Österreich weiter auf Wachstumskurs

 

erstellt am
14. 10. 16
11:00 MEZ

Österreichs Wirtschaft bleibt auf moderatem Wachstumskurs: Bank Austria Konjunkturindikator im September unverändert zum Vormonat bei 0,8 Punkten
Wien (bank austria) - Der Wachstumskurs der österreichischen Wirtschaft hat seit dem Sommer etwas an Schwung verloren, bleibt jedoch trotz steigender Konjunkturrisiken solide. „Der Bank Austria Konjunkturindikator hat sich im September im Vergleich zum Vormonat nicht verändert. Mit 0,8 Punkten weist der Indikator weiterhin auf ein solides Wachstum der österreichischen Wirtschaft hin. Gegenüber dem Sommer hat sich das Erholungstempo kaum verlangsamt“, meint Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Der Bank Austria Konjunkturindikator erreichte im dritten Quartal damit durchschnittlich einen Wert von 0,9 Punkten, nach nur 0,4 Punkten im vorhergehenden Quartal. „Aufgrund des starken Anstiegs des Indikators im dritten Quartal gehen wir für diesen Zeitraum von einer höheren Wirtschaftsdynamik aus als im Frühjahr. Der magere BIP-Anstieg von 0,1 Prozent im zweiten Quartal konnte in den Sommermonaten nach unseren Berechnungen spürbar übertroffen werden.“, zeigt sich Bruckbauer zuversichtlich.

Das solide Wachstum der österreichischen Wirtschaft im dritten Quartal war ausschließlich der Inlandsnachfrage zu verdanken. Der Aufwind im Einzelhandel zeigt, dass der Konsum gestützt auf positive Effekte durch die Steuerreform zu Beginn des Jahres und eine dank der stabilen Rohstoffpreisentwicklung anhaltend niedrige Inflation den entscheidenden Beitrag geleistet hat. „Nicht nur der Konsum, auch die Investitionen sind über den Sommer schwungvoll geblieben und haben einen Anstieg des BIP von bis zu 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorquartal ermöglicht. Nimmt man die mäßge Auftragsentwicklung im Export als Gradmesser, konnte hingegen der Außenhandel weiterhin nicht zum Wirtschaftswachstum in Österreich beitragen“, meint Bruckbauer.

In den kommenden Monaten wird sich am bestehenden Wachstumsmuster in Österreich nur wenig ändern. Dem soliden dritten Quartal wird jedoch voraussichtlich ein etwas schwächeres Schlussquartal folgen, in dem sich die zunehmenden konjunkturellen Unsicherheiten, wie etwa der Brexit und die US-Präsidentschaftswahlen belastend niederschlagen werden. „Die österreichische Wirtschaft steuert unverändert auf einen Jahresdurchschnitt von 1,5 Prozent Wirtschaftswachstum 2016 zu. Bei leicht dämpfenden Außenhandel ist dieses etwa zu zwei Drittel vom Konsum und zu einem Drittel von der Erholung der Investitionen bestimmt“, so Bruckbauer.

