Beschäftigungsentwicklung signalisiert in allen zentralen Sektoren eine stabile Konjunkturentwicklung
– Industrie erwartet 2016 eine moderate Wachstumsbeschleunigung auf rund 2 Prozent
Wien (bank austria) - Die Ergebnisse der Unternehmensbefragungen vom September 2016 zeichnen im Vergleich
zu den Vormonaten ein stabileres Konjunkturbild, in dem allerdings stärkere Wachstumsimpulse fehlen: „Das
Vertrauen der Industrie in die Geschäftsentwicklung hat sich im September bei der Mehrzahl der Unternehmen
wieder verbessert. Da aber einzelne große Branchen, beispielsweise die Lebensmittelerzeugung und vor allem
der Maschinenbau, noch eine geringe Kapazitätsauslastung berichten, wird Österreichs Industrie 2016 mit
rund 2 Prozent real nur wenig rascher wachsen als im Vorjahr. Im Vergleich zu anderen Sektoren ist das Branchenklima
am Bau im September deutlich positiver gestimmt. Auch die Dienstleistungsunternehmen wurden optimistischer, während
die Einzelhändler in den letzten Monaten zunehmend an Geschäftsvertrauen verloren haben“, fasst Stefan
Bruckbauer, Chefvolkswirt der Bank Austria, den aktuellen Branchenüberblick zusammen. Und Bank Austria Ökonom
Günter Wolf betont: „Ein konjunktureller Lichtblick war 2016 bisher in allen Sektoren die Beschäftigungsentwicklung.
Trotz des instabilen Branchenklimas ist in der Industrie die Zahl der Arbeitsplätze von Jänner bis August
2016 geringfügig gestiegen. Die Beschäftigungsentwicklung ist einerseits ein Hinweis, dass die Industrie
bisher keinen nachhaltigen Konjunkturabschwung befürchtete, andererseits ein Indikator für die strukturell
gefestigte Situation der heimischen Industrie beziehungsweise für ihre hohe Konkurrenzfähigkeit.“ Neue
Jobs wurden bis August 2016 auch im Hochbau, im Sektor Handel und in den wichtigsten Dienstleistungsbranchen geschaffen,
in Österreich insgesamt um 1,5 Prozent mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres.
Industrie erwartet 2016 eine moderate Wachstumsbeschleunigung
Im September 2016 hat sich das Branchenklima der österreichischen Industrie verbessert. Die Produktionsleistung
des Sektors ist in den Monaten Mai bis Juli im Vergleich zur Vorperiode zwar noch gesunken, konnte aber in den
Folgemonaten zunehmend an Schwung gewinnen, wie das wachsende Vertrauen der Industrieunternehmen in die Geschäftsentwicklung
bis September zeigte. Der Vertrauensindex erreichte in der Lebensmittelerzeugung, im Sektor Chemie und Kunststoffwaren,
im Metallsektor und in der Elektroindustrie ein für die Branchen überdurchschnittlich hohes Niveau. Günter
Wolf: „Vor allem die baunahen Bereiche, einzelne Sparten der Metallwarenerzeugung und der Elektroindustrie profitieren
2016 von der Erholung im Hochbau. Darüber hinaus signalisiert eine deutlich bessere Beurteilung der Auftragslage
im September, dass die Exportnachfrage nach Produkten der heimischen Lebensmittel-, Chemie- und Elektroindustrie
wieder an Schwung gewinnt.“
Das Vertrauen der Maschinenbauer in die Geschäftsentwicklung hat sich im September im Vergleich zum Vormonat
nur wenig verändert, wobei der überdurchschnittlich exportorientierten Branche nicht nur nennenswerte
Nachfrageimpulse besonders von außereuropäischen Märkten fehlen, sondern auch die stärkere
Investitionsgüternachfrage inländischer Unternehmen. In der Kfz-Industrie ist der Index des Geschäftsvertrauens
der Unternehmen im September sogar weit ins Minus gerutscht, was eine Abkühlung des Produktionswachstums ankündigt.
Dieser Abschwung geht allerdings von einem hohen Niveau in den ersten sieben Monaten aus. Das Jahresergebnis wird
voraussichtlich deutlich zulegen, da die Branche schon bis Juli ein Wachstum von durchschnittlich 6 Prozent verbuchen
konnte, angetrieben von der lebhaften Nachfrage nach Kfz-Teilen in Europa. Österreichs Industrieproduktion
wird in Summe 2016 mit rund 2 Prozent etwas rascher als im Vorjahr wachsen.
