Erstmalige Präsentation römischer Wandmalereien im Rahmen der OÖ. Landesausstellung
2018.
Linz (lk) - Im Jahr 2000 gelang im Vorfeld eines Parkplatzbaues in Enns/Lorch ein sensationeller Fund provinzialrömischer
Wand- und Deckenmalerei. Fünf große Blöcke und mehr als 60 Holzkisten voll mit einzelnen Fragmenten
wurden im Rahmen einer Denkmalschutzgrabung in Blockbergung gehoben. Bis zu vier über einander liegende Putzschichten
aus mehreren dekorativen Ausstattungsphasen zeigen prachtvolle figurale und dekorative Elemente.
Wandmalereien aus dem 3. und 4. Jahrhundert n. Chr.
Der Erhaltungszustand der aus dem dritten und vierten Jahrhundert n. Chr. stammenden Wandmalereien ist außergewöhnlich
gut. 2012 begann in einer Zusammenarbeit zwischen den Fachbereichen Archäologie und Konservierung-Restaurierung
des Bundesdenkmalamtes im Arsenal in Wien die Bearbeitung dieses Fundkomplexes. Ein vorrangiges Ziel des Projektes
wurde mit der bereits ausgeführten konservatorischen Erstversorgung und dem erarbeiteten Lagerungskonzept
bereits erreicht, doch sind noch weitere Komplexe zu restaurieren. Die vielschichtigen Herausforderungen dieses
Forschungs-Projektes erfordern eine interdisziplinäre Aufarbeitung und einen möglichst breiten wissenschaftlichen
Diskurs, der auch gesondert publiziert werden soll.
Schenkung an das Museum Lauriacum
Die Eisenbeiss GmbH ist als Grundstückseigentümerin zur Hälfte Eigentümerin dieses Wandmalereikomplexes
(die andere Hälfte ist im Besitz des Bundesdenkmalamtes) und übergibt ihren Anteil dem Museum Lauriacum
als Geschenk. Es ist der Wunsch der Eigentümerfamilie Burgholzer, dass diese eindrucksvollen römischen
Wandmalereien auf Dauer im Ennser Museum sicher verwahrt und dort als Beispiele für die Bedeutung der antiken
Siedlung Lauriacum und deren historisch-archäologische Sonderstellung gezeigt werden. Das Unternehmen will
damit auch zeigen, dass die kulturelle Verantwortung gegenüber der großen historischen Tradition des
Betriebs-Standortes wahrgenommen wird.
Dass ein privater Eigentümer auf seine Rechte an einem kulturgeschichtlich wichtigen Komplex verzichtet und
der Öffentlichkeit - in diesem Fall dem Museum Lauriacum - übergibt, ist ein bemerkenswerter Schritt,
aber zum Glück auch kein Einzelfall.
Diese Schenkung ist eine von vielen bemerkenswerten Überlassungen historischen Fundmateriales in den vergangenen
Jahren, wie etwa durch folgende Unternehmen:
- Lidl Österreich GmbH an das OÖ. Landesmuseum
- Wohnungs- und SiedlungsgesmbH NEUE HEIMAT Oberösterreich an das OÖ.
Landesmuseum
- Büsscher & Hoffmann GmbH an das Museum Lauriacum (zugesagt)
Auch das Bundesdenkmalamt überlässt dankenswerter Weise dem Museum Lauriacum die andere Hälfte
des Fundkomplexes zur Verwahrung und Präsentation.
Erstpräsentation im Kunsthistorischen Museum Wien
Die römischen Wandmalereien aus Enns haben eine europäische archäologische Bedeutung. Ähnliche
zusammenhängende Wandmalereiausstattungen sind bisher aus Ephesos (Türkei) und Ostia (Italien) bekannt.
Deshalb sollen die Wandmalereien erstmals in einer Sonderausstellung im Kunsthistorischen Museum in Wien Ende 2017
präsentiert werden. Im Jahr 2018 werden sie dann in die Schausammlung des Museum Lauriacum in Enns integriert
und gemeinsam mit dem bereits bekannten einzigartigen römischen Deckenfresko mit einer mythologischen Szene
im zentralen Mittelmedaillon einen der Höhepunkte der OÖ. Landesausstellung 2018 bilden.
