Gipfel mit Stöger, Brauner, Frauenberger, Hesoun, Kaske – bisherige Ergebnisse und neue
Schwerpunkte
Wien (rk) - Der Qualifikationsplan Wien 2020 ist die gemeinsame Strategie von Stadt Wien, Bund, Sozialpartnern
sowie von allen wichtigen Bildungs- und Arbeitsmarkteinrichtungen, um WienerInnen mit höchstens Pflichtschulabschluss
zu einer besseren Ausbildung zu verhelfen. Der Startschuss erfolgte im Jänner 2013. Um bisherige Ergebnisse
zu analysieren und künftige Schwerpunkt festzulegen, fand am 10.10. auf Einladung von Initiatorin Wirtschaftsstadträtin
Renate Brauner ein Gipfelgespräch mit Bundesminister Alois Stöger, Bildungsstadträtin Sandra Frauenberger,
IV-Wien-Präsident Wolfgang Hesoun, AK Präsident Rudi Kaske, den Vertretern der Wirtschaftskammer Wien,
Erich Huber, und des ÖGB, Christian Meidlinger sowie Stadtschulratspräsident Jürgen Czernohorszky
statt. An diesem hochkarätig besetzen Gipfelgespräch nahmen außerdem waff-Geschäftsführer
Fritz Meißl, AMS Wien Chefin Petra Draxl, die Landesstellenleiterin des Sozialministerium Service, Andrea
Schmon sowie weitere Arbeitsmarkt- und BildungsexpertInnen teil.
Brauner: “Qualifikation der Wiener Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist entscheidender Faktor für
Erfolg des Wirtschaftsstandorts Wien“
Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner: „Die Qualifikation der Wiener Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist
ein ganz entscheidender Faktor für den Wirtschaftsstandort Wien. Wir brauchen, um in Zukunft konkurrenzfähig
bleiben zu können, gut qualifizierte Fachkräfte.“ Das bestätigen auch aktuelle Studien. Insgesamt
wird die Beschäftigung weiter wachsen. Die Nachfrage nach Arbeitskräften, die nur Pflichtschulabschluss
haben, wird allerdings sinken. „Die Ziele und dahinter stehenden Maßnahmen des Qualifikationsplans Wien 2020
sind daher aktueller denn je“, unterstreicht die Stadträtin. Das untermauern auch die aktuellen Arbeitsmarktdaten:
Rund die Hälfte aller Wiener Arbeitslosen hat maximal Pflichtschulabschluss. Noch deutlicher zeigt sich die
Problematik bei der Arbeitslosquote nach Bildungsniveau: Sie lag 2015 bei Personen mit höchstens Pflichtschulabschluss
bei 38,5 Prozent, bei jenen mit Lehrabschluss hingegen „nur“ bei 13,5 Prozent.
Vorrangiges Ziel: Jugendliche müssen einen über die Pflichtschule hinausgehenden Abschluss schaffen
– „Ausbildung bis 18“ wichtiger Schritt
„Qualifikation reduziert nicht nur das Risiko von Arbeitslosigkeit. Wer besser qualifiziert ist, hat mehr Chancen
auf einen besseren, zufriedenstellenderen Job mit der Perspektive auf ein entsprechendes Einkommen“, so Brauner
weiter. „Wenn wir die Ziele des Qualifikationsplans Wien 2020 erreichen wollen, müssen in erster Linie die
Jugendlichen einen über die Pflichtschule hinausgehenden Bildungsabschluss schaffen. Die gesetzliche Initiative
„Ausbildung bis 18“ ist ein weiterer wichtiger Schritt dorthin. Entscheidend wird es sein, dass den Jugendlichen
ein qualitativ hochwertiges Angebot zur Verfügung gestellt wird“, betont sie.
Stöger: „Qualifikationsplan Wien ist österreichisches best practice Modell“
„Arbeitsmarktpolitik ist in Österreich ein wichtiger Motor für berufliche Weiterbildung. Gerade gering
Qualifizierte kommen meist nur dann mit Weiterbildung in Berührung, wenn sie arbeitslos sind. Das AMS Wien
agiert hier gemeinsam mit dem Land Wien richtungsweisend. Der von Stadträtin Renate Brauner initiierte Qualifikationsplan
Wien 2020 und die dahinter stehende breite Kooperation von Bund, Stadt und Sozialpartnern ist ein österreichisches
Best Practice Modell“, unterstreicht Bundesminister Alois Stöger.
