Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou und Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny präsentieren
Siegerentwurf des Mahnmals Aspangbahnhof
Wien (rk) - 47.000 österreichische Jüdinnen und Juden wurden einst in offenen Lastwägen zum
ehemaligen Aspangbahnhof transportiert. Eine Ausstellung im äußeren Burgtor erinnert noch bis 30. Juni
2017 an diese Ereignisse. Künftig soll auch ein permanentes Mahnmal am Platz der Opfer der Deportation an
jene Menschen erinnern, die von dort aus in den Tod geschickt wurden. Im Rahmen eines geladenen Wettbewerbs ist
nun der Entwurf von PRINZpod als Siegerprojekt des Mahnmals Aspangbahnhof hervorgegangen. Im Rahmen eines geladenen
künstlerischen Wettbewerbs, der von KÖR Kunst im öffentlichen Raum ausgelobt wurde, ist nun der
Entwurf von PRINZpod als Siegerprojekt des Mahnmals Aspangbahnhof hervorgegangen.
„Wien bekennt sich zur Erinnerung, zur Mahnung und zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Erbe, als Heimat von
Tätern und Opfern des Nationalsozialismus. Den Opfern gilt unser Gedenken. Die Installation von PRINZpod erfüllt
in ihrer klaren gestalterischen Lösung und Konzeption den Wunsch und die Aufgabe des Wettbewerbes nach einer
Stätte des Mahnens, Erinnerns und Gedenkens an die verfolgten österreichischen bzw. Wiener Jüdinnen
und Juden, die 1939 und 1941/42 von dieser Stelle aus in die Vernichtungslager deportiert wurden. Sie soll bewusst
irritieren, man soll innehalten und sie als Symbol des Gedenkens wahrnehmen können“, betont Maria Vassilakou,
Vizebürgermeisterin und amtsführende Stadträtin für Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz,
Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung.
„Der Entwurf von PRINZpod setzt sich auf künstlerische Weise mit dem Grauen, das an diesem Ort stattgefunden
hat, auseinander. Es ist eine leise, subtile und umso eindringlichere Skulptur, deren Bedeutung sich auf den ersten
Blick erschließt. Das Team PRINZpod hat schon zahlreiche Kunstwerke im öffentlichen Raum geschaffen
und hat dabei gezeigt, dass es auf die konkreten Orte und deren Geschichte Bezug nimmt. PRINZpod gehen mit großer
Einfühlsamkeit mit dem Raum und den Menschen, an die erinnert wird, um“, unterstreicht Andreas Mailath-Pokorny,
amtsführender Stadtrat für Kultur, Wissenschaft und Sport.
Der Siegerentwurf von PRINZpod
Die beiden schlichten Betonstränge liegen wie Bahngleise auf dem Erdboden. Am Beginn entspricht ihre Breite
der Normweite von Schienen (1435mm), doch sie laufen immer weiter zusammen, um schließlich in einem Betonblock
zu enden bzw. zu verschwinden. Das Innere des Kastens ist schwarz gefärbt. Die Reise endet im Nichts. Die
Anzahl der Deportierten sowie der Überlebenden ist an den Strängen in den Beton konkav gedrückt.
Auf einem Strang liest man in Richtung des Betonblockes: 47035 Deportierte. Der andere Strang zeigt vom Block wegführend:
1073 Überlebende. Auf der Betonskulptur (Rückseite) selbst stehen die Worte: Den Opfern der Deportation
1939 - 1942 gewidmet.
Die Oberseite ist mit mehreren, verschieden großen, seichten Mulden versehen. Die Mulden sind als Anlehnung
an die jüdische Tradition zu verstehen, zum Gedenken der Toten kleine Steine auf die Grabsteine zu legen.
Auf zusätzliche Verschönerung bzw. Gestaltung wird absichtlich verzichtet. Wir haben uns bei der Konzeption
des Mahnmals dafür entschieden, die Installation so schlicht und zurückhaltend wie möglich zu gestalten.
Ein derartiges Grauen, wie es auf den Aspanggründen stattgefunden hat, bedarf keiner pompösen Inszenierung.
Je tiefer wir bei unseren Recherchen in die Thematik vordrangen, desto mehr sahen wir uns mit der eigenen Sprachlosigkeit
konfrontiert. Dort wo Worte nicht mehr ausreichen, müssen Symbole gefunden werden, die über Sprachbarierren
hinaus für alle lesbar sind. Die zusammenlaufenden Gleise enden in der Katastrophe, der Betonblock erinnert
an einen Grabstein. Die Installation fügt sich in Form und Materialität gut in das moderne Stadtbild
ein und ist doch irritierend genug, um Anwohner und Passanten innehalten zu lassen und Momente der Reflexion zu
ermöglichen.
Der Entwurf von PRINZpod schafft es in einer abstrahierten Form und dennoch ganz direkt die Ereignisse am Aspangbahnhof,
die Deportation von 47.000 jüdischen Bürgern aus ganz Österreich in die Ungewissheit und in den
Tod darzustellen. Er ist für alle klar lesbar und definiert sowohl selbst den Ort, nimmt jedoch auch Bezug
auf den bestehenden Kontext und den schon vorhandenen Gedenkstein und die Örtlichkeit. Die Zurückgenommenheit
nicht nur hinsichtlich der Materialität lässt eine eindeutige Vermittlung zu und weckt starke Emotionen.
Es ist den Künstlern gelungen, wie sie selber sagen „sprachlos durch die Dimension und Akribie, mit der die
Deportationen am Aspanbahnhof durchgeführt wurden," ein dreidimensionales Symbol für das Grauen
der Deportationen zu finden – eine Reise ins Nichts.
PRINZpod
Arbeiten seit 1984 als Team. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind experimentelle Architekturen, Design, Film, Fotografie.
In Modellen, Texten, Zeichnungen, Objekten und Malereien dokumentieren sie die Umkehrung von Alltagsphänomenen.
Zahlreiche interdisziplinäre Projekte und Ausstellungen im In- und Ausland, z.B. 2007 im Künstlerhaus
Graz, „weg mit dem Ziel! Der Ausstellung folgte nach zwei Wochen eine erneute Umstellung durch 10 geladene Künstler
unter dem Titel „Infiltrationen“.
Im öffentlichen Raum zählen zu den bekanntesten Arbeiten „tapis rouge“ 2007 Dieppe, Normandie zum Thema
Migration; Paasdorf bei Mistelbach „Entdeckung der Korridore“ die Archäologie der Autobahn 1995; „SOLL+HABEN“
Fujino, Japan 1999. eS, Nordico, Linz 2012, Sm art C (Projekt) , mit dem Organhaus Chongqing und die angewandte
Wien, BKA 2015/16/17.
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