Pontifikalamt mit dem Erzbischof von Budapest
und Primas von Ungarn, Kardinal Erdö, der Österreichischen Bischofskonferenz, einer Vielzahl von Bischöfen
aus den Nachbarländern und den Spitzen des öffentlichen Lebens im Burgenland im Martinsdom
Eisenstadt (martinus) - Das Jubiläumsjahr „1.700 Jahre hl. Martin“ erreichte am 11.11. mit dem großen
Martinsfest seinen würdevollen Höhepunkt: Am Vormittag fand im Martinsdom das feierliche Pontifikalamt
mit Hauptzelebrant Kardinal Peter Erdö, Erzbischof von Budapest und Primas von Ungarn, sowie mit der Österreichischen
Bischofskonferenz statt. Insgesamt nahmen an die 30 Bischöfe, eine Vielzahl hochrangiger Würdenträger
aus dem kirchlichen und öffentlichen Leben an der Feier teil. Und auch am Nachmittag stand der Festvortrag
„Die Welt braucht mehr Martinus“ von Diözesanbischof Alois Schwarz von der Diözese Gurk-Klagenfurt ganz
im Zeichen des burgenländischen Diözesan- und Landespatrons, des hl. Martin als großen europäischen
Heiligen.
Europa braucht das christliche Wagnis
"Die Welt, unsere Welt, braucht mehr Martinus! Das heißt: Sie braucht mehr Spiritualität, mehr
Solidarität und mehr Barmherzigkeit", betonte Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics in seiner
Begrüßung zu Beginn des Pontifikalamtes im Eisenstädter Martinsdom. Der hl. Martin sei ein zentraler
Wegweiser, "damit unsere Gesellschaft, unsere Staaten und unser Europa nicht endgültig abkommen von einem
wahrhaft christlichen Weg. Dieser Weg und dieses Europa können nicht auskommen ohne das christliche Wagnis,
auch und gerade mit dem Fremden und Verfolgten, der in Not ist, zu teilen und sein Herz und sein Haus für
ihn offen zu halten", so der Appell von Bischof Zsifkovics beim Martinsfest. In seiner mehrsprachigen Begrüßung
begrüßte der Bischof ausdrücklich die Volksgruppen der Kroaten, Ungarn und Roma jeweils in ihren
eigenen Sprachen.
Kardinal Erdö als Hauptzelebrant
Der Festmesse im Dom wohnten zahlreiche hochrangige Persönlichkeiten bei: Ehrengast und Hauptzelebrant
des Pontifikalamtes war Kardinal Peter Erdö, Erzbischof von Budapest und Primas von Ungarn. Die Österreichische
Bischofskonferenz - Vorsitzender Kardinal Christoph Schönborn wurde aufgrund eines Ungarnbesuchs von seinem
Stellvertreter in der Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, vertreten - feierte im Martinsdom, ebenso wie
der Erzbischof von Bratislava und Vorsitzende der Slowakischen Bischofskonferenz, Stanislav Zvolensky.
Vereinte Nachbarn, gelebte Ökumene
Auf Ungarisch begrüßte Bischof Zsifkovics den Bischof der Diözesen Györ und Szombathely
und Vorsitzenden der ungarischen Bischofskonferenz, András Veres. Und auf Slowenisch begrüßte
er ebenso herzlich den Bischof der Diözese Murska Sobota, Peter Stumpf. In ökumenischer Verbundenheit
feierten der orthodoxe Metropolit von Austria und Eparch von Ungarn und Mitteleuropa, Erzbischof Arsenios Kardamakis,
der evangelische Superintendent Manfred Koch sowie der orthodoxe Abt Paisios mit. Dabei hob der Bischof seine freundschaftliche
Verbundenheit mit seinen evangelischen und orthodoxen Glaubensbrüdern ausdrücklich hervor.
