"Die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen muss im Mittelpunkt stehen"
Lackenbach/Wien (bka) - "Es ist unsere Verantwortung daran zu erinnern, welches Unrecht unter dem NS-Regime
in Österreich geschehen ist und es ist unsere Aufgabe zu mahnen, dass so etwas niemals wieder geschehen darf",
sagte Staatssekretärin Muna Duzdar am 19.11. in ihrer Ansprache bei der Gedenkfeier vor dem Mahnmal für
Roma und Sinti im burgenländischen Lackenbach. Die für Volksgruppen zuständige Staatssekretärin
vertrat Bundeskanzler Christian Kern bei dieser Veranstaltung zur Erinnerung an die während der NS-Zeit verschleppten
und ermordeten Roma und Sinti, zu der alljährlich die Burgenländische Landesregierung und der Kulturverein
Österreichischer Roma einladen.
Die Staatssekretärin erinnerte daran, dass in Lackenbach Roma und Sinti ab 1940 unter unmenschlichen Bedingungen
interniert wurden: "Von den rund 4.000 hier festgehaltenen Menschen erlebten nur 300 bis 400 die Befreiung
des Lagers im Jahr 1945. Von insgesamt 11.000 Roma und Sinti, die vor dem Zweiten Weltkrieg in Österreich
lebten, haben nicht einmal 3.000 den Holocaust überlebt. Mit Gedenkveranstaltungen wie der heutigen versuchen
wir, das Unvorstellbare vorstellbar zu machen und davor zu warnen, was passiert, wenn die Gesellschaft gespalten
ist und das Gegeneinander im Mittelpunkt steht."
Auch heute seien wieder Tendenzen der Spaltung erkennbar, und zwar "die Trennung zwischen Arm und Reich und
zwischen den Menschen, die schon lange in Österreich leben und solchen, die neu angekommen sind. Gegen diese
Trennung muss das Gemeinsame stehen, ebenso wie die Solidarität und das Aufeinanderzugehen", betonte
Duzdar. Die Geschichte habe gezeigt, dass Menschen umso verführbarer sind, je größer ihre Angst
ist. "Ängste wachsen - je schwächer, je ausgegrenzter, je benachteiligter sich jemand fühlt.
Die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen muss daher im Mittelpunkt unserer gesellschaftspolitischen Maßnahmen
stehen", so die Staatssekretärin. Gerade die verschiedenen Volksgruppen seien ein wichtiger Teil der
Gesellschaft. Sie zeigen, dass Österreich und Europa schon immer von verschiedenen Gruppen geprägt war,
zu beiderseitigem Vorteil.
Es sei auch Aufgabe der Politik davor zu warnen, was geschieht, wenn der Hass wieder die Überhand gewinnt.
Das gelte gerade heute auch für den Hass in der digitalisierten Welt: "Daher hat die Regierung die Initiative
'gegen Hass im Netz' gestartet, die auch ausdrücklich den Antiziganismus mitanspricht. Wir brauchen alle Kräfte
zur Stärkung der digitalen Zivilcourage, um dafür zu sorgen, das Netz vom Hass zu befreien", sagte
Duzdar.
Abschließend erinnerte die Staatssekretärin an den in diesem Jahr verstorbenen Rudolf Sarközi,
den langjährigen Obmann des Kulturvereins Österreichischer Roma und ersten Vorsitzenden des Roma Volksgruppenbeirats:
"Er, der selbst hier im Lager in Lackenbach geboren wurde, war eine treibende Kraft im Anerkennungsprozess
der Roma und hat sich immer vehement, fair und konstruktiv für die Anliegen der Volksgruppe eingesetzt."
Die Situation der Roma in Österreich habe sich seither verbessert, nun gelte es, diesen positiven Trend weiter
zu verstärken.
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