Dass die Euregio gerade in der Landwirtschaft gelebt wird, zeigten die Landwirtschaftslandesräte
Geisler und Schuler, die in Bozen zusammengetroffen sind.
Innsbruck/Bozen (lpa) - "Das Problem der Milchpreise und der Viehimporte ist kleiner, als von den Medien
dargestellt", sind sich Tirols Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler und Südtirols Landwirtschaftslandesrat
Arnold Schuler einig. Die Schlagzeilen vom 04.11. allerdings haben sie dazu bewogen, sich kurzfristig in Bozen
zu treffen, um über die Sachlage und die Zusammenarbeit der beiden Länder im Bereich der Landwirtschaft
zu sprechen.
Südtirols größter Milchhof, die Genossenschaft Mila/Bergmilch hat beschlossen, Bauern nur mehr
dann den vollen Milchpreis auszuzahlen, wenn der Anteil der importierten Kühe kleiner als zehn Prozent ist.
Die Tiroler Viehzüchter fürchten daher um ihre Rinderexporte nach Südtirol.
"Meinem Tiroler Kollegen und mir war dieses Thema bereits seit Frühjahr bekannt, dass es nun für
solch hohe Wellen sorgt, ist für uns beide unverständlich", so Landesrat Arnold Schuler, der auch
eine Erklärung dazu liefert: "Der Milchpreis wird nur dann reduziert, wenn ein Bauer überdurchschnittlich
viel Milch produziert und Vieh nach Südtirol importiert hat." Der Landesrat ist aber davon überzeugt,
dass Südtirols Bauern nachhaltig denken und handeln: "Daher wurde die Maßnahme der Bergmilch bis
jetzt nicht angewandt." Auch die neuesten Importzahlen von Kühen und Kälber zeigten einen ähnlichen
Verlauf wie im Vorjahr, und somit dürfte sich am Sachverhalt wenig ändern, so Landesrat Schuler.
Für Tirols Landesrat Geisler wird sich das Problem von alleine lösen, da die Milchanlieferungen zurückgegangen
sind. "Die Milchmenge in Europa und auf der Welt fällt. Der Markt funktioniert und hat reagiert",
sagte Geisler bei seinem heutigen Zusammentreffen zu Landesrat Schuler. Neben der Mengenreduzierung durch die Milcherzeuger
wegen niedriger Preise führte er das saisonal niedrigere Milchaufkommen als weiteren Grund an.
Landesrat Schuler verwies bei dem heutigen Zusammenkommen darauf, dass gerade in der Landwirtschaft die Europaregion
gelebt werde. So liefern derzeit österreichische Bauern mehr als elf Millionen Kilogramm Milch an den Milchhof
Sterzing. Mit Trient arbeitet Südtirol in der Obstvermarktung (VOG-Products) seit längerer Zeit erfolgreich
zusammen. Um die Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft in der Europaregion zu verbessern, sei allerdings
eine bessere Abstimmung auch auf politischer Ebene gefragt. Dazu werden noch im November Treffen zwischen Tirol
und Südtirol stattfinden. Anfang Dezember findet auf Initiative von Landesrat Schuler ein weiteres Treffen
zum Thema Zusammenarbeit im Bereich der Forschung zwischen den Alpenländern in Wels in Oberösterreich
statt.
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