OÖ Landesausstellung 2018: "Die Rückkehr der Legion. Das römische Erbe in Oberösterreich"
Oberösterreichs Landesausstellungen, die es seit 1965 gibt, bildeten immer wieder eine wichtige, breiten Schichten
der Bevölkerung zugängliche Plattform der Dokumentation der Archäologie. Umfragen haben ergeben,
dass die römische Antike als besonders interessant eingestuft wird.
Bereits in den im Jahr 1833 vorgelegten Gründungsstatuten der Vorgängerinstitution des OÖ. Landesmuseums
wurde die Erforschung der ältesten Vergangenheit des "Landes ob der Enns" als eine der zentralen
Aufgaben formuliert. Nur fünf Jahre nach der Gründung fanden die ersten wissenschaftlich motivierten
Ausgrabungen im Bereich der malerischen Schlögener Schlinge statt. Exakt 180 Jahre später, im Jahr 2018,
widmet sich eine Oö. Landesausstellung dem kulturellen Erbe des Imperium Romanum, das beinahe 500 Jahre die
Geschichte unseres Bundeslandes geprägt hat und bis heute bleibende Spuren - in materieller, viel mehr noch
aber in geistiger Hinsicht - hinterlassen hat.
Im Oberen Donautal sind Oberranna und Schlögen als Ausstellungsorte mit jeweils ganz besonderen Themenschwerpunkten
vorgesehen. Im oberösterreichischen Zentralraum spielen selbstverständlich die römischen Siedlungen
Lentia/Linz und Lauriacum/Enns in den Planungen eine wichtige Rolle, wobei Enns auf Grund seiner historischen und
archäologischen Bedeutung im Zentrum steht. Das verbindende Element zwischen diesen Orten ist damals wie heute
die Donau (Danuvius). Die Donau war in römischer Zeit nicht nur eine wichtige Außengrenze des Imperium
Romanum, sie war auch damals schon eine bedeutende Hauptverkehrsader und verband unter anderem die Provinzen Raetia,
Noricum und Pannonia.
Besonderen Wert legen die Organisatoren in der Direktion Kultur des Landes Oberösterreich und alle Kooperationspartner
auf eine nachhaltige touristische Vermarktung dieser Landesausstellung, die wichtige Impulse für den Donautourismus
erwarten lässt.
Projekte in Enns
Ausgehend von einer Straßenstation am Schnittpunkt wichtiger Handelswege entwickelte sich Lauriacum durch
die Stationierung der 2. Italischen Legion an der Wende vom 2. zum 3. Jahrhundert n. Chr. zum größten
und wichtigsten militärischen Stützpunkt der Provinz Noricum. Ein wesentliches Ziel der Landesausstellung
ist es, die Dimension und Vielfalt dieses Siedlungsraumes zu veranschaulichen. Bei der Neuaufstellung der Schausammlung
des Museum Lauriacum werden die Geschichte der legio II Italica und die Bedeutung dieser Einheit für die wirtschaftliche
und kulturelle Entwicklung von Lauriacum, Wandmalerei, Numismatik und Frühes Christentum sowie der Begriff
Romanisierung die inhaltlichen Schwerpunkte sein. Durch die Verbindung von eindrucksvollen Funden und moderner
Präsentationstechnik soll im Museum Lauriacum eine spannende Zeitreise in eine wichtige Siedlung des Römischen
Weltreiches möglich sein.
Vorgesehen ist auch eine Attraktivierung der am besten erhaltenen römischen Baureste von Lauriacum in der
Unterkirche der Basilika St. Laurenz in Lorch, darunter die Mauern einer frühchristlichen Kirche aus der Zeit
des hl. Severin.
Außerdem dürfen sich die Besucherinnen und Besucher auf archäologische Experimente zum Mitmachen
und auf eine Schaugrabung bei den römischen Kalkbrennöfen freuen. Ein Rundweg, der u.a. entlang einer
Römerstraße verlaufen wird, soll alle wichtigen Bereiche von Lauriacum miteinander verbinden und so
die Größe der Siedlung vor Augen führen und diese mittels geeigneter Maßnahmen (Apps, Schautafeln,
Stereoskop-Bildern o.ä.) auch wiederauferstehen lassen.
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