LHStv.in Prettner: Wir wollen Männer als Adressaten und Akteure in die Frauenpolitik einbeziehen
– Heute Auftakt einer Fachtagung
Klagenfurt (lpd) - „Es hat sich viel getan in der Frauenpolitik, schier Revolutionäres wurde erkämpft
und erstritten“, rief LHStv.in Beate Prettner am 07.10. in ihrer Eröffnungsrede ein markantes Datum ins Gedächtnis:
Tatsächlich wurde erst im Jahr 1975 in Österreich die rechtliche Gleichstellung von Mann und Frau erreicht.
„Bis zu diesem Zeitpunkt durften Frauen ohne Zustimmung ihres Mannes nicht arbeiten, durften nicht über den
Wohnsitz mitentscheiden und durften nicht den Familiennamen wählen“, erinnerte Prettner an die Situation von
vor 40 Jahren.
„Seither hat sich viel Positives getan, doch nach wie vor ist Luft nach oben“, appellierte Prettner und zitierte
Simone de Beauvoir: „Frauen, die nichts mehr fordern, werden beim Wort genommen.“ Daher gelte es, auch weiterhin
am Zug zu bleiben und nicht locker zu lassen. Allerdings wären neue Wege zu beschreiten: „Gender means women!
Jahrzehntelang war dies die Prämisse, wenn es um Fragen der Gleichberechtigung und Gleichstellung der Geschlechter
ging. Die Rolle der Männer wurde nicht hinterfragt. So, als hätte das Verhalten der Männer gar keine
Auswirkungen auf das Verhältnis der Geschlechter“, erklärte Prettner. Es sei nunmehr eine integrierte
Gesamtstrategie notwendig, um Strukturen langfristig und nachhaltig zu ändern. Sprich: Auch Männeranliegen
müssten berücksichtigt werden, um Frauenpolitik zu forcieren.
„Frauenfördermaßnahmen wie „Frauen in die Technik“ und „Girls Days“ sind schon lange etabliert. Umgekehrt
findet man aber erst 15 Prozent der Männer in Pflege, Erziehung und sozialen Dienstleistungen und das, obgleich
typische männliche Beschäftigungsfelder wegbrechen“, so Prettner. Daher sei es sinnvoll, die sich verändernden
Ansprüche von Männern in die Gleichstellungspolitik miteinzubeziehen. „Das Männerbild ändert
sich, viele Männer möchten offenere Arbeitsmodelle leben, die zu ihrem Leben passen. Vor allem jüngere
Männer haben eine Tendenz zu breiteren Lebensentwürfen, die nicht mehr nur auf Erwerbsarbeit ausgerichtet
sind, sondern z. B. auch dem Wunsch nach stärkerer Beteiligung an der Kinderbetreuung Rechnung tragen. Daher
sind die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass sie der aktuellen politischen, gesellschaftlichen und betrieblichen
Realität entsprechen“, meinte Prettner.
Für die Fachtagung des Kärntner Frauenreferates (ganztägig im Seeparkhotel Klagenfurt) konnten namhafte
Referentinnen und Referenten gewonnen werden. Darunter die Sozialforscherin Nadja Bergmann, die derzeit an einem
EU-Projekt zum Thema „Männer und Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ arbeitet. Familienforscher Wolfgang
Mazal referiert zum Thema „Gleichstellungspolitik, Vereinbarkeit und Partnerschaftlichkeit“, die Wissenschafterin
Claudia Wallner richtet ihren Fokus auf die Mädchen, der Gesundheitspsychologe Christian Scambor seinen auf
die Männerarbeit. In einem sind sich die Experten einig: Die Rahmenbedingungen müssten sich mehr denn
je an die Lebensphasen der Menschen anpassen.
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