Der spanische Architekt wurde am 06.10. mit dem wichtigsten Kunst- und Architekturpreis Österreichs
ausgezeichnet
Madrid/Wien (rk) - Im Wiener MUSA (Museum Startgalerie Artothek) fand am Donnerstag, den 6. Oktober 2016
um 12 Uhr mittags die feierliche Verleihung des diesjährigen Österreichischen Friedrich Kiesler-Preises
für Architektur und Kunst an den spanischen Architekten Andrés Jaque durch Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny
statt.
Andreas Mailath-Pokorny zur Ehrung Jaques und seines „Office for Political Innovation“: „Das Architekturverständnis
von Andrés Jaque weist in die Zukunft: Indem er die komplexen gesellschaftlichen und politischen Zusammenhänge
thematisiert, positioniert er die Architektur als wesentliche Gestalterin des Alltags. Damit zeigt sich Andrés
Jaque sowohl als Visionär wie auch als Pragmatiker, der mutige Lösungen zu einem Zeitpunkt entwirft,
an dem die gewohnten Schemata nicht mehr greifen.“
Die diesjährige Expertenjury unter dem Vorsitz der Architekturhistorikerin Beatriz Colomina erklärt,
Jaque sei vielleicht „der erste Architekt, der die urbanen und architektonischen Auswirkungen der neuen sozialen
Medien und der damit verbundenen ,Sharing Economy' umfassend würdigt. Damit spielt er eine wichtige Rolle
als Meinungsführer.“ Die Arbeiten des in Madrid und New York ansässigen „Office for Political Innovation“
zählen zu den „originellsten, provokativsten und einflussreichsten Arbeiten […], die diese Branche seit langer
Zeit gesehen hat“. Zur Kiesler Preis-Jury zählten dieses Jahr außerdem der Architekt Ben van Berkel,
der Künstler Peter Kogler, Lentos-Direktorin Stella Rollig sowie die Architektin Benedetta Tagliabue.
Preis für herausragende Leistungen im Bereich der Architektur und der Künste
Seit 1998 wird die mit 55.000 Euro dotierte Auszeichnung abwechselnd alle zwei Jahre von der Republik Österreich
und der Stadt Wien „für herausragende Leistungen im Bereich der Architektur und der Künste, die den experimentellen
und innovativen Auffassungen Friedrich Kieslers und seiner Theorie der ,correlated arts‘ entsprechen“, vergeben.
Entsprechend der interdisziplinären Auslegung der Auszeichnung sind die bisherigen Preisträger äußerst
vielfältig: von Frank Gehry (1998) über Olafur Eliasson (2006) und Heimo Zobernig (2010) bis Bruce Nauman
(2014).
Anlässlich der Ehrung Andrés Jaques präsentiert die Friedrich Kiesler Stiftung die Ausstellung
„TRANSMATERIAL“. Eine raumfüllende Installation versammelt Videoarbeiten des „Office for Political Innovation“
aus den letzten Jahren, darunter „IKEA Disobedients“ (die erste Architektur-Performance, die vom Museum of Modern
Art in New York für die Sammlung angekauft wurde), „SALES ODDITY. Milano 2 and the Politics of Direct-to-Home
TV Urbanism” (ausgezeichnet mit dem Silbernen Löwen bei der 14. Biennale in Venedig) und das neueste Werk
„Pornified Homes”. Jaque erklärt, dass die gezeigten Arbeiten „das alltägliche Leben mithilfe eines Ensembles
von unterschiedlichen und oft unvereinbaren Sensibilitäten und Traditionen [überdenken]. Sozialwissenschaften,
Theater, Technologie, Kunst und Design – wenn diese Bereiche zusammenkommen, schaffen sie disziplinär hybride
Projekte, die nicht nur eine Methodologie verlangen, sondern auch eine Handlungsweise, die die Prioritäten,
Werkzeuge und Formate erneuert, in denen die Existenz diskutiert und transformiert werden kann.“ Die Ausstellung
ist noch bis 28. Oktober in der Friedrich Kiesler Stiftung zu sehen (Mariahilfer Straße 1b/1, 1060 Wien,
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 9 bis 17 Uhr).
Andrés Jaque, 1971 in Madrid geboren, lebt und arbeitet heute in Madrid und New York. Er studierte Architektur
an der Escuela Técnica Superior de Arquitectura in Madrid und gründete 2003 das „Office for Political
Innovation“, das an der Schnittstelle von Kunst, Architektur und kritischer Praxis wirkt. Zu den wichtigsten Arbeiten
zählen „Plasencia Clergy House“, „House in Never Never Land“, „ESCARAVOX“, „COSMO MoMA PS1“, „IKEA Disobedients“,
„PHANTOM. Mies Redered Society“ und „Superpowers of Ten“. Jaque ist Professor an der Graduate School of Architecture,
Planning and Preservation (GSAPP) der Columbia University in New York sowie Visiting Professor an der Princeton
University School of Architecture.
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