Wien (wifo) - Trotz des nur mäßigen Wirtschaftswachstums verbesserte sich 2015 die internationale
Lohnstückkostenposition der österreichischen Warenhersteller relativ zum gewichteten Durchschnitt aller
Handelspartner. Dies war vor allem der günstigen Wechselkursentwicklung zuzuschreiben. Im Vergleich mit den
EU-Handelspartnern ergab sich dagegen zum dritten Mal in Folge eine leichte Verschlechterung. Längerfristig
veränderte sich die relative Lohnstückkostenposition der österreichischen Warenherstellung nur wenig,
mit einer tendenziellen Verschlechterung seit 2009.
Nach einer mäßigen Entwicklung im Jahr 2014 (+1,3%) nahm die Bruttowertschöpfung pro Kopf auch
2015 nur unterdurchschnittlich zu (+1,1%). Die Arbeitskosten erhöhten sich 2015 um 2,3%, etwa im selben Ausmaß
wie im Jahr 2014 (+2,2%). Zusammen bewirkten diese Entwicklungen einen Anstieg der Lohnstückkosten um 1,2%.
Allerdings entwickelte sich der nominell-effektive Wechselkurs 2015 günstig, sodass die österreichischen
Exporte im Ausland - insbesondere in den USA - billiger wurden. Der nominell-effektive Wechselkurs zeigt für
Österreich einen Rückgang um 2,7% an. Dieser war insbesondere auf die Abwertung des Euro gegenüber
dem Dollar zurückzuführen (-16,5%). Auch gegenüber dem Yen (-4,3%) und dem britischen Pfund (-10%)
notierte der Euro 2015 schwächer als 2014.
Dies schlug sich 2015 in einer Verbesserung der österreichischen Lohnstückkostenposition relativ zum
gewichteten Durchschnitt aller Handelspartner um 1,2% nieder. Gegenüber den EU-Handelspartnern, die überwiegend
dem Euro-Raum angehören, verschlechterte sich die österreichische Lohnstückkostenposition dagegen
um 0,6%. Im Vergleich zu Deutschland blieben die relativen Lohnstückkosten 2015 beinahe unverändert (+0,1%).
In einer längerfristigen Betrachtung sind unterschiedliche Phasen in der Entwicklung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit
der österreichischen Industrie zu erkennen: Einer starken Verbesserung gegenüber dem Durchschnitt aller
Handelspartner in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre folgte in den frühen 2000er-Jahren eine gegenläufige
Entwicklung. Seit 2003 schwankt die relative Lohnstückkostenposition der österreichischen Warenherstellung
deutlich weniger - bis 2008 mit einem tendenziell konstanten, seither leicht negativen Verlauf, insbesondere im
Vergleich zu den EU-Handelspartnern. Gegenüber Deutschland zeigt sich seit 2010 kaum eine Veränderung
der österreichischen Lohnstückkostenposition.
Zur Ermittlung der relativen Lohnstückkostenposition
Lohnstückkosten setzen die Veränderung der Arbeitskosten in Relation zur Produktivitätsentwicklung
und bilden die effektiven Kosten der Arbeit ab. Um von den Lohnstückkosten Rückschlüsse auf die
internationale preisliche Wettbewerbsfähigkeit ableiten zu können, müssen auch Wechselkursveränderungen
gegenüber den Handelspartnern und die Struktur des Außenhandels berücksichtigt werden.
Das WIFO verwendet eine harmonisierte Methode zur Berechnung der relativen Lohnstückkostenposition, die auch
von den europäischen Nationalbanken eingesetzt wird. Dabei wird ein länderspezifisches Gewichtungsschema
mit einfachen (bilateralen) Importgewichten und doppelten (multilateralen) Exportgewichten herangezogen, das die
Relevanz der einzelnen Handelspartner in der Außenhandelsverflechtung berücksichtigt.
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