Die Inlandsnachfrage bleibt auch 2017 die bestimmende Kraft der Konjunkturerholung, die sich jedoch etwas verlangsamt fortsetzen wird. Mit ein Grund für das etwas geringere Tempo der heimischen Wirtschaft im kommenden Jahr ist der private Konsum, der etwas an Dynamik verlieren sollte. Die positiven Effekte der Steuerreform werden schwächer und die Unterstützung durch die niedrige Inflation lässt nach. Die nach einer zwischenzeitlichen Verbesserung im Sommer nun wieder stärker eingetrübte Stimmung der Verbraucher könnte bereits ein erstes Vorzeichen dafür sein. Darüber hinaus dürfte die Investitionsfreudigkeit der Unternehmen beeinflusst von Unsicherheiten wie dem bevorstehenden Brexit sowie anhaltenden geopolitischen Spannungen an Kraft einbüßen. Zwar sind die Aussichten für Bauinvestitionen günstig, doch die Anlageinvestitionen werden den Schwung von 2016 nicht halten können. Die Stimmung in der exportorientierten Industrie Österreichs hat sich im September verbessert, da sich die Zuversicht der Industrie in der gesamten EU mit Ausnahme des Vereinigten Königreichs erhöht hat. Die Wachstumserwartungen der Länder der Europäischen Union sind für 2017 zwar niedriger, doch haben sich die Aussichten für andere Exportmärkte klar verbessert. So ist 2017 mit einer günstigeren Konjunktur in vielen Schwellenländern zu rechnen. Voraussichtlich wird auch 2017 der Außenhandel aufgrund einer nur geringfügig höheren Dynamik der Exporte das Wachstum der österreichischen Wirtschaft dämpfen, wenn auch weniger als im laufenden Jahr. „Aufgrund der geringeren Unterstützung durch den Konsum sowie negativer Auswirkungen auf die Investitionstätigkeit und die Exportdynamik durch den bevorstehenden Austritt der Briten aus der EU sowie sich verstärkende protektionistische Trends im globalen Handel wird die Wachstumsdynamik 2017 schwächer ausfallen als im laufenden Jahr. Wir erwarten für 2017 einen Anstieg des BIP von 1,1 Prozent“, meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Arbeitslosenquote steigt 2017 wieder stärker auf 9,4 Prozent
Die Konjunkturerholung des laufenden Jahres hat sich positiv auf den österreichischen Arbeitsmarkt ausgewirkt. Trotz eines Beschäftigungswachstums von bislang 1,4 Prozent zum Vorjahr ist die Arbeitslosenquote jedoch nicht gesunken, da das Arbeitskräfteangebot ebenfalls zugenommen hat. „Die Arbeitslosenquote betrug in den ersten neun Monaten 2016 durchschnittlich 9 Prozent. Hinter diesem gegenüber der Vorjahresperiode unveränderten Wert stehen zwei gegenläufige Effekte: Ein positiver Konjunktureffekt und ein konterkarierender Arbeitsangebotseffekt. Wäre das Arbeitskräfteangebot 2016 konstant geblieben, hätte die verbesserte Konjunktur die Arbeitslosenquote nach unseren Berechnungen auf 7,7 Prozent gesenkt“, so Pudschedl.

Da weiterhin mehr Frauen und ältere Arbeitnehmer auf den Arbeitsmarkt drängen und sich die Zuwanderung weiter auswirken wird , ist 2017 ein weiterer Anstieg des Arbeitskräfteangebots zu erwarten. Angesichts der sich etwas verlangsamenden Konjunktur wird dies die Arbeitslosenquote voraussichtlich erhöhen. Im Jahresdurchschnitt 2017 gehen die Ökonomen der Bank Austria von einem Anstieg der Arbeitslosenquote auf 9,4 Prozent aus, nach 9,2 Prozent im laufenden Jahr.

Inflation vor Aufwärtsbewegung

Die Inflation in den ersten neun Monaten betrug verglichen mit dem Vorjahr durchschnittlich nur 0,8 Prozent. Ab Oktober wird die Inflation in Österreich langsam zu steigen beginnen. Zum einen läuft der dämpfende Basiseffekt durch den starken Ölpreisrückgang vor einem Jahr nun aus. Zum anderen zeichnet sich eine Trendwende der Rohstoffpreise ab, so hat der Ölpreis mittlerweile die Marke von 50 US-Dollar pro Barrel dauerhaft nach oben durchbrochen. „Wir gehen davon aus, dass bis zum Jahreswechsel die Inflation langsam auf knapp über 1 Prozent klettert, so dass sich im Jahresmittel 2016 eine Teuerung von 0,9 Prozent ergeben wird. Für 2017 nehmen wir an, dass sich die Rohstoffpreise nur geringfügig nach oben bewegen werden und erwarten daher eine durchschnittliche Inflation von 1,8 Prozent“, so Pudschedl.

 

 

 

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