Schönborn: "Das Gemeinsame ist
 stärker als das Trennende"

 

erstellt am
09. 11. 16
11:00 MEZ

Gemeinsame Pressekonferenz von Kardinal Schönborn und Bischof Bünker im Rahmen der Begegnung der österreichischen Bischofskonferenz mit Spitzenvertretern der evangelischen Kirchen
Eisenstadt/Wien (kap) - Die Ökumene und damit die Sehnsucht, die Kirchenspaltung zu überwinden, ist so alt wie die Reformation selbst. Das hat Kardinal Christoph Schönborn am 08.11. bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem evangelischen Bischof Michael Bünker in Eisenstadt betont. "Wir haben Wege der Versöhnung gefunden. Das Gemeinsame ist stärker als das Trennende," so Schönborn wörtlich.

Katholische und Evangelische Kirche hätten Unterschiede, "aber wir sind nicht mehr Feinde", so der Kardinal. Heute könnten katholische und evangelische Christen dankbar feststellen, dass es "vom Gegeneinander zum Miteinander" gekommen sei.

Die ökumenischen Bemühungen vieler Christen hätten in vielfältiger Weise das Leben der Kirchen bereichert. "Gemeinsam sind uns die Überzeugung und der feste Wille, auf dem Weg zur Einheit voranzukommen und beharrlich an der Überwindung der letzten Hindernisse zu arbeiten", zitierte Kardinal Schönborn aus einer am Dienstag gemeinsam mit den evangelischen Kirchen veröffentlichten gemeinsamen Erklärung.

Wie weit das ökumenische Miteinander in Österreich schon ist, zeige beispielsweise die weltweit einzigartige Zusammenarbeit bei der Ausbildung katholischer und evangelischer Religionslehrer an der Kirchlich Pädagogischen Hochschule Wien/Krems.

Ökumene sei nicht nur eine Selbstverständlichkeit auf der Ebene der Kirchenleitungen, sondern lebe noch viel mehr von der tagtäglichen Ökumene der Gläubigen und solle noch weiter vorangetrieben werden, so der Kardinal. "Daher können wir durch die Freude am Evangelium und die gemeinsame Ausrichtung auf Jesus Christus miteinander feiern", so Schönborn unter Verweis auf die Erklärung.

Unterschiede können bereichernde Gaben sein

Bischof Bünker räumte in seinen Ausführungen auch die lange Zeit des Gegeneinanders, der gewaltsamen Auseinandersetzung und des verletzenden und missachtenden Umgang miteinander ein. Bünker: "Deutliche Schritte der Versöhnung sind gesetzt worden; Evangelische denken dabei voll Dank an die Vergebungsbitte, die Erzbischof Andreas Rohracher im Jahr 1966 hinsichtlich der Verteeibung der Protestanten 1731 aus Salzburg ausgesprochen hat."

Die Heilige Schrift sei die gemeinsame Grundlage der Kirchen. Bünker: "Heute sehen wir, dass uns mehr verbindet, als uns trennt." Es gebe Unterschiede, diese müssten aber nicht kirchentrennend sein bzw. bleiben, sagte Bünker. "Die bestehenden Unterschiede können auch als Gaben verstanden werden, die wir einander schenken, und müssen nicht länger zu gegenseitigen Verurteilungen führen."

Der gemeinsame Einsatz der Kirchen müsse in erster Linie den Verletzlichen und Schwachen gelten, "die unsere Hilfe brauchen und für die wir unsere Stimmen erheben". So würden die Kirchen einen unersetzlichen Beitrag zu einem friedlichen Zusammenleben in einer Gesellschaft leisten, die von religiöser, kultureller und politischer Vielfalt geprägt ist, sich zugleich mit dieser Vielfalt aber schwer tue. Hier müssten die Kirchen einen Beitrag zur Versöhnung leisten.

Bünker zeigte sich zudem zuversichtlich, dass es über den gemeinsamen gesellschaftlichen und sozialen Einsatz von evangelischer und katholischer Kirchen demnächst auch Fortschritte im theologischen Gespräch geben werde. So arbeite derzei der Päpstliche Einheitsrat mit der "Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa" (GEKE) an den Fragen des Amts- und Kirchenverständnisses sowie der Eucharistie.

Vorbildliche Ökumene in Österreich
Die Ökumene in Österreich zeichne sich in vielfältiger Weise aus, hielten Schönborn und Bünker fest. Der evangeliche Bischof würdigte u.a., dass die katholische Kirche in Österreich seit 1994 Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen ist, was in anderen Ländern nicht der Fall sei. Auch die starke Einbeziehung der Orthodoxie in die Ökumene - beispielsweise bei der Erarbeitung des Ökumenischen Sozialworts 2003 - sei eine österreichische Spezialität und nicht selbstverständlich.

Schönborn hob die die Vorbildfunktion Österreichs auf Ebene der Gesetzgebeung hervor. Die rechtliche Gleichstellung aller anerkannten Kirchen (und Religionsgemeinschaften) sei in vielen anderen Ländern so nicht gegeben. Dies schaffe gerade in Österreich ein Klima des gegenseitigen Vertrauens.

 

 

 

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