PwC Family Business Survey: 60 % der österreichischen Familienunternehmen weiter auf Wachstumspfad
Wien (pwc) - Österreichische Familienunternehmen sind weiter auf Wachstumskurs und haben die Notwendigkeit
neuer Technologien und der Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse erkannt. Jedoch steigt der globale Wettbewerbsdruck
stetig und auch bei der konkreten Planung ihrer Unternehmensnachfolge hinken die heimischen Betriebe im internationalen
Vergleich hinterher. Das sind einige der Kernaussagen der neuen Family Business Survey 2016 von PwC Österreich.
Auch wenn sich Österreichs Familienunternehmen über die allgemeine wirtschaftspolitische Lage und Entwicklung
besorgt zeigen, blicken sie dennoch optimistisch in die eigene Zukunft: Bereits in den vergangenen zwölf Monaten
verzeichneten 60 % der Befragten Unternehmenswachstum und liegen damit im globalen Schnitt. Dieser Trend soll sich
künftig fortsetzen und so planen 85 % mit einem mittelfristigen Wachstum in den nächsten fünf Jahren,
wohingegen nur 4 % schnell und aggressiv wachsen möchten. Österreichs Familienunternehmen verfolgen hier
eine konservativere Wachstumsstrategie als ihre globalen Pendants (15 %).
Internationaler Wettbewerb macht Druck
Vor allem die umfangreichen gesetzlichen Bestimmungen und bürokratischen Anforderungen seitens der Wirtschaftspolitik,
der vorherrschende Arbeitskräftemangel sowie der steigende internationale Wettbewerbsdruck werden in Österreichs
Familienbetrieben als größte Wachstumsherausforderungen gesehen.
„Österreichs Familienunternehmen befinden sich nach wie vor auf einem positiven Wachstumspfad. Unter Beachtung
ihrer langfristigen Ziele werden sie diesen mit einer konservativen Strategie auch weiter halten können. Trotzdem
dürfen sie sich nicht auf ihrem unternehmerischen Können ausruhen, denn der internationale Wettbewerb
schläft nicht und wird immer härter“, erklärt Dr. Rudolf Krickl, Partner bei PwC Österreich
und Experte für Familienunternehmen. „Entscheidende Felder der nächsten Jahre sind daher die Rekrutierung
von qualifiziertem Personal sowie die Entwicklung von neuen Technologien und Innovationen, um international wettbewerbsfähig
zu bleiben.“
Familienunternehmen als Exportkaiser
Im Sinne ihrer Wachstumsstrategie setzen viele Familienunternehmen auf das Geschäft im Ausland. So wirtschaften
84 % aller Betriebe über die österreichischen Landesgrenzen hinaus. Die Eroberung neuer Märkte durch
diversifizierte Geschäftsfelder steht auch zukünftig auf der Agenda der Unternehmen: 65 % planen in den
nächsten fünf Jahren in neue Geschäftsfelder zu expandieren. Damit ist Österreich Spitzenreiter
im internationalen Vergleich (50 %), wenn es um den Eintritt in neue Märkte geht.
Ein entscheidender Indikator für diese Entwicklung ist auch die Exportquote. 94 % der Familienbetriebe exportieren
bereits Produkte und Dienstleistungen ins Ausland und wollen ihre Exportquote in den nächsten fünf Jahren
von 51 auf 58 % steigern. Damit liegen die heimischen Betriebe vor deutschen und internationalen Familienunternehmen,
die lediglich zu 82 % beziehungsweise zu 70 % im Export tätig sind. Ein Hauptaugenmerk bei ihrer Internationalisierungsoffensive
legen sie dabei auf die wirtschaftliche Lage und die politische Stabilität jener Märkte, die sie erschließen
wollen.
Keine konkrete Nachfolgeregelung
Mehr als die Hälfte der befragten Eigentümerfamilien beabsichtigen, das Unternehmen in den kommenden
fünf Jahren an die nächste Generation weiterzugeben. Nur 4 % befassen sich mit dem Gedanken, ihren Betrieb
zu verkaufen. „Die Übergabe eines Familienunternehmens von einer Generation zur nächsten war schon immer
eine heikle Angelegenheit. Auch wenn sie sich intensive Gedanken über den Fortbestand ihres Betriebes machen,
so verfügen lediglich 8 % der österreichischen Familienunternehmen über eine konkrete und gut dokumentierte
Nachfolgeregelung. Hier hinken sie im internationalen Vergleich gewaltig hinterher“, so Krickl.
Im operativen Bereich setzen immer mehr österreichische Betriebe auf familienexterne Expertise. Bereits 75
% der Unternehmen sind durch Manager geführt, die nicht aus der Eigentümerfamilie stammen und lediglich
58 % beschäftigen noch Angehörige der Nachfolgegeneration mit Leitungsfunktionen. Wenn auch der Einsatz
von Managern außerhalb der eigenen Reihen hoch ist, so verhalten sich Familienbetriebe restriktiver, wenn
es um den Unternehmensbesitz geht: Gerade einmal 17 % der Unternehmerfamilien in Österreich teilen ihr Firmeneigentum
mit Nicht-Familienmitgliedern, im internationalen Vergleich liegt dieser Wert bei 33 %.
Österreichische Unternehmen mit Vorreiterrolle bei Digitalisierung
„Es scheint, dass Familienunternehmen international gesehen eine gewisse Schwäche bei der Erfassung mittelfristiger
Trends haben. Konkret zeigt sich das bei der mangelnden Bereitschaft, sich den vielfältigen Herausforderungen
der zunehmenden Digitalisierung proaktiv zu stellen. Erfreulicherweise sehen wir in Österreich ein anderes
Bild: Fast 80 % der heimischen Betriebe erkennen die hohe Bedeutung und die Vorteile der Digitalisierung für
ihre Geschäftsprozesse – der internationale Vergleichswert liegt hier bei nur 59 %“, konstatiert Experte Rudolf
Krickl.
Zudem zeigt die Studie, dass bereits heute rund zwei Drittel der Befragten digitale Technologie als integralen
Bestandteil ihrer Unternehmenskultur sehen. Gleichzeitig ist sich die Mehrzahl der österreichischen Familienunternehmen
auch der Risiken und Gefahren durch die Digitalisierung bewusst. Für gefährdet halten sich jedoch lediglich
19 %.
Über die Family Business Survey
Bereits zum achten Mal wurden im Rahmen der Family Business Survey weltweit Familienunternehmen durch PwC befragt.
An der Family Business Survey 2016 haben weltweit 2.802 Unternehmen aus 50 Ländern teilgenommen. In Österreich
wurden zwischen Mai und August 2016 48 Telefon-Interviews mit Familienunternehmen durchgeführt. Als Familienunternehmen
im Sinne dieser Studie gelten Unternehmen, in welchen der Gründer, seine Familie oder seine Nachkommen über
die Mehrheit der Anteile bzw. Stimmrechte verfügen oder in denen mindestens ein Familienmitglied in der Geschäftsführung
vertreten ist. Börsennotierte Unternehmen gelten noch als Familienunternehmen, wenn sich der Stimmenanteil
der Gründerfamilie auf mindestens 25 % beläuft und wenigstens ein Familienmitglied im Vorstand vertreten
ist.
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