Mobilitätswende profitiert von lokalen Initiativen

 

erstellt am
20. 10. 16
11:00 MEZ

Vorzeigeprojekt „BUMO“: Mobilität für alle ermöglichen
Buch/Innsbruck (lk) - Seit 2014 flitzt ein Erdgas-Flitzer durch die Gemeinde Buch. Gelenkt von einem Team freiwilliger ChauffeurInnen, hat er bereits über 10.000 Fahrgäste sicher ans Ziel gebracht. Von Montag bis Freitag zwischen 8 Uhr und 17 Uhr kann das „BUMO“ bestellt werden und fährt um 1,50 Euro alle Wege innerhalb der Gemeinde. Ein 10er-Block kostet 13 Euro. Die Nutzung des „BUMO“ steigt laufend – heuer sind schon deutlich über 4.000 Fahrten gemacht worden, im Spitzenmonat August waren es mit 558 Fahrten durchschnittlich 25 Wege pro Tag. Zielgruppe sind in erster Linie ältere Menschen und Menschen mit eingeschränkter Mobilität – dabei spielen die gegenseitige Unterstützung und die Zusammenarbeit in der Gemeinde wesentliche Rollen.

Der Betrieb des Ruftaxis läuft kostendeckend: Betankung, Reparaturen und Service können aus den großzügigen Beiträgen der SponsorInnen und der Bucher Betriebe gedeckt worden. Trotz Investitionen von über 50.000 Euro ist der Verein schuldenfrei. Der Zweck des Vereines liegt hauptsächlich in der Stärkung und Förderung der Altenfürsorge und in der Unterstützung von Personen mit eingeschränkter Mobilität jeden Alters. Dabei spielen gegenseitige Unterstützung und Zusammenarbeit innerhalb der Gemeinde die wesentliche Rolle. „Durch Zusammenkünfte und Abhalten von gemeinsamen Veranstaltungen zum Zwecke des Informationsaustausches wollen wir das Miteinander leben“ erklärt Obmann Herbert Egger, dass die Aktivitäten des Vereins über die Organisation des Ruftaxis hinausgehen. „Sowohl geistige als auch körperliche Mobilität von Menschen sind für uns zentrale Anliegen. Wir fördern regionale Kreisläufe und legen Wert auf gegenseitige Unterstützung und Zusammenarbeit in der Gemeinde“. Besonders engagiert sich „BUMO“ neben dem beliebten Fahrdienst auch bei der Organisation von Veranstaltungen. Schon 2014 wurde vom Vereinsvorstand gemeinsam mit dem Wintersportverein die erste Bucher Wintersportbörse ausgerichtet.

Öffi-Ausbau in ganz Tirol
Das Land Tirol drückt beim Ausbau der Angebote im öffentlichen Personenverkehr in den letzten Jahren aufs Tempo. 2015 waren zum ersten Mal in einem Budget des Landes die Ausgaben für die Öffis höher als für den Straßenbau. Das schlägt sich in maßgeblichen Verbesserungen, sowohl im Takt-, als auch im Infrastruktur- und im Tarifbereich, nieder:

Takt
Mit der S Bahn verfügt das Land Tirol bereits über ein Nahverkehrsangebot, das im Zentralraum einer Großstadt nahekommt, was Kapazität und Takt betrifft. Auf dieser Hauptschlagader des öffentlichen Verkehrs zwischen Jenbach und Telfs-Pfaffenhofen sind mittlerweile über 40.000 Fahrgäste jeden Tag unterwegs. Seit einem dreiviertel Jahr fährt die S Bahn zwischen Innsbruck und Kufstein am Wochenende auch in der Nacht – die drei Züge in Richtung Kufstein und die zwei Züge in Richtung Innsbruck nützen in Freitagnächten insgesamt 300-400 Fahrgäste und in Samstagnächten 500-600 Fahrgäste. Seit 2014 fährt ein Regionalzug mit durchgehendem Ticketangebot von Innsbruck nach Bozen, seit 2015 gibt es ein zweites Zugpaar und damit jeweils morgens und abends eine direkte Verbindung von der eine Euregio-Hauptstadt in die andere. Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2016 fährt der ÖBB-Railjet erstmals im Stundentakt von Innsbruck nach Vorarlberg, was weitere maßgebliche Verbesserungen für PendlerInnen und Fernreisende bringt.

Infrastruktur
Die Modernisierung der Infrastruktur spielt sich in allen Teilen des Landes ab: Dazu gehören laufende Bahnhofsumbauten in Kufstein, Kitzbühel, Brixlegg, Schwaz, Lienz und Innsbruck West und der Bau bzw. Ausbau von Park-and-Ride-Anlagen in Matrei am Brenner, Jenbach, Kematen, Kitzbühel und Telfs. Die Vereinfachung an den Schnittstellen ist einer der Turbos für den öffentlichen Verkehr. In Innsbruck sind die letzten Äste der Regionalbahn im Bau, die als Hochleistungsverkehrsmittel auf eigenen Trassen die Nutzung des öffentlichen Verkehrs in Innsbruck noch einmal steigern wird. Die Landeshauptstadt ist bereits jetzt jene österreichische Stadt mit dem größten Anteil an im sogenannten Umweltverbund (Öffis, Rad, zu Fuß) zurückgelegten Strecken und mit dem höchsten Anteil auch Österreichs Fahrradhauptstadt.

Tarife
2012 kam mit dem SeniorInnenticket das erste günstige Pauschalticket für eine bestimmte Bevölkerungsgruppe auf den Markt, 2013 folgte mit dem Schul- bzw Lehrplus-Ticket ein weiteres Netzticket für das ganze Land. Seit 2014 fahren Studierende in Tirol um maximal 360 Euro im Jahr durch ganz Tirol und damit um bis zu 72% günstiger, als davor. Im Frühjahr 2017 folgt mit der großen Tarifreform auch die Vergünstigung der Tickets für bisher noch nicht begünstigte Gruppen: Ein im ganzen Land gültiges „Tirolticket“ um unter 500 Euro und ein in der Region gültiges „Regioticket“ um unter 400 Euro wird für alle PendlerInnen den Öffi-Verkehr deutlich preiswerter machen. Auf zahlreichen häufig genutzten Destinationen bedeutet das eine Vergünstigung der Jahreskarte um über 50 Prozent.

All diese über lange Zeiträume planbaren Maßnahmen zur Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs wären aber wesentlich weniger wirksam, wenn nicht auch in den Gemeinden tolle Projekte auf der „letzten Meile“ dafür sorgen würden, dass wirklich alle Wege ohne eigenes Auto erledigt werden können. Häufig steigt man aus dem Auto erst am Ziel aus und wechselt nicht unterwegs auf ein anderes Verkehrsmittel – gerade deshalb ist „BUMO“ ein so wichtiges Vorzeigeprojekt, wie LHStvin Ingrid Felipe betont: „Die Mobilitätswende ist in vollem Gange und ihr Erfolg hängt an Projekten wie an jenem in Buch.“ Es werde auch für ältere Menschen immer wichtiger, mobil zu sein, um am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. „Deshalb bin ich auch aus der Perspektive des Gemeinwohls sehr froh um das große Engagement, das der Verein 'Bucher Mobilität', wie viele andere im ganzen Land, an den Tag legt“, sagt die Mobilitätslandesrätin.

 

 

 

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