„Berufliche Weiterbildung mit einem formalen Bildungsabschluss erhöht die Arbeitsmarktchancen deutlich. In
diesem Zusammenhang ist besonders der Qualifikationspass Wien hervorzuheben, wo AMS Wien und der waff gemeinsam
ein innovatives Instrument entwickelt haben“, erklärt der Minister.
Frauenberger: „Jugendliche müssen ihr Bildungsziel erreichen und nicht nur Schulpflicht absitzen“
Für die Wiener Bildungs- und Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger ist die Reduktion des frühen
Bildungsabbruches eine zentrale Aufgabe für das Bildungssystem: „Noch immer sind über 15 Prozent der
18 bis 24-Jährigen BildungsabbrecherInnen, 6,4 Prozent der Jugendlichen verlassen die Schule direkt nach der
Absolvierung der Schulpflicht. Unser Ziel muss aber sein, dass Jugendliche ihr Bildungsziel erreichen und nicht
nur ihre Schulpflicht absitzen. Denn wir wissen, dass die Schule der wichtigste Hebel ist, um Zukunftschancen abzusichern.
Diese Chancen müssen dabei alle Jugendlichen haben. Auch für AsylwerberInnen und –berechtigte, die nicht
mehr schulpflichtig sind, müssen wir Bildungsmöglichkeiten schaffen.“ Die Stadt Wien hat daher heuer
das Jugendcollege eröffnet, indem 1000 AsylwerberInnen und –berechtigte zwischen 15 und 21 Jahren in einem
modularen System notwendige Kompetenzen für Schule oder Berufsausbildung erlangen. „Wenn wir jetzt in unsere
Jugendlichen investieren, bauen wir auch an einer guten Zukunft für unsere ganze Gesellschaft“, so Frauenberger.
Hesoun: „Wir müssen der Zukunft einen Schritt voraus sein“
„Das heutige Gipfeltreffen unterstreicht die Bedeutung des „Qualifikationsplanes Wien 2020“, mit dem es gelungen
ist, eine Vielzahl von Aktivitäten nicht nur in ein strategisches Gesamtkonzept zur Höherqualifizierung
der Wienerinnen und Wiener zu gießen, sondern auch die Fortschritte gemeinsam zu monitoren. Ich bin davon
überzeugt, dass nur dieser gemeinsame Weg uns den erhofften Erfolg, nämlich die hohe Anzahl von Personen
mit maximal Pflichtschulabschluss in Wien zu reduzieren, bringen wird“ sagt IV-Wien-Präsident Wolfgang Hesoun,
der gleichzeitig aber auch betont, dass noch mehr Anstrengungen unternommen werden müssen, dass die Begeisterung
von Kindern und Jugendlichen für technische und naturwissenschaftliche Themen noch stärker als bisher
und so frühzeitig wie möglich geweckt werden müsse. „Acht von 10 Industrieunternehmen in Österreich
haben Rekrutierungsprobleme in Zukunftsbereichen wie Technik, Produktion oder F&E, da nicht ausreichend technisch
ausgebildete Bewerberinnen und Bewerber zur Verfügung stehen. Wir müssen der Zukunft einen Schritt voraus
sein -und die liegt in technischen und analytischen Berufen“ so Hesoun.
Kaske: Herausforderungen werden nicht kleiner werden
„Wien wächst. Die Zuwanderung, allen voran die Flüchtlingsbewegung, bringt neue Herausforderungen
mit sich. Trotz aller Erfolge des Wiener Qualifikationsplans müssen wir deshalb damit rechnen, dass es auch
weiterhin viele Menschen in unserer Stadt gibt, die keine Ausbildung über den Pflichtschulabschluss hinaus
haben“, sagt AK Präsident Rudi Kaske und will eine Verlängerung der erfolgreichen und institutionalisierten
Zusammenarbeit im Rahmen des Qualifikationsplans Wien über 2020 hinaus.
