Erinnerungen an die Entstehungsgeschichte der weltweit modernsten und größten Direktreduktionsanlage
Los Angeles/Linz/Wien (pwk) - Es ist österreichischer Nationalfeiertag und ein strahlender Tag in den
bilateralen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Österreich und USA. voestalpine AG eröffnet die weltgrößte
und modernste Direktreduktionsanlage in Corpus Christi am Golf von Mexico. Ich sitze im voestalpine-Shuttle und
fahre zur Eröffnungsfeier. Von weitem ist bereits das Herzstück der Anlage sichtbar : Der Reduktionsturm
ragt wie ein Hightech-Wahrzeichen in den blauen Himmel und ist so hoch wie der Stephansdom. Er hält Hurricans
mit Windgeschwindigkeiten bis zu 385 Meilen pro Stunde stand. Der verbaute Bewehrungsstahl ist schwerer als der
Eiffelturm. Eine Erdmenge von knapp hundert olympischen Schwimmbecken wurde bewegt. Für das gewaltige Fundament
wurden Betonmischer aufgefädelt auf einer Länge von 82 Kilometer benötigt.
Die Direktreduktionsanlage ist die größte Greenfield Investition eines österreichischen Unternehmens
in den USA und die größte Auslandsinvestition des voestalpine Konzerns. „Wer auch morgen noch einen
Schritt voraus sein will, muss schon heute die richtigen Entscheidungen für eine erfolgreiche Zukunft treffen“,
steht in der Einladung. Und : „Das Projekt ist ein weiterer Meilenstein bei der Sicherung der führenden Position
als Technologie- und Industriegüterkonzern mit eigener Stahlbasis“. Als Wirtschaftsdelegierter in Los Angeles
und zuständig auch für Texas, habe ich ein Hollywood-erlerntes Faible für Awards und Superlative.
voestalpine wurde mit dieser herausragenden Investition bereits 2014 mit dem WirtschaftsOskar des AußenwirtschaftsCenter
Los Angeles für Spitzenleistungen österreichischer Unternehmen in den USA in der „Kategorie Investition“
prämiert.
Bei den Festansprachen von Port of Corpus Christi CEO John LaRue, San Patricio County Judge Terry Simpson und
Texas Secretary of State Carlos H. Cascos kommen Erinnerungen an die Anfänge dieses innovativen Projektes.
voestalpine hatte weltweit siebzehn Standorte in acht Ländern auf dem Standortradar. In die weltweite Standortsuche
waren mehrere AußenwirtschaftsCenter der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA eingebunden. In der Endauswahl lagen schließlich
nur mehr Trinidad, Kanada und in den USA die Bundesstaaten Louisiana und Texas im Rennen, und damit die AußenwirtschaftsCenter
Chicago (für Louisiana) und Los Angeles (für Texas).
Bei der Identifizierung von Standorten in Texas war von Vorteil, dass ich Texas schon mehrmals dienstlich besuchte
und Kontakte zur Administration in der Hauptstadt Austin hatte. Auch besuchte ich mit dem damaligen österreichischen
Botschafter Christian Prosl den Präsidentschaftskandidaten und damaligen Gouverneur Rick Perry. Das lockere
Gesprächsklima und die bestickten Cowboystiefel habe ich noch in guter Erinnerung. Zentrale Themen waren das
breite Engagement österreichischer Unternehmen in Texas und die Investitionsattraktivität von Texas.
Dieses Netzwerk erleichterte es, den Ball wie in einem Football Match auf das Büro des Gouverneurs zu spielen
und sofort einen Touch Down zu erzielen. Das Büro des texanischen Gouverneurs wirbt mit dem Slogan „Texas
wide open for Business“ und bot sich als erste Anlaufstelle für die Selektion möglicher Standorte an.
So waren beispielsweise ein offener Meereszugang und Verfügbarkeit von Erdgas ein Muss im Kriterienkatalog.
Unter den elf Locations mit Tiefseehäfen entsprachen in Texas letztlich fünf Standorte den Vorgaben.
Roter Teppich
Das erste Treffen der voestalpine-Delegation mit den ‚Location Scouts‘ Matthias Pastl, voestalpine Texas CTO
Erich Pizzera und CEO Bernhard Schlattl fand im Februar 2012 in der texanischen Hauptstadt statt. Texas Secretary
of State Esperanza „Hope“ Andrade rollte für die potentiellen Investoren aus Linz den roten Teppich aus und
machte von Beginn an klar, dass Texas mit seinem Slogan „Wide open for Business“ ist und das Investment hochwillkommen
ist. Das Governor‘s Office präsentierte fünf Vorschläge, die in den Folgetagen besucht wurden. Bei
jeder Besichtigung wiederholte sich der rote Teppich. Da sich ein Riesengrundstück am besten aus der Luft
ansieht, kamen auch Helikopter zum Einsatz. Nach der Besichtigung von möglichen Standorten rund um die Welt
machte Texas und letztlich Corpus Christi, das Rennen um die begehrte Investition. Ich gewann gleich zu Beginn
den Eindruck, dass unter den Kandidaten der Endrunde Texas ein großer Favorit der voestalpine-Delegation
war. Ausschlaggebend waren neben Kriterien wie Infrastruktur, Energie und Rechtssicherheit das ehrliche Bemühen
aller Beteiligten und die hemdsärmelige, offene texanische Art. Bei Projekten dieser Größenordnung
ist immer die zeitgerechte Abwicklung und das Einholen der zahlreichen Genehmigungen kritisch. Das voestalpine-Team
machte dabei von Beginn an einen perfekten Job und informierte laufend und umfassend alle Beteiligten in allen
Projektstufen über das Projekt. Zeitraubende Einsprüche kamen im Laufe des Genehmigungsprozesses damit
gar nicht erst zustande.
