Gemeinsame Pressekonferenz von Kardinal Schönborn und Bischof Bünker im Rahmen der
Begegnung der österreichischen Bischofskonferenz mit Spitzenvertretern der evangelischen Kirchen
Eisenstadt/Wien (kap) - Die Ökumene und damit die Sehnsucht, die Kirchenspaltung zu überwinden, ist so
alt wie die Reformation selbst. Das hat Kardinal Christoph Schönborn am 08.11. bei einer gemeinsamen Pressekonferenz
mit dem evangelischen Bischof Michael Bünker in Eisenstadt betont. "Wir haben Wege der Versöhnung
gefunden. Das Gemeinsame ist stärker als das Trennende," so Schönborn wörtlich.
Katholische und Evangelische Kirche hätten Unterschiede, "aber wir sind nicht mehr Feinde", so der
Kardinal. Heute könnten katholische und evangelische Christen dankbar feststellen, dass es "vom Gegeneinander
zum Miteinander" gekommen sei.
Die ökumenischen Bemühungen vieler Christen hätten in vielfältiger Weise das Leben der Kirchen
bereichert. "Gemeinsam sind uns die Überzeugung und der feste Wille, auf dem Weg zur Einheit voranzukommen
und beharrlich an der Überwindung der letzten Hindernisse zu arbeiten", zitierte Kardinal Schönborn
aus einer am Dienstag gemeinsam mit den evangelischen Kirchen veröffentlichten gemeinsamen Erklärung.
Wie weit das ökumenische Miteinander in Österreich schon ist, zeige beispielsweise die weltweit einzigartige
Zusammenarbeit bei der Ausbildung katholischer und evangelischer Religionslehrer an der Kirchlich Pädagogischen
Hochschule Wien/Krems.
Ökumene sei nicht nur eine Selbstverständlichkeit auf der Ebene der Kirchenleitungen, sondern lebe noch
viel mehr von der tagtäglichen Ökumene der Gläubigen und solle noch weiter vorangetrieben werden,
so der Kardinal. "Daher können wir durch die Freude am Evangelium und die gemeinsame Ausrichtung auf
Jesus Christus miteinander feiern", so Schönborn unter Verweis auf die Erklärung.
Unterschiede können bereichernde Gaben sein
Bischof Bünker räumte in seinen Ausführungen auch die lange Zeit des Gegeneinanders, der gewaltsamen
Auseinandersetzung und des verletzenden und missachtenden Umgang miteinander ein. Bünker: "Deutliche
Schritte der Versöhnung sind gesetzt worden; Evangelische denken dabei voll Dank an die Vergebungsbitte, die
Erzbischof Andreas Rohracher im Jahr 1966 hinsichtlich der Verteeibung der Protestanten 1731 aus Salzburg ausgesprochen
hat."
Die Heilige Schrift sei die gemeinsame Grundlage der Kirchen. Bünker: "Heute sehen wir, dass uns mehr
verbindet, als uns trennt." Es gebe Unterschiede, diese müssten aber nicht kirchentrennend sein bzw.
bleiben, sagte Bünker. "Die bestehenden Unterschiede können auch als Gaben verstanden werden, die
wir einander schenken, und müssen nicht länger zu gegenseitigen Verurteilungen führen."
Der gemeinsame Einsatz der Kirchen müsse in erster Linie den Verletzlichen und Schwachen gelten, "die
unsere Hilfe brauchen und für die wir unsere Stimmen erheben". So würden die Kirchen einen unersetzlichen
Beitrag zu einem friedlichen Zusammenleben in einer Gesellschaft leisten, die von religiöser, kultureller
und politischer Vielfalt geprägt ist, sich zugleich mit dieser Vielfalt aber schwer tue. Hier müssten
die Kirchen einen Beitrag zur Versöhnung leisten.
Bünker zeigte sich zudem zuversichtlich, dass es über den gemeinsamen gesellschaftlichen und sozialen
Einsatz von evangelischer und katholischer Kirchen demnächst auch Fortschritte im theologischen Gespräch
geben werde. So arbeite derzei der Päpstliche Einheitsrat mit der "Gemeinschaft Evangelischer Kirchen
in Europa" (GEKE) an den Fragen des Amts- und Kirchenverständnisses sowie der Eucharistie.
Vorbildliche Ökumene in Österreich
Die Ökumene in Österreich zeichne sich in vielfältiger Weise aus, hielten Schönborn und Bünker
fest. Der evangeliche Bischof würdigte u.a., dass die katholische Kirche in Österreich seit 1994 Mitglied
im Ökumenischen Rat der Kirchen ist, was in anderen Ländern nicht der Fall sei. Auch die starke Einbeziehung
der Orthodoxie in die Ökumene - beispielsweise bei der Erarbeitung des Ökumenischen Sozialworts 2003
- sei eine österreichische Spezialität und nicht selbstverständlich.
Schönborn hob die die Vorbildfunktion Österreichs auf Ebene der Gesetzgebeung hervor. Die rechtliche
Gleichstellung aller anerkannten Kirchen (und Religionsgemeinschaften) sei in vielen anderen Ländern so nicht
gegeben. Dies schaffe gerade in Österreich ein Klima des gegenseitigen Vertrauens.
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