Während die bundesweite Integrationspolitik durch Zögern, Zaudern und Blockaden geprägt ist, geht
Wien mit dem Programm „StartWien“ für Kaske den richtigen Weg, weil bereits die Phase des Asylverfahrens für
Sprachausbildung und Kompetenzerhebung genützt wird. Die Sozialpartner haben heuer in Bad Ischl diesen Ansatz
der „early intervention“ der Bundesregierung als Strategie vorgeschlagen – „leider will ausgerechnet der Integrationsminister
davon nichts wissen. Für mich ist es auch nicht nachvollziehbar, dass jugendliche AsylwerberInnen mit hoher
Anerkennungswahrscheinlichkeit von der gesetzlichen Ausbildungspflicht bis 18 ausgeschlossen wurden.“ Der AK Präsident
hält es für gesellschaftspolitisch bedenklich und für die Jugendlichen selbst wenig zuträglich,
wenn sie zu monatelangem Nichtstun verurteilt werden: „Das Zuwarten und Nichthandeln wird uns aber auch finanziell
teurer kommen als die Kosten für eine effiziente Integration durch rasche Aus- und Weiterbildung es wären.“
Maßnahmen des Qualifikationsplans beginnen zu greifen - jährlich holen über 2.000 WienerInnen
den Lehrabschluss nach
Die bisher im Rahmen des Qualifikationsplans Wien gesetzten Maßnahmen beginnen zu greifen. Dank der gemeinsamen
Bemühungen wurden gerade auch in der Erwachsenenbildung herzeigbare Ergebnisse erzielt. So holen seit Start
des Qualifikationsplans jährlich über 2.000 Wienerinnen und Wiener den Lehrabschluss nach. Das ist eine
kontinuierliche Steigerung gegenüber den Jahren vor 2013. „Mit den neu entwickelten Instrumenten, insbesondere
mit dem Qualifikationspass Wien, mit den neuen Unterstützungsangeboten des AMS, dem Chancen-Scheck des waff,
mit dem Beschäftigte kostenlos den Lehrabschluss nachholen können, aber auch mit zusätzlichen ‚vor-
Ort-Initiativen‘ wird es gelingen, diesen positiven Trend in den nächsten Jahren fortzusetzen,“ ist Brauner
überzeugt.
„Qualifikationspass“ wird nach Pilotphase Standardangebot – erfolgreiche waff-„vor Ort Aktionen“
Der Qualifikationspass Wien wurde von AMS Wien und waff gemeinsam entwickelt und Ende des Vorjahres als Pilotprojekt
eingeführt. 1.000 WienerInnen besitzen bereits diesen speziellen Pass, der sie auf direktem Weg zum Lehrabschluss
oder einen anderen Ausbildungsabschluss begleitet. In dem Dokument sind alle mitgebrachten Kompetenzen, Bildungsschritte
und Ausbildungsziele erfasst und auf einen Blick für alle Institutionen abrufbar, bei denen die betreffende
Person andockt. So können sie punktgenau unterstützt werden. Der waff stellt dieses Angebot bereits jetzt
seinen KundInnen lückenlos zur Verfügung. Außerdem kooperiert der waff mit Bildungseinrichtungen,
wie den Volkshochschulen, dem bfi und dem WIFI, damit sie den Qualifikationspass ihren KundInnen ebenfalls anbieten
und gleich an Ort und Stelle anlegen können. Das AMS Wien wird ab November dieses Instrument auf breiter Ebene
zum Einsatz bringen. Erfreulich ist auch, dass der waff Chancen-Scheck seit Einführung Anfang 2015 bereits
3.500 Mal in Anspruch genommen wurde. Allein im kommenden Jahr sollen davon 2.930 Wiener Beschäftigte, die
maximal die Pflichtschule absolviert haben bzw. als Hilfskräfte arbeiten, für ihre Qualifizierung profitieren
können. Ein wesentlicher Teil des Maßnahmenpaketes des Qualifikationsplans Wien 2020 sind „vor-Ort-Aktionen“
in Wiener Bezirken und größeren Wohnhausanlagen. Wesentliche Herausforderung dabei: verstärkt berufstätige
WienerInnen mit höchsten Pflichtschulabschluss für Weiterbildung zu gewinnen.
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