Wien (imba) - Am 19.10. findet erstmals der „Weltweite Tag der Bioethik“ (World Bioethics Day) statt. Diese
Aktion wurde von der Unesco ins Leben gerufen. Der Schwerpunkt liegt auf der menschlichen Würde, aber es soll
auch auf die gesellschaftlichen Herausforderungen aufmerksam gemacht werden, die neue Technologien in Life Sciences
und Biomedizin mit sich bringen. Als eine der Schlüsselfiguren der Stammzellforschung in Österreich nimmt
das IMBA - Institut für Molekulare Biotechnologie mit einer Veranstaltung für Stammzellforscherinnen
teil.
Neue Technologien wie die Stammzellforschung öffnen unglaubliche Möglichkeiten für die moderne Medizin.
Eines Tages lassen sich damit möglicherweise Organe nachzüchten oder komplexe Krankheitsbilder wie Alzheimer
oder Parkinson heilen. „Bei aller Bedeutung für die Medizin bringen diese Technologien aber auch neue ethische
Herausforderungen mit sich, die wir ernst nehmen und diskutieren wollen“, meint Jürgen Knoblich, Vizedirektor
am IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologien der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Knoblich war der erste, der aus Stammzellen die embryonale Form eines menschlichen Gehirns gezüchtet hat,
ein sogenanntes Gehirn-Organoid. Jetzt erforscht er mit Hilfe dieser Organoide die Entstehung von Krankheiten wie
Schizophrenie oder Epilepsie und beschäftigt sich etwa auch damit, wie es bei Babies zur gefürchteten
Mikrozephalie (zu kleines Gehirn) kommt, wenn sich die Mutter während der Schwangerschaft mit dem Zika Virus
angesteckt hat. „Gerade, weil wir so spannende Projekte im Labor bearbeiten, muss uns Bioethik ein besonderes Anliegen
sein. Fragen rund um die Verwendung embryonaler Stammzellen beispielsweise müssen aus verschiedenen Blickwinkeln
wie Wissenschaft, Theologie, Medizin diskutiert und eingeordnet werden. Das gehört zur Verantwortung, die
wir für unsere Gesellschaft haben“, findet der weltweit renommierte Stammzell-Spezialist.
Jürgen Knoblich selbst hat bereits an einigen Diskussionen und Veranstaltungen zum Thema Bioethik teilgenommen.
Im Rahmen des ersten Bioethik-Tages organisiert nun das IMBA eine Spezialveranstaltung zum Thema „genome editing“
(Veränderungen des Erbgutes). Zielgruppe sind diesmal in erster Linie regional angesiedelte Wissenschaftler_innen,
die für einen verantwortungsvollen Umgang mit den neuen Technologien sensibilisiert werden und ein Bewusstsein
für die verschiedenen Dimensionen der Bioethik entwickeln sollen.
Knoblich ergänzt aber: „Wir werden diesem Thema treu bleiben und freuen uns, schon heute zu einem Bioethik-Symposium
bei uns am IMBA einladen zu können.“ Diese Veranstaltung wird sich an die gesamte österreichische wissenschaftliche
Gemeinde richten, sowie auch der Öffentlichkeit zugänglich sein. Hochrangige internationale Sprecher
aus dem Feld der Bioethik, unter ihnen Christiane Druml, Ulrich Körtner oder Annelien Breedenoord, werden
zu einem interdisziplinären Diskurs anregen, über aktuelle ethische Herausforderungen in der Forschung
diskutieren und Best-Practice Beispiele aus anderen Ländern präsentieren. Voraussichtlicher Termin: 5.
April 2017 am IMBA.
Das IMBA
Das IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie ist das größte Institut der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften (ÖAW) mit dem Fokus auf zukunftsweisende biomedizinische Grundlagenforschung.
Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Josef Penninger stellen sich am IMBA 13 Forschungsgruppen den molekularen
Rätseln und unerforschten Gebieten der Molekularbiologie und Medizin, wie etwa in den Bereichen Krebs, Immunologie
und Stammzellforschung. Das weltweit erste künstliche Mini-Gehirn aus Stammzellen wurde 2013 in der Forschungsgruppe
des Vizedirektors Jürgen Knoblich gezüchtet. Die am IMBA gewonnen Erkenntnisse bilden somit die Basis
für neue Diagnose-und Therapiemöglichkeiten und ebnen den Weg für eine Medizin der Zukunft.
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