Wien (bmgf) - Die Statistik Austria wurde vom Bundesministerium für Gesundheit und Frauen beauftragt, die
Zusammenhänge zwischen individuellem Gesundheitszustand bzw. Gesundheitsverhalten und Einkommen, Bildung,
beruflicher Tätigkeit, Arbeitslosigkeit und Migrationsbiografie zu analysieren. Basis dafür waren die
Ergebnisse der Gesundheitsbefragung 2014. Anhand der vorliegenden Zahlen ist zu sehen, in welchem Ausmaß
sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen einen schlechteren Gesundheitszustand aufweisen und Gesundheitsrisiken
ausgesetzt sind. Besonders betroffen sind Personen mit lang andauernden Belastungen und Nachteilen wie einem geringen
Einkommen, Langzeitarbeitslose, Personen mit niedriger Schulbildung oder mit einer Migrationsbiografie. "Alle
Menschen haben ein Recht auf ein Leben in guter Gesundheit, unabhängig von Bildungsstatus, Einkommenssituation
oder Lebensumständen. Gesundheitliche Chancengerechtigkeit darf in Österreich kein Schlagwort bleiben",
erklärt Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser.
Gesundheitszustand von Kindern unter 18 Jahren erstmals erhoben
Erstmalig wurden in der Gesundheitsbefragung 2014 auch Informationen über den allgemeinen Gesundheitszustand
von Kindern unter 18 Jahren eingeholt. Befragt wurde ein Elternteil über die im selben Haushalt lebenden Kinder
zur allgemeinen Gesundheitswahrnehmung, zu gesundheitlichen Beschwerden, zum Bedarf an langfristiger Gesundheitsversorgung
und zu Impfungen. Insgesamt schätzten die Eltern den Gesundheitszustand ihrer Kinder als überwiegend
sehr gut oder gut ein (97 Prozent der Mädchen, 96 Prozent der Buben). Die Befragung zeigt auch: Das kostenlose
Impfangebot wird gut angenommen. So geben 91 Prozent der Eltern, unabhängig vom Sozialstatus, an, das Impfangebot
für ihre Kinder in Anspruch genommen zu haben.
Einkommen und Gesundheit
Personen in einkommensschwächeren Haushalten beurteilen ihren Gesundheitszustand schlechter als Personen in
höheren Einkommensklassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen und Männer in der höchsten Einkommensstufe
ihren Gesundheitszustand als sehr gut oder gut einstufen, ist 3,2 mal bzw. 3,1 mal höher als für Frauen
und Männer der niedrigsten Einkommensstufe. Dementsprechend leiden einkommensschwache Personen häufiger
an chronischen Krankheiten. Bei Männern der niedrigsten Einkommensstufe treten chronische Kopfschmerzen, Depressionen
sowie chronische Nacken- und Kreuzschmerzen im Vergleich zur höchsten Einkommensstufe vermehrt auf. Bei Frauen
ist der Einkommenseffekt bei Depressionen, Harninkontinenz, chronischem Kopfschmerz und Bluthochdruck am stärksten.
Auch das Rauchverhalten erweist sich für beide Geschlechter als stark einkommensabhängig: Mit steigendem
Einkommen sinkt der Anteil der Frauen und Männer, die täglich zur Zigarette greifen, wobei die Einkommensunterschiede
bei den Männern stärker ausgeprägt sind. Weiters steigt sowohl die Impfbereitschaft als auch die
Inanspruchnahme von Untersuchungen zur Früherkennung von Krebs mit der Höhe des Einkommens.
Bildung und Gesundheit
Höher gebildete Personen fühlen sich gesundheitlich besser, leiden seltener an chronischen Krankheiten
und Schmerzen und neigen weniger häufig zu gesundheitsriskantem Verhalten. Männer der niedrigsten Bildungsstufe
haben im Vergleich zur höchsten ein 2,6-faches Risiko, unter chronischen Kreuz- oder Nackenschmerzen zu leiden.
Noch größer ist das Risiko von Pflichtschulabsolventen für chronische Kopfschmerzen und Depressionen
(3,5-fach bzw. 2,8-faches Risiko). Umgekehrt stellt sich die Situation bei Allergien dar: Bei niedriger Schulbildung
ist die Wahrscheinlichkeit, an einer Allergie zu erkranken, geringer.
Bei Frauen sind die größten bildungsspezifischen Unterschiede bei Diabetes erkennbar. Frauen mit Pflichtschulabschluss
haben im Vergleich zu Frauen mit höherer Schulbildung ein 2,8-faches Risiko, an Diabetes zu erkranken. Auch
für chronische Kopfschmerzen, Harninkontinenz, Depression, Bluthochdruck und chronische Kreuzschmerzen ist
das Risiko von Frauen mit Pflichtschulabschluss deutlich erhöht.
"Die eigene Gesundheitswahrnehmung ist ein guter Indikator für die gesundheitliche Lage. Sie erlaubt
den Expertinnen und Experten eine Prognose über die künftige Häufigkeit von Erkrankungen und die
Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen. Die Ergebnisse dieser Studie sind wertvolle Informationen und ermöglichen
eine zielgerichtete Präventionsarbeit", so Oberhauser. Der Bericht "Soziodemographische und sozioökonomische
Determinanten von Gesundheit" ist auf der Website des BMGF http://www.bmgf.gv.at
veröffentlicht.
|