Forschungsgruppe Media Creation der FH St. Pölten erforscht die Zukunft bewegter Bilder
St. Pölten (fh) - Virtuelle Realität in Verbindung mit 360°-Videos wird das Filmemachen in
den nächsten Jahren verändern. Für Bewegtbildproduktionen ergeben sich dadurch neue Möglichkeiten
und Herausforderungen bei Formatentwicklung, Produktion und Storytelling. Die Forschungsgruppe Media Creation des
Instituts für Creative\Media/Technologies der FH St. Pölten erforscht und entwickelt die Technik zu dieser
neuen Welt des Films und präsentierte die Arbeiten am 03.10. beim Media Innovation Day 2016 in Wien.
Bei der Kombination einer VR-Brille mit einem 360°-Video werden ZuseherInnen Teil einer virtuellen Welt und
können selbst entscheiden, aus welchem Blickwinkel sie ein Video betrachten. Im Zuge mehrerer Projekte testen
und entwickeln ForscherInnen und Studierende der FH St. Pölten die neue Technik.
„Verstärkt durch ein multisensorisches Erlebnis ruft diese Technik bei Nutzerinnen und Nutzern intensive Emotion
und Empathie hervor und fördert ein direktes sinnliches Erleben“, sagt Rosa von Suess, Leiterin der Forschungsgruppe
Media Creation am Institut für Creative\Media/Technologies der FH St. Pölten.
Virtual-Reality-Storytelling war das Thema des heutigen Media Creation Day in Wien. „Interaktion im VR-Raum kann
die Erlebnisqualität mindern, indem sie den Handlungsverlauf unterbricht, störende Wartezeiten erzeugt
oder einfach nur irritiert. Der Motivation, einer Erzählung teilnehmend zu folgen, steht der Lernprozess,
der eine z. B. sensorische Steuerung bedingt oft im Weg. An diesen Schnittstellen stellen sich relevante Fragen“,
so von Suess.
Spiel zwischen Realität, Fiktion und virtueller Welt
Um diese neue Welt der Bewegtbilder zu testen, hat die Forschungsgruppe Media Creation gemeinsam mit Studierenden
ein sogenanntes Alternate Reality Game (ARG) für Kinder entwickelt, ein Spiel, das gleichzeitig in mehreren
Medien, in sozialen Medien und in der Realität gespielt wird.
Kern des Spiels ist eine detektivische Aufgabe für die SpielerInnen. Diese suchen in Kleingruppen nach Hinweisen,
die auf zahlreiche Plattformen und Medien (online und offline) verteilt wurden. Dabei stoßen die Kinder in
der digitalen Welt auf die Figuren aus einem Kinderbuch, die „transmedial“ zum Leben erweckt werden. Neben klassischen
Medien und analogen Fundstücken kommen Social Media, Online-Videos, 3D-Virtual-Reality und 360°-Videos
für mobile Geräte zum Einsatz.
Aufbau von Medienkompetenz
„Das Spiel sucht nach Wegen, mit denen sich ein Kinderbuch transmedial, also mittels verschiedener Medien, so erweitern
und erzählen lässt, dass die Spielerfahrungen Spaß machen, abseits stereotypischer Rollen erlebt
werden, der Mehrwert auf kollektiven Lösungen statt einzelner Highscore-Leistungen gesetzt wird und die Medienkompetenz
der Kinder teamorientiert aufgebaut wird“, sagt von Suess.
„Der transmediale Kosmos des Spiels bestehend aus haptischen Gegenständen, digitalen und analogen Medien und
bildet den Rahmen für eine transmediale Spielwelt, in welcher bewusst die Grenzen zwischen Realität und
Fiktion verschwimmen. Besonderes Augenmerk kommt dabei transmedialen Erzählstrategien zu, in denen – im Unterschied
zur crossmedialen Vermarktung – Geschichten nicht bloß von einem Medium in ein anderes transformiert, sondern
plattformübergreifend erzählt werden“, ergänzt Jennifer Biechele, Junior Researcher der Forschungsgruppe
Media Creation, die das Projekt zum Spiel leitet.
Echter und virtueller Raum
Für die Produktion des 360°-Videos konstruierten Studierende des Bachelorstudiums Medientechnik unter
Anleitung der Forschungsgruppe Media Creation eigens einen real begehbaren Raum aus Karton, der im Spiel mittels
eines Virtual-Reality-Headsets (einem Head-Mounted-Display) oder einem Smartphone in Kombination mit einer geeigneten
Halterung als virtueller 360° Raum erlebbar ist.
Das Spiel entstand im Rahmen des Forschungsprojekts TraeX: Transmedia Extensions. Im Zentrum des Projekts steht
die gendersensible Entwicklung von Medienformaten für Kinder. Dabei soll das spezifische Potential von transmedialen
Erweiterungen für diese Zielsetzung ausgelotet und in Form eines Handbuchs der gendersensiblen Formatentwicklung
in der Praxis nutzbar gemacht werden.
Virtual-Reality-App für Unternehmen
Auch praktische Anwendungen für Unternehmen ergeben sich durch die neue Technik: Für die Firma TriLite
Technologies GmbH hat die Forschungsgruppe Media Creation eine interaktive Anwendung für eine Virtual-Reality-Brille
entwickelt, um das Produkt der Firma zu präsentieren: TriLite entwickelt Bildschirme, die ohne 3D-Brille ein
dreidimensionales Bild erzeugen können.
Da eine zweidimensionale Präsentation des Produkts mit Videos oder Printunterlagen den Effekt der Bildschirme
nur schwer vermitteln kann, hat die Forschungsgruppe Media Creation einen Weg für eine dreidimensionale Darstellung
gesucht und eine computergenerierte Visualisierung des New Yorker Times Square in einem virtuellen 360°-Raum
erstellt.
Media Innovation Day 2016
Der Media Innovation Day 2016 des „fjum_forum journalismus und medien wien“ widmete sich heute dem Thema „Virtual
Reality & 360° – Die immersive Kraft des VR-Storytelling“. Internationale Vortragende stellen herausragende
Virtual-Realtity-Projekte vor. Rosa von Suess präsentierte die Arbeiten der Forschungsgruppe Media Creation
der FH St. Pölten und war Mitglied im Programmkuratorium des Media Innovation Day 2016.
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