St. Pölten (nöwpd) - Niederösterreichs Exportwirtschaft ist wieder etwas optimistischer gestimmt.
40 Prozent der heimischen Exporteure erwarten steigende Exportchancen, nur zehn Prozent stellen sich auf schlechtere
Chancen ein. Das zeigt eine unter 297 niederösterreichischen Exportbetrieben im Spätsommer durchgeführte
„market“-Studie, die von Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav, NÖ Wirtschaftskammer-Präsidentin
Sonja Zwazl und Thomas Salzer, Präsident der NÖ Industriellenvereinigung, vorgestellt wurde.
Besonders optimistisch sind Betriebe, die schon jetzt ansehnliche Exportanteile zwischen 31 und 60 Prozent erreichen.
56 Prozent sind der Meinung, dass es heuer und im nächsten Jahr besser laufen wird als im Vorjahr. Die große
Bedeutung der Exportwirtschaft für Niederösterreich gehe daraus hervor, dass 40 Prozent des Brutto-Regionalprodukts
(BRP) im Warenexport erwirtschaftet werden, so Bohuslav. Zusammen mit dem Dienstleistungssektor erhöht sich
der Exportanteil auf 50 bis 60 Prozent. „Mehr als 220.000 Arbeitsplätze in Niederösterreich werden durch
den Export gesichert“, rechnet die Wirtschaftslandesrätin vor. Bei der Exportförderung gebe es „noch
Luft nach oben“.
„Die rund 6.500 Firmen in Niederösterreich, die im Jahr 2015 im Export mehr als 20 Milliarden Euro erwirtschaftet
haben, sind überwiegend Mittelständler“, betont WKNÖ-Präsidentin Sonja Zwazl. Als Beispiele
dafür, dass viele Betriebe jetzt auch die Fernmärkte entdeckt haben und manche sogar zum Weltmarktführer
aufgestiegen sind, nannte Zwazl das Waldviertler Unternehmen GLS Tanks in Heidenreichstein mit 100 Prozent Exportquote
und die Firma Ovotherm in Wiener Neudorf, die mit einem Exportanteil von 98 Prozent Verpackungen für Eier
in 65 Länder auf der ganzen Welt liefert.
Da die ersten Schritte in neue Märkte oft schwierig sind, rückte Zwazl das umfangreiche Beratungs- und
Förderangebot der Kammer ins Licht, die mit ihrer Außenwirtschaftsorganisation ein Netzwerk mit mehr
als 100 Stützpunkten in 70 Ländern als Türöffner bereitstelle. Hier gebe es Direktförderungen
bis zu 12.000 Euro.
Gute Voraussetzungen für solche Exportoffensiven bescheinigt Präsident Salzer der niederösterreichischen
Industrie. „Dafür ausschlaggebend sind die Qualität der Produkte, die gute Ausbildung unserer Fachkräfte,
das gute Image und die Innovationskraft der heimischen Betriebe,“ sagt er. Gleichzeitig kritisiert er aber die
hohen Lohnnebenkosten - „in Deutschland sind sie um 20 Prozent niedriger“ -, die zu geringe Flexibilität bei
den Arbeitszeiten sowie den bürokratischen Aufwand, der viel zu hoch sei. „Die Rahmenbedingungen müssen
sich verbessern, sonst nehmen wir uns selber aus dem Rennen“, warnt Salzer.
Einmütig bekennen sich alle drei zum Abschluss der Freihandelsabkommens CETA mit Kanada und TTIP mit den USA.
Kanada sei schon jetzt der viertwichtigste Übersee-Markt. Derartige Abkommen seien vor allem für die
Klein- und Mittelbetriebe wichtig, betont Salzer, denn die ganz großen Konzerne und Betriebe hätten
schon jetzt genug andere Möglichkeiten. „CETA und auch TTIP bieten uns wichtige Chancen für die künftige
Entwicklung“, so der Industrie-Präsident. Im übrigen erhoffen die heimischen Exporteure trotz BREXIT
auch weiterhin gute Handelsbeziehungen mit Großbritannien.
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