Wien (öj/mg) - Valentin Hitz schreibt mit "Stille Reserven" (A/D/CH 2016) eine Zukunftsvision:
Das Sterben ist zum Luxusgut geworden. Wer keine Sterbeversicherung abschließt, riskiert, noch jahrzehntelang
künstlich am Leben erhalten zu werden, um seine Schulden abzubezahlen - als Datenspeicher. Vincent Baumann
ist überzeugter Versicherungsvertreter und determiniert, eine Gruppe gegen das System vorgehender Aktivisten,
die er als Parallelgesellschaft bezeichnet, unschädlich zu machen. Doch bald erfährt er, wie wichtig
das Recht auf Sterben ist.
"Aquarius" (Brasilien/F 2016) ist der Name eines Mehrparteienhauses am Strand von Recife, das sich von
einem familienfreundlichen Urlaubsort der 80er Jahre in ein angesagtes und vor allem teures Developer-Paradies
verwandelt hat. Die Hauptfigur in Kleber Mendonça Filhos neuem Film ist Clara, die mit ihren 65 Jahren ihren
Tag mit einem Bad im stürmischen Ozean beginnt, tanzen geht, Liebschaften hat und mit allen Kräften gegen
den Abriss des erhaltenen ‚Aquarius' kämpft. Dabei hat sie es jedoch mit Investoren zu tun, die vor nichts
zurückschrecken, um sie aus ihrer Wohnung zu vergraulen.
Jim jarmusch sagt von sich selbst, dass er Wiederholungen liebt. Deswegen ist auch sein neuester Film "Paterson"
(USA 2016) regelrecht gespickt mit diesen. Seien es die Zwillinge, von denen die Ehefrau des Protagonisten träumt
und die immer wieder im Bild erscheinen, sei es die tägliche Routine des Ehemannes, der Weg, den er täglich
in die Arbeit einschlägt, dieselbe Route, die als Busfahrer absolviert , der allabendliche Spaziergang mit
dem Hund, die vertraute Bar, u.s.w. Und all das in der Stadt Paterson. Und es wäre nichts Ungewöhnliches
daran, hieße eben dieser Mann nicht auch Paterson. Es ist also nicht verwunderlich, dass Paterson auf plötzliche
Zwischenfälle nicht vorbereitet ist. Aber umso erstaunlicher, wie er mit diesen umgeht.
Die Handlung von Tim Suttons "Dark Night" (USA 2016) orientiert sich an dem Kino-Massaker von Orlando.
Die zuerst lose miteinander verbundenen Figuren haben an einem konkreten Abend dasselbe vor, sie fahren zur "Batman"-Premiere.
Man weiß, was passieren wird. Was man nicht weiß, ist, wer der Amokläufer sein wird. Und der Regisseur
führt den Zuschauer wiederholt hinters Licht, damit dieser sich selbst seiner Vorurteile klar wird. "Dark
Night" ist ein Dialog mit Gus Van Sants "Elephant" (2003) über den Amoklauf an der Columbine
High School. Sutton spart nämlich die Gewaltszene zur Gänze aus.
|