Vier der ursprünglich zehn Figuren, die die bürgerlichen Berufe darstellen, wurden
im 2. Weltkrieg zerstört. Rekonstruiert werden sie nun wieder an die Fassade gesetzt.
Wien (rk) - Durch einen Bombentreffer wurden an der Front Felderstraße insgesamt vier Figuren, die
die bürgerlichen Berufe des Buchdruckers, Kaufmanns, Arztes sowie Rechtsgelehrten darstellten, vernichtet.
„Die Skulpturen am Mittelrisalit wurden in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt äußerst aufwändig
rekonstruiert, um das ursprüngliche Erscheinungsbild von 1883 wiederherzustellen. In Kürze können
die Wienerinnen und Wiener wieder die gesamte Skulpturenreihe an ihrem Rathaus bewundern“, so Wohnbaustadtrat Michael
Ludwig. Am 03.10. wurden die ersten zwei, jeweils ca. 1,6 Tonnen schweren Skulpturen mittels Kran millimetergenau
in die Figurennischen platziert.
Im Zuge des 4. Bauabschnittes konnten alle sechs bestehenden, ca. 2,70 Meter großen und ca. 1,6 Tonnen schweren
Figuren am Mittelrisalit an der Front Felderstraße vor Ort restauriert werden.
Rekonstruktion der fehlenden 4 Figuren
Vom „Repräsentant des Kaufmannstandes“ sowie „Repräsentant des Buchdruckergewerbes“ gibt es historische
Tonmodelle im Wien Museum, die für die Rekonstruktion als Vorlage wiederverwendet werden konnten. Vom „Arzt“
und vom „Rechtsgelehrten“ existieren die Tonmodelle leider nicht mehr. Lediglich ein verschwommenes Bild der Fassade
und ein Bild des Tonmodells vom Arzt konnten in einem Buch und in den Archiven gefunden werden. Aus diesem Grund
wurden vom ausführenden Bildhauer Bruno Rey und seinem Mitarbeiter Jonathan Mollner nach dem historischen
Vorbild Tonmodelle geschaffen. Für die eindeutige Lesbarkeit des jeweiligen bürgerlichen Berufs wurden
als Attribute eine Pillendose für den Arzt bzw. eine Schriftrolle und eine Schreibfeder für den Rechtsgelehrten
bildhauerisch ausgearbeitet.
Die vier Tonmodelle wurden in 3D eingescannt. Mit Hilfe der Computerdaten bearbeiteten Steinmetze die ca. 3 Tonnen
schweren Rohblöcke aus Savonnières-Kalkstein mittels modernster CNC Technik zu grob ausgearbeiteten
Skulpturen. Dieser Vorgang dauerte ca. 180 Stunden je Figur. Danach wurden die Figuren ins Atelier in Stockerau
transportiert, wo sie in rund 320 Arbeitsstunden je Figur von Rey und Mollner bildhauerisch detailreich ausgearbeitet
wurden.
Imposanter Figurenschmuck wieder vollständig
Am 3. und 4. Oktober 2016 kehren die vier Skulpturen im Wert von rund 265.000 Euro, die im Auftrag der MA 34,
die für die Sanierung der Rathausfassaden verantwortlich zeichnet, rekonstruiert wurden, an ihren angestammten
Platz am Wiener Rathaus zurück. Beginnend am Montag mit der Aufstellung des „Repräsentanten des Kaufmannstandes“
sowie des „Repräsentanten des Buchdruckergewerbes“. Am Dienstag folgen die Skulpturen des „Arztes“ und des
„Rechtsgelehrten“.
„Damit ist der imposante Figurenschmuck des Wiener Rathauses nach mehr als 70 Jahren wieder vollständig“,
freut sich Stadtrat Michael Ludwig.
Die Wiener Rathausfassaden werden von insgesamt 76 monolithischen Skulpturen aus feinkörnigem Savonnières-Kalkstein
aus Lothringen geschmückt, die von insgesamt 26 Bildhauern ausgeführt wurden. Sie zeigen im Arkadenhof
Heinrich II Jasomirgott und Leopold VI, sowie an den Außenfassaden die Figuren der Kronländer, die Figuren
der Vorstädte, Freiwillige und Bürgersoldaten, Tugenden und bürgerliche Berufe.
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