Österreichs oberster Seilbahner fordert von deutscher Umweltministerin sachliche Gewichtung
in der Kunstschnee-Debatte
Wien (fachverband) - Für Unverständnis sorgen bei Franz Hörl (Obmann des Fachverbandes der
österreichischen Seilbahnen) die jüngsten Aussagen der deutschen Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD),
die im Rahmen der Alpenkonferenz im bayrischen Grassau meinte, es dürfe auf Dauer keinen Skibetrieb mit Schneekanonen
mehr geben. Für Österreichs obersten Seilbahner eine Aussage, die abseits einer entsprechenden Begründung
gleich in mehrerer Hinsicht zurückzuweisen ist. „Erstens deshalb, da Beschneiung – auch wenn sie derart modern
und energieffizient wie in Österreich erfolgt – zwar gerne als Klima-Sündenbock hingestellt wird, dies
aber nicht den Tatsachen entspricht. Wir entnehmen Wasser, dieses wird nach Reinheits-Gebot ohne jegliche Zusätze
zu Schnee und gelangt dann wieder in seinem Ursprungszustand in die Natur zurück“, so Hörl, der darauf
verweist, dass ein einzelnes mittelständisches Industrieunternehmen mehr Strom verbraucht als alle österreichischen
Seilbahnen gemeinsam. Mittlerweile sind 85 Prozent der für Beschneiung verwendeten Energie erneuerbar.
Als „beinahe“ zynisch bezeichnet Hörl die Aussage der Umweltministerin, es brauche Formen des Wintertourismus
abseits des Skibetriebs. „Wesentliches Merkmal des Wintertourismus ist und bleibt der Schnee, egal ob als Grundlage
für Skisport oder etwas anderem. Selbst Langlaufen, Tourengehen oder Schneeschuhwandern macht auf Schnee einfach
mehr Spaß“, so Hörl. Auch die Forderung nach nachhaltigem Tourismus versteht Hörl nicht als Argument
gegen, sondern vielmehr für die Seilbahnen. „Diese sind letztlich das umweltfreundlichste Verkehrsmittel der
Welt, können im Falle ohne nachhaltige Umweltschäden abgebaut werden und sind ebenso wenig Klimasünder
wie Schneekanonen!“
Im Sinne einer sachlichen Gewichtung spricht Hörl auch die Existenzgrundlage für hunderttausende Menschen
an. „Die Seilbahnen sorgen allein in Österreich für mehr als 110.000 Jobs, die unmittelbar davon abhängigen
Arbeitsplätze im Tourismus noch gar nicht eingerechnet. Was für deutsche Verhältnisse nach wenig
klingen mag, ist bei insgesamt 4,15 Millionen Erwerbstätigen jedoch eine relevante Größe!"
Auch mit Blick auf die gesamte Bedeutung des Tourismus wird die Wichtigkeit des Wintersports und der Seilbahnen
ersichtlich. Österreich zählt pro Jahr 135 Millionen Nächtigungen, wobei der Winter und somit der
Wintersport immer noch die stärkste Saison sind. Im Vergleich: das zehnmal größere Deutschland
kommt auf insgesamt 436 Millionen Nächtigungen und damit im Verhältnis auf gerade einmal ca. dreimal
so viel. „Umso mehr braucht es eine ehrliche, sachliche Debatte, die auch die Entwicklungsmöglichkeit alpiner
Regionen berücksichtigt. Ich kann mir schon vorstellen, dass dies aus dem Blickwinkel Berlin und Kleve schwer
fällt, aber die Kenntnisnahme regionaler wirtschaftlicher Potenziale muss die Grundlage für Wortmeldungen
zu diesem Thema sein“, so Hörl. Bevor sie aus der Ferne auf Schneekanonen schießt, sollte sich die Umweltministerin
den wahren und sachlich begründbaren Themen in der Nachhaltigkeitsdebatte widmen. „Dazu zählt etwa das
Thema Mobilität oder auch neue Industrieformen, die nicht wie etwa die deutsche Stahlindustrie davon leben,
Rohstoffe aus weit entfernten Ländern nach Deutschland zu verschiffen“, so Österreichs oberster Seilbahnvertreter,
der Ministerin Hendricks jederzeit und gerne zu einem Lokalaugenschein in die österreichischen Alpen einlädt.
„Am liebsten im Winter, denn verschneit sind die Alpen immer noch am schönsten!"
|