Sommerbilanz 2016: Kärntens Tourismus im Aufwind

 

erstellt am
14. 10. 16
11:00 MEZ

Kärntens Hoteliers und Gastronomen freuen sich über einen erfolgreichen Sommer. Doch die Herausforderungen sind groß: Der bürokratische Aufwand ist enorm, die Kosten steigen.
Klagenfurt (wk-ktn) - Das Stimmungsbarometer im Kärntner Tourismus zeigt nach oben: Der Großteil der Kärntner Hotellerie- und Gastronomiebetriebe kann eine erfolgreiche Sommerbilanz ziehen. Die Nächtigungszahlen im Überblick:

  • Im August gab es 574.363 Ankünfte (+1,2 Prozent im Vergleich zum August 2015) und 2.998.479 Übernachtungen (+6,3) in Kärntens Tourismusbetrieben. Das Plus im Juli war noch größer: Es wurden 569.132 Ankünfte (+11,6) und 2.627.848 Übernachtungen (+6,5 Prozent im Vergleich zum Juli 2015) gezählt.
  • Die größten Zuwächse nach Herkunftsländern gab es bei Urlaubern aus den Niederlanden (35 Prozent), Dänemark (24,9) und Tschechien (23,7). Am meisten Gäste kommen nach wie vor aus Deutschland (38,9 Prozent) zu uns, an zweiter und dritter Stelle liegen Österreicher (34,2) und Niederländer (12,7).
  • Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer pro Gast beträgt 5,2 Urlaubstage, wobei der österreichische Gast kürzer in Kärnten urlaubt (durchschnittlich 4,4 Tage) als Gäste aus dem Ausland (5,8 Tage).


„Im Juli und August hatten wir mehr als 5,6 Millionen Nächtigungen in Kärnten. Dazu kommen über 1,4 Millionen Nächtigungen auf Campingplätzen. Nach Jahren, in denen wir durch die Wüste gegangen sind, ist das insgesamt eine sehr erfreuliche Entwicklung, zu der auch das Wetter seinen Teil beigetragen hat“, sagte Sigismund E. Moerisch, Obmann der WK-Fachgruppe Hotellerie, heute bei einem Pressegespräch.

Hält der Herbst?
Erste Umfragen in den Regionen zeigen aber, dass die Nachsaison gut angelaufen ist. „Wir können noch nicht sagen, wie groß das Plus ist und ob es in allen Betrieben Zuwächse gibt, aber die Stimmung ist gut und die zufriedenen Gesichter meiner Kolleginnen und Kollegen stimmen mich zuversichtlich.“ Um den Herbst noch stärker anzukurbeln, fordert Kärntens Hotellerie bereits seit langem die Einführung von Herbstferien. Noch stößt man damit auf taube Ohren bei den Verantwortlichen im Landesschulrat und in der Politik. „Aber ich hoffe, dass diese Ablehnung nicht von Dauer sein wird. Es gibt viele Befürworter der Herbstferien – neben der Wirtschaftskammer sind das beispielsweise die Arbeiterkammer sowie viele Schulexperten und Pädagogen“, so Moerisch.

Investitionen vervielfachen sich heuer
Die Investitionsbereitschaft der Kärntner Hoteliers und Gastronomen ist stark im Steigen. Ein Grund dafür sind die neuen Förderprogramme von KWF (Kärntner Wirtschaftsförderungsfonds) und ÖHT (Österreichische Hotel- und Tourismusbank), an deren Entwicklung die Fachgruppe Hotellerie maßgeblich beteiligt war. Das Besondere an ihnen ist, dass sie für nahezu alle Arten der Investition zur Verfügung stehen: von saisonverlängernden Maßnahmen über Sanierung und Neubauten bis hin zur Betriebsgrößenoptimierung. Mit einer Kombination aus langfristig zinsfreien Krediten mit Zuschüssen und Haftungsübernahme werden sowohl kleinere Investitionen ab 10.000 Euro als auch große Projekte unterstützt. Dem Vernehmen nach sind bereits Förderanträge für Projekte mit einem Investitionsvolumen von 100 Millionen Euro bei den Förderstellen eingegangen. „Förderungen und Investitionsvolumen werden sich heuer vervielfachen. Die Betriebe wollen vor allem Ersatzinvestitionen tätigen, um die Qualität in den Betrieben weiter zu heben.“

Wie geht es den Wirten?
Auch die Kärntner Wirte hatten einen umsatzstarken Sommer. Das zeigt eine aktuelle
E-Mail-Umfrage, die Anfang dieser Woche von der Fachgruppe Gastronomie gestartet wurde und an der Unternehmer mit den unterschiedlichsten Betrieben (von der Bar über die Eisdiele bis hin zum Kärntner Wirtshaus) teilgenommen haben:

  • Acht von zehn der teilnehmenden Gastronomen sagen, dass sie mit der Sommersaison 2016 zufrieden sind. 42,5 Prozent geben an, dass sich ihre Umsätze (Achtung: nicht ihre Erträge!) im Vergleich zum Sommer 2015 verbessert haben. 37,5 Prozent sagen, dass die Umsätze gleich geblieben sind. Bei 20 Prozent hat sich die Umsatzentwicklung verschlechtert.
  • Die durchschnittliche Konsumationshöhe pro Gast liegt bei 17,70 Euro.
  • 60 Prozent der Befragten wollen in den kommenden Monaten in den Betrieb investieren. Mehr als die Hälfte plant Investitionen in der Höhe von 5.000 bis 25.000 Euro.
  • Die Familie spielt in Kärntens Gastronomie eine wichtige Rolle: In acht von zehn Gastronomiebetrieben arbeiten Familienmitglieder mit. „Für viele wäre es ohne familiäre Unterstützung nicht möglich, ein positives Betriebsergebnis zu erwirt-schaften – das muss sich ändern“, fordert Stefan Sternad, Obmann der WK-Fachgruppe Gastronomie.


