Wien (renner institut) - Der WIFO-Ökonom Stefan Schiman wird für seine Arbeit "Zur Wachstumsschwäche
und erhöhten Inflation in Österreich" und deren journalistische Aufbereitung mit einem von sechs
von Karl-Renner-Institut und SPÖ-Parlamentsklub erstmals verliehenen Kurt-Rothschild-Preisen für Wirtschaftspublizistik
ausgezeichnet. In seiner Arbeit zeigt er, dass die Diagnose eines Nachlassens der Wettbewerbsfähigkeit für
die österreichische Volkswirtschaft verfrüht ist.
Ab 2012 waren in Österreich Hinweise auf ein Nachlassen der preislichen Wettbewerbsfähigkeit zu beobachten:
Verlangsamung des Wirtschaftswachstums bei gleichzeitig im Ländervergleich überdurchschnittlicher Inflation.
Eine erhöhte Inflation als Abbild eines überdurchschnittlichen Anstieges der Arbeitskosten würde
die Ausfuhr hemmen mit negativen Folgewirkungen auf die Binnenwirtschaft. Wirtschaftspolitisch müsste ein
solches Problem durch Lohnzurückhaltung gelöst werden.
Stefan Schiman zeigt in seinem Artikel in den WIFO-Monatsberichten, dass viele Elemente dieser Wirkungskette auf
Österreich nicht zutreffen: Der real-effektive Wechselkurs verschlechterte sich in diesem Zeitraum nicht,
die Exporte leisteten anhaltend positive Wachstumsbeiträge, die Außenhandelsbilanz verbesserte sich,
und die Volkswirtschaft wandelte sich vom Nettoschuldner zum Nettogläubiger gegenüber dem Rest der Welt.
Höher als im Ausland war die Inflation vor allem im Bereich der freizeitbezogenen und tourismusnahen Dienstleistungen;
dies wird daher als Folge der kräftigen Nachfrage (zum Teil durch Tourismusexporte) bei gleichzeitig starker
Beschäftigungsausweitung (d. h. geringer Produktivität) in diesen Wirtschaftszweigen identifiziert. Ein
weiterer Preistreiber, der die verfügbaren Einkommen dämpfte, sind Wohnungsmieten. Die kräftige
Zunahme des Arbeitskräfteangebotes erschwerte zudem Lohnsteigerungen und schürte die Angst um den Arbeitsplatz.
Die Wachstumsschwäche zeigte sich daher vor allem in einer lahmenden Konsumnachfrage.
Für seinen Artikel wurde Stefan Schiman nun von Karl-Renner-Institut und SPÖ- Parlamentsklub mit dem
erstmals vergebenen Kurt-Rothschild-Preis ausgezeichnet. Der 32-jährige Steirer, der seit 2012 am WIFO forscht,
erhält eine von sechs Auszeichnungen. Der Preis erinnert an das wissenschaftliche Werk von Univ.-Prof. Dr.
Kurt Rothschild und ist mit insgesamt 10.000 € dotiert. Für das WIFO hat er eine besondere Bedeutung: Rothschild
war nach seiner Rückkehr aus dem Exil von 1947 bis 1966 am WIFO tätig und blieb dem Institut danach als
Konsulent verbunden. Er prägte die Wirtschaftsforschung in Österreich nachhaltig. Der Jury des Rothschild-Preises
gehörten u. a. OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny, AK-Ökonom Markus Marterbauer sowie die Universitätsprofessoren
Engelbert Stockhammer und Wilfried Altzinger an.
|