Öffentliches Leben beim Martinsfest
Und auch das politische und öffentliche Leben war hochrangig vertreten, allen voran durch Landeshauptmann
Hans Niessl und den Eisenstädter Bürgermeister Thomas Steiner. Unter den Gästen waren zudem Vertreter
der burgenländischen Volksgruppen, des burgenländischen Landespolizeikommandos, aller staatlichen und
zivilen Rettungs- und Hilfsorganisationen sowie des Bundesheeres.
Arithmetik des Teilens braucht religiöse Dimension
Seine Bilanz des nun zu Ende gehenden Martinsjahres bringt Bischof Zsifkovics wie folgt auf den Punkt: "Die
Welt braucht mehr Martinus! – weil sie mehr Spiritualität, mehr Solidarität, mehr Barmherzigkeit braucht.
Das ist die Formel, auf die ich den wahren, nicht den vielerorts verkitschten Stellenwert unseres Diözesanpatrons
bringen wollte, und die ich im Laufe dieses Jahres gebetsmühlenartig wiederholt habe", so der Bischof.
Dabei gehe in dieser "Arithmetik des Teilens" nicht bloß um ein Umschichten weltlicher Größen,
sondern gleichsam um einen "ans Überweltliche gebundenen Akt". Denn die "Solidarität nach
außen" sei immer ein Spiegel für die "religiöse Dimension nach innen".
"Pastoraler C-Führerschein" für die Diözese
Als konkrete Weichenstellung, um "uns als Christen in der Diözese zukunftsfähig zu machen",
nennt Bischof Zsifkovics den neuen pastoralen Weg der Diözese Eisenstadt, wofür er auf das Bild des "pastoralen
C-Führerscheins" zurückgreift: "Wir haben gelernt, wie man als Seelsorger auch ein größeres
Gefährt lenken kann, wie man in größeren Dimensionen kuppelt und schaltet, und was die Straßenverkehrszeichen
auf neuen, bisher unbekannten pastoralen Wegen zu bedeuten haben". Dabei gelte es auch, sich von alten und
unzeitgemäßen Strukturen und Denkmustern zu verabschieden: "Weg vom priesterlichen Einzelkämpfer
hin zum Teamplayer! Weg vom manchmal unflexiblen Pfründenverteidiger hin zum ungebundenen, geistig freien
Hirten!", müsse die Devise sein, so der Bischof.
Diözese Eisenstadt setzt ökumenischen Meilenstein
Besonders hob der Bischof auch die Überschneidung zwischen dem Martinsjahr und dem Heiligen Jahr der Barmherzigkeit
hervor. "Dieser Weg der Barmherzigkeit zeigt sich in einer konkreten karitativen Dimension, in der Sorge für
den armen und notleidenden Nächsten", so Bischof Zsifkovics. Und schließlich sei im Martinsjahr
in der Martinsdiözese ein weiterer ökumenischer Meilenstein – nach der Grundlegung für den Bau des
ersten orthodoxen Klosters in Österreich, dessen Grundstein im Jahr 2017 im Burgenland gelegt werden wird
– gesetzt worden: "In diesen Tagen begegneten einander die Spitzen der katholischen und der evangelischen
Kirchen in Österreich zu einem gemeinsamen Gottesdienst und zu gemeinsamen Beratungen, die wesentlich für
die weitere Entwicklung der Ökumene in unserem Land und darüber hinaus sind", ist der Bischof überzeugt.
"Christliches Füreinander soll ansteckend wirken"
Das Burgenland bleibe aber dabei nicht stehen: Bereits zu Beginn des kommenden Jahres, am 18. Jänner 2017,
findet ein großer Ökumenischer Gedenkgottesdienst in Bad Tatzmannsdorf statt, in dessen Rahmen eine
gegenseitige Vergebungsbitte ausgesprochen wird. Und 2018 wird es – wie der Bischof bereits ankündigte – eine
gemeinsame ökumenische Pilgerreise nach Thüringen geben, auf den Spuren Martin Luthers und der Heiligen
Elisabeth von Thüringen. Bei all dem sei entscheidend, dass "wir zu einem christlichen Füreinander
gelangen, das auch auf andere ansteckend wirkt", betont Bischof Zsifkovics.
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