Auswirkungen der Brexit-Entscheidung erstmal überwunden – Bank Austria EinkaufsManagerIndex
steigt im September auf 53,5 Punkte: Industrie setzt soliden Wachstumskurs fort
Wien (bank austria) - Die Industriekonjunktur hat in Österreich mit Herbstbeginn wieder etwas an Schwung
gewonnen. „Die heimische Industrie hat die Verunsicherung nach der Brexit-Entscheidung der Briten Ende Juni und
die folgende Verlangsamung des Wachstumstempos weitgehend überwunden. Der Bank Austria EinkaufsManagerIndex
ist im September auf 53,5 Punkte gestiegen. Die seit rund 1 ½ Jahren andauernde Industrieerholung zeigt
sich einmal mehr belastbar. Der moderate Wachstumskurs setzt sich nun sogar wieder etwas kraftvoller fort“, meint
Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Der Brexit-Schock hatte zwei Rückgänge des Indikators
nacheinander zur Folge. Mittlerweile hat sich die Verunsicherung in der Industrie jedoch etwas gelegt, da vorerst
kaum unmittelbare realwirtschaftliche Auswirkungen spürbar waren. Wenn auch die Geschäftsaussichten durch
den Brexit mittelfristig etwas gedämpfter eingeschätzt werden müssen, ändert sich vorerst der
Status quo nicht. Dies gilt auch noch für etwa zwei Jahre ab dem Zeitpunkt, an dem die britische Regierung
die offizielle Mitteilung über den Austritt an den Europäischen Rat übermittelt hat. „Das Comeback
des Bank Austria EinkaufsManagerIndexes im September ist wesentlich auf eine verbesserte Auftragslage zurückzuführen,
die eine Beschleunigung der Produktionsausweitung und des Beschäftigungsaufbaus ermöglicht hat“, fasst
Bruckbauer die wichtigsten Ergebnisse der monatlichen Umfrage unter Österreichs Einkaufsmanagern zusammen.
Den Preistrends, die die Kosten- und Ertragslage vieler Betriebe belastet haben, wird weiterhin mit einem sehr
vorsichtigen, kostenbewussten Lagermanagement begegnet.
Im September haben die österreichischen Industriebetriebe stärkere Auftragszuwächse verbuchen können
als noch im August. Neben einer stabilen Nachfrage aus dem Inland hat sich nach dem Rückgang im Vormonat die
Exportauftragslage wieder verbessert. „Die heimische Industrie hat im September ihre Produktionsleistung spürbar
erhöht und damit an den soliden Wachstumskurs wie vor der Brexit-Entscheidung angeschlossen. Mit 54,6 Punkten
zeigt der aktuelle Produktionsindex ein in der seit 1 ½ Jahren laufenden Expansionsphase sogar überdurchschnittlich
hohes Wachstumstempo an“, meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Angesichts der verbesserten Nachfragesituation
kam es trotz der weiteren Produktionserhöhung zu einem Anstieg der Auftragspolster.
Der seit dem Frühjahr 2015 anhaltende Aufwärtstrend in der heimischen Industrie schlägt sich seit
rund einem Jahr positiv am Arbeitsmarkt nieder. „Die österreichische Industrie hat seit Beginn des laufenden
Jahres fast 3000 neue Jobs geschaffen. Im September legte die Beschäftigung im Produktionssektor sogar so
stark zu wie seit fünf Jahren nicht mehr. Die Brexit-Verunsicherung hat sich in der Personalplanung nicht
einmal kurzfristig bemerkbar gemacht“, so Pudschedl. In den ersten neun Monaten 2016 waren durchschnittlich knapp
mehr als 580.000 Menschen in heimischen Industriebetrieben beschäftigt.
Die jüngsten Preistrends zeigen ein uneinheitliches Bild. Während die Preise im Einkauf im September
wieder anstiegen, sanken die Verkaufspreise infolge des starken Wettbewerbs in einem begrenzten Wachstumsumfeld
den sechsten Monat in Folge – diesmal sogar stärker als im Vormonat. „Die aktuellen Preistrends belasten nun
bereits den zweiten Monat in Folge die Ertragslage der heimischen Unternehmen, denn die gestiegenen Kosten im Einkauf
können aufgrund des scharfen Wettbewerbs nicht auf die Verkaufspreise übertragen werden. In der Folge
wird durch einen gezielten Abbau der Lagerbestände versucht, die Kosten- bzw. Ertragslage positiv zu beeinflussen“,
meint Pudschedl. Nach einem leichten Plus im Vormonat verringerten sich die Bestände an Vormaterialien im
September spürbar, was angesichts eines weiteren klaren Anstiegs der Einkaufsmenge auf die stärker als
ursprünglich geplante Produktionsleistung zurückzuführen ist. Auch der beschleunigte Rückgang
der Bestände an Fertigwaren dürfte mit der in diesem Ausmaß nicht erwarteten Absatzlage in Verbindung
stehen. Dafür spricht auch die weitere Verlängerung der durchschnittlichen Lieferzeiten.
Wie die Einkaufsmanagerindizes in den meisten europäischen Ländern hat auch der Bank Austria EinkaufsManagerIndex
den in den vergangenen zwei Monaten verlorenen Boden im September weitgehend wieder aufgeholt. Die Industriekonjunktur
ist wieder besser in Schwung gekommen, nachdem sich die Auswirkungen des Brexit auf die britische Wirtschaft als
vorerst begrenzt erwiesen haben und daher auch die Verunsicherung der Exportwirtschaft in Kontinentaleuropa abgenommen
hat. Für die kommenden Monate weist das Indexverhältnis „Neuaufträge zu Lager“ auf eine Fortsetzung
der Industrieerholung hin. Seit 1 ½ Jahren liegt der Quotient über 1, mit aktuell wieder steigender
Tendenz. Damit wird signalisiert, dass die Stärke der Nachfrage unter Berücksichtigung der vorhandenen
Lagerkapazitäten voraussichtlich zu weiteren Produktionsanstiegen im Vergleich zum jeweiligen Vormonat führen
wird. „Der unmittelbare Brexit-Schock ist überwunden. Die Erholung der heimischen Industrie zeigt sich in
schwierigem Umfeld widerstandsfähig und ist weiter auf Kurs für ein Produktionsplus von 2 Prozent im
Gesamtjahr 2016. Die Auswirkungen des Brexit werden für Österreichs Industrie überschaubar bleiben.
Im Jahr 2017 werden sie aber voraussichtlich deutlicher spürbar sein und zu einem geringeren Industriewachstum
als im laufenden Jahr führen“, erwartet Bruckbauer.
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