Österreichs Wirtschaft bleibt auf moderatem Wachstumskurs: Bank Austria Konjunkturindikator
im September unverändert zum Vormonat bei 0,8 Punkten
Wien (bank austria) - Der Wachstumskurs der österreichischen Wirtschaft hat seit dem Sommer etwas an
Schwung verloren, bleibt jedoch trotz steigender Konjunkturrisiken solide. „Der Bank Austria Konjunkturindikator
hat sich im September im Vergleich zum Vormonat nicht verändert. Mit 0,8 Punkten weist der Indikator weiterhin
auf ein solides Wachstum der österreichischen Wirtschaft hin. Gegenüber dem Sommer hat sich das Erholungstempo
kaum verlangsamt“, meint Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Der Bank Austria Konjunkturindikator erreichte
im dritten Quartal damit durchschnittlich einen Wert von 0,9 Punkten, nach nur 0,4 Punkten im vorhergehenden Quartal.
„Aufgrund des starken Anstiegs des Indikators im dritten Quartal gehen wir für diesen Zeitraum von einer höheren
Wirtschaftsdynamik aus als im Frühjahr. Der magere BIP-Anstieg von 0,1 Prozent im zweiten Quartal konnte in
den Sommermonaten nach unseren Berechnungen spürbar übertroffen werden.“, zeigt sich Bruckbauer zuversichtlich.
Das solide Wachstum der österreichischen Wirtschaft im dritten Quartal war ausschließlich der Inlandsnachfrage
zu verdanken. Der Aufwind im Einzelhandel zeigt, dass der Konsum gestützt auf positive Effekte durch die Steuerreform
zu Beginn des Jahres und eine dank der stabilen Rohstoffpreisentwicklung anhaltend niedrige Inflation den entscheidenden
Beitrag geleistet hat. „Nicht nur der Konsum, auch die Investitionen sind über den Sommer schwungvoll geblieben
und haben einen Anstieg des BIP von bis zu 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorquartal ermöglicht. Nimmt man die
mäßge Auftragsentwicklung im Export als Gradmesser, konnte hingegen der Außenhandel weiterhin
nicht zum Wirtschaftswachstum in Österreich beitragen“, meint Bruckbauer.
In den kommenden Monaten wird sich am bestehenden Wachstumsmuster in Österreich nur wenig ändern. Dem
soliden dritten Quartal wird jedoch voraussichtlich ein etwas schwächeres Schlussquartal folgen, in dem sich
die zunehmenden konjunkturellen Unsicherheiten, wie etwa der Brexit und die US-Präsidentschaftswahlen belastend
niederschlagen werden. „Die österreichische Wirtschaft steuert unverändert auf einen Jahresdurchschnitt
von 1,5 Prozent Wirtschaftswachstum 2016 zu. Bei leicht dämpfenden Außenhandel ist dieses etwa zu zwei
Drittel vom Konsum und zu einem Drittel von der Erholung der Investitionen bestimmt“, so Bruckbauer.
