Theodor Kramer Preis 2016 an Stafen Horvath

 

erstellt am
10. 11. 16
11:00 MEZ

16. Theodor Kramer Preis für Schreiben im Widerstand und Exil
Mattersburg/Wien (theodorkramer.at) - Die 1984 gegründete Theodor Kramer Gesellschaft vergibt seit 2001 alljährlich einen Theodor Kramer Preis für Schreiben im Widerstand und im Exil. Gewürdigt werden soll mit ihm nicht die literarische Qualität allein, sondern darüber hinaus die Haltung und das Schicksal der Preisträgerin oder des Preisträgers.

Mit diesem Preis wird erstmals in Österreich eine große Literatur gewürdigt, die im Widerstand und im Exil entstanden ist und entsteht. Mit dem Preis will die Theodor Kramer Gesellschaft zugleich ein Zeichen setzen, dass in Österreich nicht alles in eine Richtung verläuft, dass dies ein Land mit seinem Widerspruch ist und im Widerspruch und Ringen mit sich selbst auch weiterschreitet.

Der Preis ist nicht allein Österreichern und Menschen, die aus Österreich vertrieben wurden, vorbehalten. Auch das Schreiben in deutscher Sprache ist keine Bedingung. Doch in all den Jahren der Zweiten Republik wurden aus Österreich vertriebene Autorinnen und Autoren höchst selten und nur dann mit Preisen bedacht, wenn sie entweder international schon vielfach preisgekrönt waren oder aber ihren Wohnsitz wieder in Österreich aufgeschlagen hatten.

Theodor Kramer hat das in seinem englischen Exil schon früh erkannt. Am 20. November 1955 schrieb er aus Guildford an den Germanisten Harry Zohn (USA):
In Österreich scheint man Rückkehr als Bedingung zu stellen dafür, dass man Notiz nimmt von meinem Werk. Dass Österreich eine eigene Diktatur hatte und an der Naziherrschaft nicht unschuldig war, davon will man durchaus ganz und gar überhaupt nichts mehr hören, ein Emigrant hat einen Buckel zu machen.

1957 ist Kramer nach Österreich zurückgekehrt, und am 15. Mai 1958 wurde ihm in der Tat ein österreichischer Literaturpreis, der Preis der Stadt Wien, zugesprochen. Allerdings war Kramer bereits am 3. April 1958 in Wien verstorben.

Spät, sehr spät erst wurde der Theodor Kramer Preis gestiftet, doch ist Verspätung kein Grund, Notwendiges zu unterlassen. Das Preisgeld beträgt Euro 7.300,- (ATS 100.000,-). Der Preis wird vom Land Niederösterreich, der Stadt Wien und der Kunstsektion des Bundeskanzleramtes gefördert und von der Grazer Autorenversammlung unterstützt.

Die Preisträgerin oder der Preisträger werden vom Vorstand der Theodor Kramer Gesellschaft auf Vorschlag einer Jury, der zuletzt Siglinde Bolbecher, Erich Hackl, Primus-Heinz Kucher, Eva Schobel und Daniela Strigl angehörten, bestimmt. Es ist ein Würdigungspreis, um den man sich nicht bewerben kann oder muss. Die Theodor Kramer Gesellschaft ist aber für Vorschläge, von welcher Seite immer, offen.

Am 5. Februar 1995, einen Tag, nachdem sein Sohn Peter Sárközi und drei andere junge Roma beim Terroranschlag von Oberwart ermordet worden waren, begann Stefan Horvath zu schreiben. Er schrieb, weil er nicht mehr schlafen konnte, weil er sein ganzes Leben lang, wie er selbst sagte, still geblieben war, so wie auch schon sein Vater, der die Konzentrationslager Dachau, Buchenwald, Gusen und Mauthausen überlebt hatte und seine Mutter, Überlebende der Konzentrationslager Auschwitz und Ravensbrück. Seit 1995, seit seinem 46. Lebensjahr, schreibt Stefan Horvath, er schreibt über das Überleben der Roma in Oberwart während des Porajmos, über das Leben nach 1945, nach 1995. Er erzählt und sein Erzählen ist ein Ankämpfen gegen das eigene Stillschweigen und gegen das Totschweigen durch die Gesellschaft. Seit 2003 sind die Bücher „Ich war nicht in Auschwitz“, „Katzenstreu“, „Atsinganos. Die Oberwarter Roma und ihre Siedlungen“ erschienen, viele Gedichte und der Einakter „Begegnung zwischen einem Engel und einem Zigeuner“ entstanden. Es sind starke literarische Arbeiten über den alltäglichen Antiziganismus in Österreich, welche das Schweigen brechen, den Diskriminierungen, der erdrückenden Ungerechtigkeit, dem Hass ein Ende setzen wollen. Stefan Horvath schreibt ohne Verbitterung, ohne Illusion, jedoch mit viel Hoffnung und meisterhaftem erzählerischem Können.

Am 08.11. fand die Veranstaltung im Literaturhaus Mattersburg statt.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://theodorkramer.at

 

 

 

 

 

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