500 Jahre Reformation - Evangelische Kirchen starten mit Reformationsempfang in das Jubiläumsjahr
Wien (epdÖ) - Der Reformationsempfang im Wiener Odeon-Theater markierte den Auftakt der Evangelischen
Kirchen in Österreich zum Reformationsjubiläum 2017 - 500 Jahre Reformation. Vorgestellt wurde beim Empfang
am 03.11. die neue Übersetzung der Lutherbibel, die, so Jutta Henner von der Österreichischen Bibelgesellschaft,
„zurück zu Luther“ führt. Denn den Theologen, die an der Revision beteiligt waren, sei es nicht um die
Modernisierung der Bibel gegangen. Bedarf für die Revision gab es unter anderem auch, weil das Alte Testament
in der Luther-Bibel von 1984 bereits aus dem Jahr 1946 stammte. In der Zwischenzeit hätte es neue bibelwissenschaftliche
Erkenntnisse gegeben, die in die neue Übersetzung eingeflossen seien. „Wenn die Liebe und Begeisterung Luthers
und der Reformatoren für die Bibel ins Jahr 2017 überspringt, dann hat sich die Arbeit der Übersetzer
gelohnt“, resümiert Henner.
Das Netz als Ort und Raum der offenen Kommunikation entwickle sich immer mehr zu einem Ort der Hassgeschichten
und Parallelwelten, die zu einem massiven Problem für unsere Gesellschaft und unsere Demokratie werden können,
erklärte Staatssekretärin Muna Duzdar in ihrer Festrede. Sie präsentierte beim Reformationsempfang
die Regierungsinitiative gegen Hass im Netz und forderte „digitale Zivilcourage“ ein. Dem Hass im Netz könne
man aber nicht allein mit gesetzlichen Änderungen entgegenwirken, vielmehr müsse die Zivilgesellschaft
im Internet aktiv werden. Deshalb habe man im Rahmen der Kampagne etwa einen Argumentationsleitfaden entwickelt
mit dem Ziel, die Lufthoheit im Netz zurückzugewinnen. „Mit dem Löschen der Hasspostings löscht
man aber nicht automatisch den Hass“, gibt Duzdar zu bedenken. Entwicklungen im Netz seien nicht losgelöst
von den Entwicklungen in der Gesellschaft. „Religionen sind unsere Bündnispartner im Kampf gegen den Hass
im Netz“, unterstrich die Staatssekretärin.
In wenigen Tagen macht der Reformationstruck in Österreich Station. Auf dem „Europäischen Stationenweg
kommt der 28-Tonnen-LKW nach Villach (14.-15.11.), Graz (16.-17.11.) und Wien (18.-19.11.), bis er am 20. Mai 2017
in Wittenberg eintrifft. Über das „Geschichtenmobil“ und das begleitende Rahmenprogramm informierten beim
Reformationsempfang die Superintendenten Hansjörg Lein, Manfred Sauer und Hermann Miklas gemeinsam mit Fachinspektorin
Michaela Legenstein. Jede Stadt sei eingeladen, spezielle Geschichten mit zu geben, sagte Manfred Sauer. In Villach
bleibt es nicht bei Geschichten: So wird dort das in Kärnten gebraute „Lutherbier“ angestochen. In Graz erwartet
die BesucherInnen ein vielfältiges Programm, das die ökumenische Entwicklung vom Gegeneinander über
das Nebeneinander zum Miteinander darstellt, kündigten Miklas und Legenstein an. Der Wiener Superintendent
Hansjörg Lein freut sich, dass der Reformationstruck direkt gegenüber Rathaus und Christkindlmarkt neben
dem Burgtheater Halt macht. Mitwirken werde an dem bunten Programm u.a. auch der Schauspieler Karl Markovics.
Das Reformationsjubiläum steht in den Evangelischen Kirchen unter dem Motto „Freiheit und Verantwortung seit
1517“. Was Freiheit und Verantwortung bedeuten, symbolisieren sieben neue Sujets, die der Künstler Olaf Osten
gestaltet hat.Sie wollen „zum Denken anregen“, sagte der evangelisch-methodistische Superintendent Stefan Schröckenfuchs.
Präsentiert wurde auch ein neuer „Stiftfilm“, der in einfach und live-gezeichneten Szenen das Thema „Freiheit
u Verantwortung“ erklärt.
Der mit 10.00 Euro dotierte Diakoniepreis - er wurde auch hier wieder von der Raiffeisenlandesbank OÖ gestiftet
- geht an die Hospizbewegung Kärnten. Sie unterstützt Menschen mit Behinderung aller Altersgruppen in
ihrer letzten Lebensphase. Einen Sonderpreis über ebenfalls 10.000 Euro erhielt die Evangelische Pfarrgemeinde
Leibnitz, die sich seit Beginn der Flüchtlingskrise im Sommer 2015 mit zahlreichen Aktivitäten und Projekten
für das Zusammenleben von Menschen aus verschiedenen Ländern einsetzt.
Ausgezeichnet wurde beim Reformationsempfang die beste Vorwissenschaftliche Arbeit in Religion. Den Preis in der
Höhe von 500.- Euro überreichte Oberkirchenrat Karl Schiefermair an Magdalena Ambrosch, die sich am BORG
Dreierschützengasse in Graz mit „Musik als Brücke zwischen israelischen und palästinensischen Kindern“
befasste. Betreut hat die Arbeit die Religionspädagogin und Oberkirchenrätin Gerhild Herrgesell.
Musikalisch gestalteten den Reformationsempfang, zu dem Bischof Michael Bünker, Landessuperintendent Thomas
Hennefeld und Superintendent Stefan Schröckenfuchs namens der drei gastgebenden evangelischen Kirchen eingeladen
hatten, das Ensemble Unicorn in Kooperation mit der Johann Sebastian Bach Musikschule. Zu hören war Musik
aus der Zeit Martin Luthers.
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