Ergebnisse der Erhebungen des Interreg-Projekts "betrifft: Frauen entscheiden" präsentiert
Bregenz (vlk) - Um mehr Frauen in leitende Positionen zu bringen, haben das Land Vorarlberg, der Kanton
Graubünden und das Fürstentum Liechtenstein das gemeinsame Interreg-Projekt „betrifft: Frauen entscheiden“
ins Leben gerufen. "Die ausgewogene Vertretung von Frauen in Führungs- und Entscheidungsfunktionen ist
ein zentrales Thema der Gleichstellungspolitik und ein wesentliches Element unserer Demokratie", betonte Landesrätin
Wiesflecker im Rahmen der Pressekonferenz. Frauen in leitenden Positionen sind nach wie vor in allen drei Regionen
zu schwach vertreten, wie die Erhebungen des Projektes zeigen. Daher sei es das gemeinsame politische Ziel, innere
und äußere Barrieren abzubauen, um den Zugang zur Führungsetage für Frauen zu erleichtern
– „zum Nutzen für unsere gesamte Gesellschaft“, hob die Landesrätin hervor.
Das Interreg-Projekt "betrifft: Frauen entscheiden"
Das Interreg-Projekt "betrifft: Frauen entscheiden" wurde von den Gleichstellungsstellen Vorarlbergs,
Graubündens und Liechtensteins gemeinsam konzipiert und wird bis Ende 2017 umgesetzt. Das Projekt beinhaltet
zwei Datenerhebungen und Maßnahmen zur Erhöhung des Frauenanteils in Entscheidungsfunktionen "Für
uns war es wichtig den Status Quo zu erheben, um aufgrund dieser Datenbasis entsprechende Maßnahmen zur Erhöhung
des Frauenanteiles in Entscheidungs- und Führungsfunktionen setzen zu können", erläutert die
Leiterin des Frauen- und Gleichstellungsreferats, Monika Lindermayr. Die gesamten Kosten für das Projekt belaufen
sich auf 160.000 Euro, das Land Vorarlberg, Liechtenstein und Graubünden tragen gemeinsam mehr als 90.000
Euro dazu bei.
Ergebnisse der Datenerhebung
Zur Erhebung des Anteils von Frauen in Entscheidungspositionen wurden verschiedene Bereiche wie Privatwirtschaft
und Wirtschaftsverbände, Landwirtschaft, Bildung und Wissenschaft, Kultur, Sportverbände, Soziales, Gesundheit
und Pflege sowie die jeweilige Landespolitik und -verwaltung in den drei Ländern untersucht. Als zentrales
Ergebnis der Studie nennt Eva Häfele, Autorin der Erhebungen, dass in keinem der untersuchten Bereiche eine
ausgewogene Teilhabe von Frauen in Entscheidungs- und Führungspositionen festgestellt werden konnte. Die Unterschiede
zwischen den drei untersuchten Regionen sind gering, nur zwischen den einzelnen Bereichen gibt es kleinere Abstufungen.
Weiters geht aus der Studie deutlich hervor, dass dort, wo Frauen Führungspositionen einnehmen, der Frauenanteil
in Entscheidungsgremien steigt. Gezielte Maßnahmen zur Steigerung des Anteils von Frauen sowie die Stärkung
der Vorbildfunktion sei deshalb sehr wichtig, betonte Häfele.
Für die Medienanalyse wurde jeweils ein ausgewähltes Printmedium der drei Regionen in Bezug auf die Erfassung
und Darstellung von Frauen und Männern in Führungspositionen, sogenannte "Professionals", analysiert.
Von den 360 untersuchten Beiträgen widmete sich der größte Teil (44 Prozent) den Bereichen Wirtschaft
und Politik. Wie die Länderanalysen zeigen, sind es hier ebenfalls die Männer, die diese Themen dominieren.
Gezielte Maßnahmen ausgearbeitet
Im Rahmen des Interreg-Projektes werden gezielte Maßnahmen wie Workshopangebote für politikinteressierte
Frauen und "Frauen in der Politik", Tutorials und Webkonferenzen für eine geschlechtergerechte Berichterstattung,
ein länderübergreifendes Fachsymposium zum Thema Frauen ind Führungspositionen oder die Umsetzung
des Mädchenparlaments ausgearbeitet, informierte Lindermayr. "Zur Erhöhung des Anteils von Frauen
in Führungspositionen ist darüber hinaus ein breiter und umfassender Ansatz erforderlich", betonte
Landesrätin Wiesflecker. "Wir werden deshalb im nächsten Jahr unsere Maßnahmen auf drei Ebenen
verstärken – auf der individuellen, der gesellschaftlichen und der Unternehmensebene", betont Landesrätin
Wiesflecker.
Individuelle Ebene:
Die Sozialisation bei Mädchen und Buben verläuft oft unterschiedlich. Das Erklimmen einer Führungsspitze
steht bei Mädchen meiststen nicht im Vordergrund. Hier gilt es Mädchen zu stärken und ihr Selbstbewusstsein
zu erhöhen. Das Mädchenzentrum Amazone wird mit vielen erlebnisorientierten Aktivitäten Mädchen
unterstützen. Darüber hinaus ist ein spezifisches Unterstützungsangebot für Gemeindepolitikerinnen
geplant.
Gesellschaftliche Ebene:
Die Hauptverantwortung für Familie, Kinderbetreuung und Pflege liegt häufig bei den Frauen und wirkt
sich hemmend auf den Zugang zu leitenden Positionen aus. Ein erklärtes Ziel der Landesregierung sei deshalb
nach wie vor, die Kinderbetreuungsangebote weiter auszubauen, betonte die Landesrätin. "Nur so kann die
Vereinbarkeit von Familie und Beruf sichergestellt werden", so Wiesflecker. Außerdem soll Präsenz
von Frauen in den Medien und in öffentlichen Räumen gestärkt werden, um ihre Leistungen in den verschiedensten
Bereichen sichtbar zu machen und sie als "Role Models" in ihrer Vorbildfunktion zu stärken.
Betriebliche und verbandliche Ebene:
Auf betrieblicher Ebene wird den Frauen durch die männlich geprägten Führungsleitbilder und
die traditionellen Werte der Aufstieg in die Führungsgremien erschwert. Im kommenden Jahr werden deshalb Betriebsberatungen
für eine gleichstellungsorientierte Personalpolitik und Unternehmenskultur sowie Workshops zu spezifischen,
bedarfsorientierten Schwerpunktthemen (flexible Arbeitszeitlösungen, Gestaltungsmöglichkeiten für
betriebliches Karenzmanagement, Väterförderung, Vereinbarkeit und Pflege) angeboten.
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