Wien (bmgf) - Als "inakzeptablen Zustand" bezeichnet Frauenministerin Sabine Oberhauser die Ergebnisse
des jüngsten "Gender Gap Report" des Weltwirtschaftsforums. Österreich befindet sich dem Bericht
zufolge beim Kriterium Lohngerechtigkeit zwischen Frauen und Männern im internationalen Ländervergleich
auf Platz 100 von 144. "Der Bericht zeigt in einer Eindringlichkeit, was wir seit vielen Jahren anprangern.
Die Lohnschere zwischen Frauen und Männern muss dringend geschlossen werden, wir dürfen keine Zeit mehr
verlieren." Vorschläge gebe es genug, so fordert die Frauenministerin schon seit Längerem mehr Transparenz
bei Gehältern in Betrieben sowie eine Quote für die Privatwirtschaft.
Obwohl in den vergangenen Jahren zahlreiche Maßnahmen umgesetzt wurden, betrage der Einkommensunterschied
in Österreich nach wie vor 22,4 Prozent, kritisiert Oberhauser bezugnehmend auf Berechnungen der Arbeiterkammer
OÖ. Mit Nachdruck fordert die Ministerin daher eine Offenlegung von Gehältern in den Betrieben. "Einkommensberichte
oder die Gehaltsangaben in Stelleninseraten, die auf Initiative des Frauenministeriums eingeführt wurden,
waren ein guter Anfang - aber jetzt müssen wir den nächsten Schritt machen. Das führt uns der Gender
Gap Report sehr deutlich vor Augen." Verhandlungen zu einem innerbetrieblichen Lohntransparenzgesetz für
die Privatwirtschaft sollen im Rahmen der Novellierung des Gleichbehandlungsgesetzes und unter Einbeziehung der
Sozialpartner spätestens Anfang 2017 starten.
Oberhauser erneuert zudem ihre Forderung nach einer Quote in der Privatwirtschaft. "Die Quote wirkt - das
hat sich im Bundesdienst gezeigt," sagt Oberhauser. Laut Gleichbehandlungsbericht des Bundes, der im August
dieses Jahres erschienen ist, lag der Frauenanteil im Bundesdienst im Jahr 2015 bereits bei 41,7%. Unter den Top-Positionen
finden sich immerhin 27% Frauen; bei den AufsichtsrätInnen in staatsnahen Betrieben 38%. "Die Privatwirtschaft
hinkt leider hinterher. Hier gibt es dringenden Handlungsbedarf. Ich hoffe, dass der heurige Gender Gap Report
die SkeptikerInnen einer Quote zum Umdenken bewegt", so die Frauenministerin.
"In Österreich haben wir in Sachen Gleichberechtigung einiges erreicht - von der Einführung der
Gleichbehandlungsgesetze bis hin zu den Gehaltsangaben bei Stelleninseraten. Das ist offensichtlich nicht genug.
Wir werden noch mehr Druck machen" bekräftigt Oberhauser.
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