Was die Wirte aufregt
Neben den aktuellen Zahlen wurden die Wirte in der Umfrage auch zu den größten Hindernissen bei ihrer Arbeit gefragt. Sternad: „Das Bild ist eindeutig: Die Betriebe sind am absoluten Bürokratie-Limit angelangt.“ Die Fülle an neuen Gesetzen und Kontrollen für Gastronomiebetriebe habe sich in den vergangenen Jahren vervielfacht. „Der Tenor unserer Mitgliedsbetriebe ist: Wirt zu sein, ist eine tolle Arbeit, auf die man stolz sein kann. Wenn man bei seiner täglichen Arbeit aber dermaßen von bürokratischen Hürden behindert wird, hört es auf, Spaß zu machen“, so Sternad.

Mit Abstand am meisten Kommentare gab es von den Kärntner Wirten zum Thema Mitarbeiter und Lohn(neben)kosten: Für rund die Hälfte der Befragten hat die Suche nach Fachkräften großen bzw. sehr großen Einfluss auf ihre Arbeit. Hier ein kurzer Auszug aus den Kommentaren: „Es sind keine Fachkräfte zu bekommen“; „Köche sind Mangelware“; „Es wird immer schwieriger“; „Die Mitarbeitersuche ist zu einem massiven Problem geworden“.
Für wenig Aufregung bei den Gastronomen sorgt hingegen die Registrierkassenpflicht. Der Großteil der Befragten hat bereits vor der Einführung der Registrierkassenpflicht mit einer (oder mehreren) Registrierkassen gearbeitet. Viele mussten ihre Kassen gegen neue eintauschen, einen großen zusätzlichen Aufwand sehen sie dadurch aber nicht.

Weniger Bürokratie und Lohnnebenkosten
Die beiden wichtigsten Forderungen der Fachgruppen Gastronomie und Hotellerie zielen auf die Entlastung der Betriebe ab:

  • Weniger Bürokratie und
  • eine deutliche Senkung der Lohnnebenkosten.


„Die Mitarbeiterkosten sind für unsere Betriebe der größte Kostenfaktor. Je nach betrieblicher Struktur machen 30 bis 40 Prozent der gesamten Ausgaben die Lohn- und Lohnnebenkosten aus“, rechnen Moerisch und Sternad vor. „Eine Senkung der Lohnnebenkosten wäre die wichtigste Entlastung für unsere Betriebe – und schafft gleichzeitig Arbeitsplätze.“

Zusätzlich unter Druck gesetzt wurden die Hotelleriebetriebe neben Kostensteigerungen (Lebensmittel, Energie, KV-Lohnerhöhung) durch den heuer erhöhten Mehrwertsteuersatz: Die Betriebe mussten die Preise um mindestens fünf Prozent erhöhen, um diese Steuererhöhung kompensieren zu können.

Um die Investitionsbereitschaft der Unternehmer weiter zu steigern und damit die Qualität der Betriebe erhöhen zu können, fordern die Fachgruppen Gastronomie und Hotellerie:

  • Die Erhöhung des Grenzwerts bei der Anschaffung von geringwertigen Wirtschaftsgütern (von derzeit 400 Euro auf 4.000 Euro),
  • die Rücknahme der Mehrwertsteuererhöhung sowie
  • die Nichtbesteuerung von nicht entnommenen Gewinnen,
  • die Einführung eines Investitionsfreibetrags und
  • die Möglichkeit zur vorzeitigen Absetzung (im Jahr der Anschaffung) für Abnutzung im Ausmaß von 30 Prozent der Anschaffungs-oder Herstellungskosten.


Bedeutung des Tourismus für Kärnten
Der Tourismus ist Wirtschaftsmotor und Impulsgeber für unser Land. Das zeigen auch die aktuellen Zahlen (IHS-Tourismus-Studie 2016):

  • In Summe macht die Tourismus- und Freizeitwirtschaft etwa 15 Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung aus.
  • Fast 50.000 Menschen leben in Kärnten von Jobs, die direkt oder indirekt vom Tourismus und der Freizeitwirtschaft abhängen.
  • Neben der Exportwirtschaft, die in Kärnten rund eine Milliarde Handelsbilanzüberschuss aufweist, stellt der Kärntner Tourismus mit einem positiven Reisebilanzsaldo von etwa 660 Millionen Euro eine der beiden zentralen Säulen der heimischen Wirtschaft dar.

 

 

 

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