Die Inlandsnachfrage bleibt auch 2017 die bestimmende Kraft der Konjunkturerholung, die sich jedoch etwas verlangsamt
fortsetzen wird. Mit ein Grund für das etwas geringere Tempo der heimischen Wirtschaft im kommenden Jahr ist
der private Konsum, der etwas an Dynamik verlieren sollte. Die positiven Effekte der Steuerreform werden schwächer
und die Unterstützung durch die niedrige Inflation lässt nach. Die nach einer zwischenzeitlichen Verbesserung
im Sommer nun wieder stärker eingetrübte Stimmung der Verbraucher könnte bereits ein erstes Vorzeichen
dafür sein. Darüber hinaus dürfte die Investitionsfreudigkeit der Unternehmen beeinflusst von Unsicherheiten
wie dem bevorstehenden Brexit sowie anhaltenden geopolitischen Spannungen an Kraft einbüßen. Zwar sind
die Aussichten für Bauinvestitionen günstig, doch die Anlageinvestitionen werden den Schwung von 2016
nicht halten können. Die Stimmung in der exportorientierten Industrie Österreichs hat sich im September
verbessert, da sich die Zuversicht der Industrie in der gesamten EU mit Ausnahme des Vereinigten Königreichs
erhöht hat. Die Wachstumserwartungen der Länder der Europäischen Union sind für 2017 zwar niedriger,
doch haben sich die Aussichten für andere Exportmärkte klar verbessert. So ist 2017 mit einer günstigeren
Konjunktur in vielen Schwellenländern zu rechnen. Voraussichtlich wird auch 2017 der Außenhandel aufgrund
einer nur geringfügig höheren Dynamik der Exporte das Wachstum der österreichischen Wirtschaft dämpfen,
wenn auch weniger als im laufenden Jahr. „Aufgrund der geringeren Unterstützung durch den Konsum sowie negativer
Auswirkungen auf die Investitionstätigkeit und die Exportdynamik durch den bevorstehenden Austritt der Briten
aus der EU sowie sich verstärkende protektionistische Trends im globalen Handel wird die Wachstumsdynamik
2017 schwächer ausfallen als im laufenden Jahr. Wir erwarten für 2017 einen Anstieg des BIP von 1,1 Prozent“,
meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Arbeitslosenquote steigt 2017 wieder stärker auf 9,4 Prozent
Die Konjunkturerholung des laufenden Jahres hat sich positiv auf den österreichischen Arbeitsmarkt ausgewirkt.
Trotz eines Beschäftigungswachstums von bislang 1,4 Prozent zum Vorjahr ist die Arbeitslosenquote jedoch nicht
gesunken, da das Arbeitskräfteangebot ebenfalls zugenommen hat. „Die Arbeitslosenquote betrug in den ersten
neun Monaten 2016 durchschnittlich 9 Prozent. Hinter diesem gegenüber der Vorjahresperiode unveränderten
Wert stehen zwei gegenläufige Effekte: Ein positiver Konjunktureffekt und ein konterkarierender Arbeitsangebotseffekt.
Wäre das Arbeitskräfteangebot 2016 konstant geblieben, hätte die verbesserte Konjunktur die Arbeitslosenquote
nach unseren Berechnungen auf 7,7 Prozent gesenkt“, so Pudschedl.
Da weiterhin mehr Frauen und ältere Arbeitnehmer auf den Arbeitsmarkt drängen und sich die Zuwanderung
weiter auswirken wird , ist 2017 ein weiterer Anstieg des Arbeitskräfteangebots zu erwarten. Angesichts der
sich etwas verlangsamenden Konjunktur wird dies die Arbeitslosenquote voraussichtlich erhöhen. Im Jahresdurchschnitt
2017 gehen die Ökonomen der Bank Austria von einem Anstieg der Arbeitslosenquote auf 9,4 Prozent aus, nach
9,2 Prozent im laufenden Jahr.
Inflation vor Aufwärtsbewegung
Die Inflation in den ersten neun Monaten betrug verglichen mit dem Vorjahr durchschnittlich nur 0,8 Prozent. Ab
Oktober wird die Inflation in Österreich langsam zu steigen beginnen. Zum einen läuft der dämpfende
Basiseffekt durch den starken Ölpreisrückgang vor einem Jahr nun aus. Zum anderen zeichnet sich eine
Trendwende der Rohstoffpreise ab, so hat der Ölpreis mittlerweile die Marke von 50 US-Dollar pro Barrel dauerhaft
nach oben durchbrochen. „Wir gehen davon aus, dass bis zum Jahreswechsel die Inflation langsam auf knapp über
1 Prozent klettert, so dass sich im Jahresmittel 2016 eine Teuerung von 0,9 Prozent ergeben wird. Für 2017
nehmen wir an, dass sich die Rohstoffpreise nur geringfügig nach oben bewegen werden und erwarten daher eine
durchschnittliche Inflation von 1,8 Prozent“, so Pudschedl.
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