Mit über 100 pränatalen Herzeingriffen weltweit zweitgrößte Fallzahl
Linz (keplerklinikum) - Sie sind noch nicht einmal geboren und doch ist die Gefahr, nicht zu überleben,
groß. Ungeborene Kinder, bei denen im Mutterleib eine schwere Herzerkrankung festgestellt wird, haben seit
dem Jahr 2000 eine Chance, nicht nur zu überleben sondern beinahe gesund auf die Welt zu kommen. Möglich
ist das durch ein perfektes Zusammenspiel von Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen am Kepler Uniklinikum,
wo es eines der weltweit renommiertesten Zentren für Eingriffe an Feten gibt. Kürzlich wurde der 100.
Pränatale Herzeingriff in Linz durchgeführt, womit man unmittelbar nach Boston (USA) auf die höchste
Fallzahl in diesem Bereich kommt. Dieser Erfolg schlägt mittlerweile bis nach Asien hohe Wellen, wo die Ärzte
des Kepler Uniklinikums in der 11 Mio. Einwohner- Metropole Guangzhou am 22. September 2016 den ersten pränatalen
Herzeingriff in China durchgeführt haben.
Die heute 16-jährige Johanna ist ein gesundes, aufgewecktes Mädchen. Vor ihrer Geburt war die Prognose
schlecht. Noch im Mutterleib diagnostizierten Mediziner einen schweren Herzfehler. Die bestmögliche Option
war ein Eingriff, der weltweit zuvor noch nie erfolgreich durchgeführt wurde. Dabei wird eine Nadel in die
verkümmerte Kammer des Herzens (ca. 1-2 cm groß) eingeführt und muss die verschlossene Herzklappe
treffen, die nur 3-4 mm groß ist. Durch die innen hohle Nadel wird anschließend ein Herzkatheter durchgeführt
und ein winziger Ballon dehnt die verschlossene Herzklappe auf. Durch die somit wiedergeöffnete Klappe kann
auch die Herzkammer wieder wachsen. Insbesondere das Wachsen der Herzkammer während der Schwangerschaft ist
nämlich besonders wichtig, denn eine Herzkammer ist nicht ersetzbar. Dieser Eingriff rettete nicht nur das
Leben der kleinen Johanna sondern erreichte, dass das Mädchen mit zwei funktionierenden, annähernd gleich
großen Herzkammern geboren wurde.
Zweitgrößtes Zentrum weltweit
Der Eingriff wurde damals im Jahr 2000 weltweit erstmals von Primarius Dozent Wolfgang Arzt, Vorstand des Instituts
für Pränatalmedizin und dem Kinderkardiologen Primarius Universitäts-professor Gerald Tulzer durchgeführt
und legte den Grundstein für die Etablierung eines europaweit einzigartigen Zentrums für vorgeburtliche
Herzeingriffe am Feten in Linz. Erst vor wenigen Monaten wurde von den Linzern der 100. derartige Eingriff am Herzen
eines Ungeborenen durchgeführt. Nur an der Harvard University in Boston wurden seit dem Jahr 2000 noch mehr
solche Eingriffe am fetalen Herzen durchgeführt.
Hohe Erfolgsrate
Mehr als die Hälfte der Schwangeren, deren ungeborene Kinder an einer kritisch verengten oder komplett verschlossene
Aorten- und Pulmonalklappe leiden, kommen aus verschiedenen europäischen Ländern an das Institut für
Pränatalmedizin bzw. an das Kinderherz Zentrum nach Linz. Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung
ist die korrekte Diagnose und rechtzeitige Zuweisung. Sind u.a. diese Voraussetzungen erfüllt, kann durch
den Eingriff im Mutterleib der natürliche Verlauf eines angeborenen Herzfehlers, der zu einem Verlust einer
Herzkammer bis zum Ende der Schwangerschaft führen würde, entscheidend beeinflusst und die betroffene
Herzkammer gerettet werden. Die Erfolgsrate liegt am Kepler Uniklinikum bei über 90 Prozent. In vielen Fällen
sind auch nach der Geburt noch Eingriffe am Kinderherzen nötig. Dabei muss oft die nicht normal entwickelte
Herzklappe ersetzt werden, damit die Entwicklung der Herzkammer auch nach der Geburt ideal fortschreiten kann.