Bauunternehmen beurteilen ihre aktuelle Auftragslage optimistischer
Das Klima in der Baubranche hat sich im September verbessert und kündigt die weitere Erholung der Baukonjunktur
an, wobei der Index des Geschäftsvertrauens sowohl im Hochbau als auch im Tiefbau gestiegen ist. Hintergrund
der positiven Entwicklung sind die freundlicheren gesamtwirtschaftlichen Aussichten und der hohe Investitionsbedarf
in einigen Segmenten. Wesentliche Wachstumsimpulse kommen vom Wohnungsneubau, ausgelöst vom Nachfrageüberhang
und der hohen Zahl registrierter Baugenehmigungen. In geringerem Ausmaß wird der Wirtschaftsbau, der bereits
im ersten Halbjahr 2016 stark zulegte, seinen Beitrag zum Bauwachstum bringen. Der Hochbauumsatz ist nominell bis
Juli um insgesamt 3,7 Prozent gestiegen. Auch der Tiefbau sollte noch 2016 von zusätzlichen Investitionen
im Straßen- und Bahnbau profitieren und zumindest gegen Jahresende wieder an das Ergebnis der ersten sieben
Monate anschließen können – mit einem nominellen Umsatzplus von 2,3 Prozent. Die Sparte Tiefbau hat
im zweiten Quartal deutlich an Schwung verloren und zuletzt im Juli hohe Auftragseinbußen erlitten. Insgesamt
kann die Bauwirtschaft im Jahresdurchschnitt 2016 mit einem nominellen Umsatzplus von wenigstens 3 Prozent rechnen.
Handel bleibt vorsichtig, das Branchenklima ist weiter abgekühlt
Zu Herbstbeginn ist die Stimmung im Sektor Handel nur im Fahrzeughandel ungetrübt, wobei das stark gestiegene
Geschäftsvertrauen die sehr gute Spartenentwicklung 2016 unterstreicht. Von Jänner bis Juli stieg der
Umsatz real um 6,3 Prozent. Vor allem die höheren Haushaltseinkommen und die anhaltend guten Finanzierungsbedingungen
fördern die Autonachfrage. Dazu Günter Wolf: „Der Einzelhandelsumsatz ohne den Autohandel ist von Jänner
bis Juli real nur um 0,4 Prozent gestiegen und das Branchenklima kühlt seit Monaten ab. Voraussichtlich werden
aber die vorteilhaften Rahmenbedingungen, vor allem der durch die Steuerreform begünstigte Anstieg der Haushaltseinkommen
und das starke Bevölkerungswachstum, bereits in den nächsten Monaten wieder für stärkere Nachfrageimpulse
im Einzelhandel sorgen. Ein reales Umsatzplus von über 1 Prozent im Gesamtjahr sollte noch möglich sein.“
Die Großhandelskonjunktur leidet unter der kraftlosen Industrie- und Exportentwicklung. Bis Juli ist der
Spartenumsatz real um geringe 0,6 Prozent gestiegen. Stärkere Zuwächse gab es im Großhandel nur
mit Maschinen, IT-Produkten, Pharmazeutika und Baustoffen. Das hohe Beschäftigungsplus von 2,1 Prozent bis
August lässt aber auf eine generell positive Stimmung in der Branche schließen und noch 2016 eine Verbesserung
der Spartenkonjunktur erwarten.
Dienstleistungsnachfrage gewinnt an Tempo
Das Branchenklima im Dienstleistungsbereich hat sich im September positiv entwickelt und kündigt für
den Herbst 2016, nach dem nominellen Umsatzplus von 2 Prozent im ersten Halbjahr, weitere Zuwächse an. In
wichtigen wirtschaftsnahen Sparten – in den technischen Büros, bei Beratern, Informationstechnologiediensten
und Arbeitskräftevermittlern – haben sich die Nachfrageerwartungen parallel zur Stabilisierung der Industrie-
und Baukonjunktur deutlich verbessert. Überdurchschnittliche Zuwächse sind zwar unwahrscheinlich, wie
die noch unsicheren Erwartungen der Unternehmen im Verkehrsbereich, vor allem im Landverkehr, und der Unternehmen
im Bereich Werbung zeigten.
Gleichzeitig versprechen die gestiegenen Vertrauenswerte anderer großer Sparten, vor allem im Beherbergungs-
und Gaststättenwesen, in Summe ein solides, relativ wachstumsstarkes Dienstleistungsjahr 2016. Der starke
Anstieg des Geschäftsvertrauens im August und September, besonders im Beherbergungswesen, unterstreicht die
bemerkenswerten Ergebnisse und das vorläufig hohe Einnahmenplus in der Tourismus-Sommersaison. Der Bereich
wird seine Position als wachstumsstärkster Dienstleistungsbereich im ersten Halbjahr, als hier ein Umsatzplus
von 5,6 Prozent erzielt wurde, voraussichtlich auch in der zweiten Jahreshälfte behalten.
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