonding und Linz leben
etwa zwei Drittel im Einzugsbereich der B139. Das Verkehrsaufkommen beträgt an Werktagen etwa 25.000 Kfz.
Auf Basis der Ergebnisse einer Schweizer Studie aus dem Jahr 1999 wurde die Errichtung einer stadtbahnähnlichen
Straßenbahn beschlossen. Diese „Straßenbahnverlängerung nach Traun“ der Schiene OÖ GmbH wurde
nunmehr ausgezeichnet.
Gestaltungsmöglichkeiten für Städte im Regionalverkehr gefordert
Eine bundesweite Studie des KDZ –Zentrum für Verwaltungsforschung im Auftrag des Österreichischen
Städtebundes hat nun bundesweit die Finanzierung des Öffentlichen Verkehrs untersucht. Darin zeigt sich,
dass gerade die Städte über 30.000 EinwohnerInnen einen enormen Zuschussbedarf im ÖV-Bereich verzeichnen.
Seit 2008 beträgt die Ausgabensteigerung hier allein 132 Millionen Euro. Grund dafür ist unter anderem
der hohe Anteil an EinpendlerInnen, für die ebenfalls Zuschüsse geleistet werden. So wird jedes Ticket
im ÖV zu durchschnittlich 30 Prozent von den Städten selbst finanziert. Dieser Anteil ist auch für
jene zu leisten, die nicht EinwohnerInnen der jeweiligen Stadt sind und für die es daher auch keine Zuschüsse
über den Finanzausgleich gibt. Insbesondere die Straßenbahnstädte sind aufgrund der hohen Investitionen
in den Infrastrukturbereich stark betroffen.
Ziel: Verwaltungsgrenzen für KundInnen nicht mehr wahrnehmbar – Finanzierung sicherstellen
Thomas Weninger, Generalsekretär des Österreichischen Städtebundes: „Die Grenzen zwischen Stadt
und Umland, Stadt und den verschiedenen Verkehrsunternehmen dürfen für KundInnen nicht wahrnehmbar sein,
das ist das Ziel. Nur so werden KundInnen vom Auto auf den öffentlichen Verkehr umsteigen“, sagte Weninger.
„Der Öffentliche Verkehr als Rückgrat der städtischen und stadtREGIONALEN Mobilität sollte
dabei endlich auf gesicherte Finanzmittel zurückgreifen können. Ob wir die Klimaziele von Paris erreichen
können, wird im Verkehrsbereich entschieden“, so Weninger.
Der VCÖ-Mobilitätspreis
Der VCÖ-Mobilitätspreis ist Österreichs größter Wettbewerb für nachhaltige Mobilität
und wird in Kooperation mit dem bmvit, dem bmlfuw und den ÖBB durchgeführt. Der 25. VCÖ-Mobilitätspreis
stand unter dem Motto „Mobil in Stadt und Land“. Der Klimavertrag von Paris bedeutet sowohl für Städte
als auch für die Regionen, dass der Verkehr spätestens im Jahr 2050 vom Erdöl unabhängig sein
muss. Zudem werden die Städte und deren Umland in den kommenden Jahren stark an Bevölkerung wachsen.
Eine klimafreundliche, gesunde, kostengünstige und platzsparende Mobilität ist möglich – sowohl
in den Städten als auch in den Regionen. Das zeigen die beim VCÖ-Mobilitätspreis eingereichten Projekte.
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