Neue Fakten für die Steuerpolitik

 

erstellt am
19. 10. 16
11:00 MEZ

Respekt.net und WU Wien legen erstmals eine detaillierte Berechnung der Gesamtabgabenlast für Einzelpersonen und Haushalte vor
Wien (respect.net) - Was das Finanzministerium nicht veröffentlicht, schaffen der Verein Respekt.net und die WU Wien im Teamwork: Erstmals gibt es umfangreiche Berechnungen zu den Einkommensquellen, Konsumausgaben und insgesamt gezahlten Abgaben nach Perzentilen der österreichischen Haushalte und Einzelpersonen. Eine neue Datenbasis ermöglicht eine fundierte, faktenbasierte steuerpolitische Diskussion frei von Klischees und Vorurteilen. Die Ergebnisse zeigen: Die Abgabenlast in der mittleren Einkommensschicht gleicht einer Flat Tax. Die hohe Steuer- und Abgabenbelastung auf Arbeitseinkommen ist für eine breite Bevölkerungsschicht spürbar.

Der Verein Respekt.net und das „Economics of Inequality Research Institute“ (INEQ) der WU Wien ermöglichen erstmals eine detaillierte integrierte Analyse der Gesamteinkommen und -abgaben. Die Studie „Integrierte Steuer- und Abgabenstatistik der privaten Haushalte in Österreich“ verbindet bestehende Befragungsdaten (die Vermögenserhebung der Österreichischen Nationalbank und die Konsumerhebung der Statistik Austria) mit den Daten von steuernzahlen.at des Vereins Respekt.net.

„Eine seriöse Steuerpolitik muss auf Fakten basieren, nicht auf Klischees. Eine faktenbasierte Debatte kann es nur geben, wenn die relevanten Daten öffentlich transparent gemacht werden. Da es jedoch in Österreich eine Informations-Lücke seitens des Finanzministeriums gibt, musste die Zivilgesellschaft in die Bresche springen, um zu zeigen, dass eine umfassende Steuer- und Abgabenstatistik möglich ist“, erklärt Sepp Vinatzer, Präsident vom Verein Respekt.net die Beweggründe. „Erstmals werden auch die Einkommen der obersten zehn Prozent sowie deren Steuern und Abgaben aussagekräftig abgebildet“, so Vinatzer weiter.

Einkommensstatistik: Oberstes Prozent hebt sich vom allgemeinen Trend ab
Das oberste Prozent der Personen und Haushalte unterscheidet sich in nahezu allen Einkommenskategorien vom Trend der restlichen 99 Prozent, in denen meist mäßig und linear wachsende Einkommen beobachtet werden können. „Die Einkommen des Top-Prozents sind in der Regel doppelt so hoch wie die im Perzentil darunter und stehen somit im Widerspruch zu der sonst relativ egalitären Einkommensverteilung in Österreich“, analysiert Dr. Mathias Moser vom Institut für die Gesamtanalyse der Wirtschaft (ICAE) der JKU Linz, der diese Studie im Rahmen seiner Tätigkeit am INEQ mitverfasst hat, die Dynamik am oberen Einkommensrand.

Steuer- und Abgabenlast: Flat Tax im mittleren Einkommensbereich
Beim Blick auf die Abgabenlast der Haushalte wird klar: Die Konsumausgaben und Sozialversicherungsbeiträge reduzieren das progressive Element der Einkommensteuer deutlich. „Wir können daher im mittleren Einkommensbereich, also vom 30. bis 80. Perzentil, annähernd von einer Flat Tax sprechen“, zeigt Dr. Stefan Humer vom Forschungsinstitut INEQ der WU Wien anhand der durchgeführten Berechnungen. Auch hier fällt das oberste Prozent der Haushalte aus der Reihe, allerdings durch eine fallende Abgabenquote.

Breite Bevölkerungsschicht spürt hohe Steuer- und Abgabenbelastung auf Arbeitseinkommen
Die Studie betont außerdem, dass die hohe Steuer- und Abgabenbelastung auf Arbeitseinkommen für eine breite Bevölkerungsschicht spürbar ist. Die im internationalen Vergleich hohe und progressive Einkommenssteuer ist für einen Großteil der Haushalte relevant. Lediglich die obersten 5% profitieren von endbesteuerten Kapitalerträgen, welche nicht progressiv, sondern über die Kapitalertragssteuer (KESt) mit 27,5% proportional besteuert werden.

„Die neu gewonnenen Erkenntnisse bestärken uns darin, von der Republik eine umfassende und transparente Steuer- und Abgabenstatistik zu fordern. Nur so können politische Entscheidungen auf Basis realer Fakten getroffen werden“, resümiert Sepp Vinatzer.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.steuernzahlen.at

 

 

 

 

 

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