Europaweit können nur wenige so gut mit Herzoperationen im Neugeborenenalter umgehen wie Prim. Doz. Rudolf
Mair und sein Department für Kinderherzchirurgie am Kepler Uniklinikum. Auch hier sind die Fallzahlen wie
auch die Erfolgsraten sehr hoch. Die gemeinsamen Behandlungserfolge haben die drei Spitzenmediziner Wolfgang Arzt,
Gerald Tulzer und Rudolf Mair zusammengeschweißt: „Wir sind nicht nur Kollegen, sondern auch gute Freunde
geworden.“ Der Medizinische Geschäftsführer und Ärztliche Direktor des Kepler Uniklinikums Heinz
Brock betont: „Wir möchten gerade die fächerübergreifende Zusammenarbeit über die Grenzen der
Standorte hinweg fördern. Hier haben wir ein Beispiel, wo das Zusammenwirken von Pränatalmedizinern,
Kardiologen und Herzchirurgen unserem Klinikum zu weltweiter medizinischer Reputation verholfen hat. Das bestätigt
unseren Kurs, den wir konsequent einhalten werden um noch viele weitere Leuchttürme der Spitzenmedizin aufzustellen.“
Die Kaufmännische Geschäftsführerin Elgin Drda ergänzt: „Hinter diesen erstklassigen Ärzten
stehen auch zahlreiche hochqualifizierte Mitarbeiter/-innen anderer Berufsgruppen wie beispielsweise der Pflege.
Ohne deren Expertise und die gut funktionierende berufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit wären derartige
Erfolge nicht möglich. Daher gilt auch ihnen mein besonderer Dank.“
Erster Eingriff in China
Der Erfolg der Linzer schlägt mittlerweile bis nach Asien hohe Wellen, wo die Ärzte des Kepler Uniklinikums
in der rund 100 Mio. Einwohner-Provinz Guangdong am 22. September den ersten pränatalen Herzeingriff in China
durchgeführt haben. Das Guangdong General Hospital wurde in China von höchster Stelle ausgewählt
um das Verfahren durchzuführen und hat sich auf den ersten Eingriff mit Primarius Wolfgang Arzt und Professor
Gerald Tulzer vorbildlich vorbereitet. Dazu Tulzer und Arzt: „Das Spital ist sehr gut ausgestattet und überaus
engagiert bei der Umsetzung des Vorhabens. Die Größendimensionen sind mit unseren Verhältnissen
nicht vergleichbar. Diese Klinik hat beispielsweise 20.000 ambulante Patienten am Tag. Wir waren zum zweiten Mal
dort und auch die Chinesen haben uns zuvor in Linz besucht. So konnten wir gut vorbereitet mit dem chinesischen
Team und dem dortigen OP-Setting die Operation erfolgreich durchführen. Die Kommunikation mit den Kolleginnen
und Kollegen in China funktionierte auf Englisch hervorragend.“
Institut für Pränatalmedizin: Mehr als 10.000 Eingriffe im Mutterleib
Das Institut für Pränatalmedizin ist auch auf die Diagnose und Abklärung anderer Fehlbildungen ungeborener
Kinder spezialisiert. Bisher wurden mehr als 10.000 Eingriffe im Mutterleib durchgeführt. Das ist österreichweit
die größte Zahl. Mit einem hochspezialisierten multidisziplinären Zentrum für Frauen- und
Kinderheilkunde betreuen und überwachen die Spezialisten des Kepler Uniklinikums neben normal verlaufenden
Schwangerschaften auch sogenannte Risikoschwangerschaften und sorgen vor, während und nach der Geburt für
eine optimale Betreuung von Mutter und Kind.
Kinderherz Zentrum: Spezialisiert auf komplexe Korrekturoperationen
Das Kinderherz Zentrum am Kepler Uniklinikum ist das größte Zentrum Österreichs und unter den größten
in Europa. Es ist spezialisiert auf komplexe Korrekturoperationen beim Neugeborenen, schwierigste zweite und dritte
Eingriffe bei Kindern und Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern sowie führend in der pränatalen Diagnostik
und Therapie.
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