Spatenstich 2014 – “Welcome to Iron Making of the 21st Century”
Am 23. April 2014 fand die Spatenstichfeier unter dem Motto „We dig South Texas“ statt. voestalpine Chef Wolfgang
Eder stand damals vor der Tafel zum Festzelt mit dem Hinweis „Welcome to Iron Making of the 21st Century“. Heute
ist das alles in Natura zu bestaunen. Der gigantische Reduktionsturm. Die Wasseraufbereitungsanlage für einen
Tagesbedarf von zehn Millionen Gallonen Liter. Die riesige Lagerhalle, die größte in Süd-Texas.
Das ausgeklügelte Transportsystem. Der Tiefseehafen kann Schiffe mit 120.000 Bruttoregistertonnen löschen.
Die Fahrrinne wurde dafür um 70 Millionen USD ausgebaggert. Am Dock stehen zwei High-Performance Kräne,
die einzigen ihrer Art in den USA. Die Anlage beschäftigt ca. 200 Mitarbeiter. Das Areal bietet noch viel
Raum für Expansion. voestalpine war mit dem Bau dieser modernen Direktreduktionsanlage ihrem Grundsatz „ONE
STEP AHEAD“ treu : Diese richtungsweisende Innovation ermöglicht die Dekarbonisierung der Stahlproduktion.
US-Präsident Barack Obama lobt voestalpine Engagement
Der amerikanische Präsident Barack Obama hob vor Jahren bei der Investitionskonferenz in Washington D.C. das
Engagement der voestalpine in den USA vor globalen Top-Investoren besonders hervor. voestalpine ist ein Big Player
in den USA. voestalpine betreibt im NAFTA-Raum 69 Standorte, allein 49 in den USA. Energie, Bahn und Automotive
sind die Top Umsatzträger. Von den konzernweit 48.500 Mitarbeitern sind über 2.200 in den USA beschäftigt.
Der NAFTA-Raum steht neben China im Fokus der globalen Expansion der voestalpine. Die Umsätze lagen im Geschäftsjahr
2015/16 bei 1,2 Mrd. Euro, davon eine Milliarde in den USA. 2020 liegt das Umsatz-Ziel bei drei Milliarden Dollar
im NAFTA-Raum.
Zwei Milliarden USD Austro-Investitionen in Texas
Texas ist unter den US-Bundesstaaten die Nr.1 bei ausländischen Direktinvestitionen (FDI). Im Zeitraum 2003
bis August des Jahres zog Texas 52,7 Milliarden USD FDI an.
Mehr als die Hälfte der Investoren kommen aus Westeuropa. Im gleichen Zeitraum investierten in Texas österreichische
Unternehmen zwei Milliarden USD. Das österreichische Engagement in Texas ist mit etwa dreißig Niederlassungen
branchenmäßig breit gestreut – insgesamt gibt es in den USA 600 bis 700 österreichische Niederlassungen.
Neben WirtschaftsOskar-Preisträger voestalpine sind auch eine Reihe anderer Preisträger in Texas aktiv
: So kaufte beispielsweise die steirische ams AG um 220 Mio. Euro den texanischen Chiphersteller Taos. Der Vorarlberger
Verpackungsspezialist ALPLA produziert im Lone Star State. Das Wiener Startup opvizor übersiedelte nach seinem
Silicon Valley Debut zu seinem Risikokapitalgeber nach Houston. Weltmarktführer SBO für Hochpräzisionsteile
für die Oilfield Service Industrie ist mit Standort Houston im Zentrum der Erdölindustrie. Skidata eröffnete
ein F&E-Zentrum in Dallas. Firma Geislinger ist mit seinen Kupplungen in 80 Prozent der Fracking-Pumpen installiert.
BREAKING NEWS
Das voestalpine-Projekt strotzt vor Superlativen. Es macht einfach Spaß darüber zu schreiben. Deshalb
wiederhole ich sie CNN like als BREAKING NEWS +++voestalpine eröffnet die weltweit modernste und größte
Direktreduktionsanlage in Corpus Christi+++Das 740-Millionen-US-Dollar-Projekt ist die größte Auslandsinvestition
des voestalpine Konzerns und das größte Investment eines österreichischen Unternehmens in den USA+++
voestalpine wurde mit diesem Projekt zum WirtschaftsOskar-Preisträger 2013+++
Blick auf Corpus Christi und Bay
Blick auf Corpus Christi und Bay
Beim Abheben der Maschine werfe ich noch einen Blick auf Corpus Christi und sehe in der Ferne noch schemenhaft
den Reduktionsturm. Es war ein unvergesslicher Moment bei diesem historischen Ereignis der österreichisch-amerikanischen
Wirtschaftsbeziehungen dabei gewesen zu sein. Ein cooles Gefühl, dieses Vorzeigeprojekt in „meinem“ Betreuungsbereich
zu haben. Jetzt widme ich mich der Frage meiner Sitznachbarin aus Austin, die mich nach österreichischen Produkten
in den USA befragt. Über voestalpine-Schienen, Weichen und Hot Iron Briquetts ist sie bereits gebrieft und
dass sie in ihrem Auto mit voestalpine-Spezialblechen geschützt ist – HOWDY !
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