Die Schau in Krems begibt sich bis 9. April 2017 auf die Spuren der Realismusdebatte
Krems (kunsthalle) - Ein „Abenteuer Wirklichkeit“ präsentierte die am 19.11. eröffnete Herbstschau
des Forum Frohner. Zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Medien ließen sich mit Kuratorin
Elisabeth Voggeneder auf die künstlerische Debatte über den Zugang zum Realen ein. Unter den Gästen
waren neben Landesrätin Petra Bohuslav der Kaufmännische Geschäftsführer der Niederösterreichischen
Kulturwirtschaft Albrecht Großberger, Joachim Rössl (Präsident Adolf Frohner Privatstiftung), Erich
Grabner (Präsident Freunde der Kunstmeile Krems), Johann Feilacher (Direktor Museum Gugging), Wolfgang Müller-Funk
(Kulturwissenschaftler) und als Vertreter der Familie Frohner Stefan Frohner. Die in der Ausstellung vertretenen
Künstlerinnen und Künstler Elisabeth Homar, Flora N. Galowitz, Alberto Barsuglia, Michael Wegerer und
Johannes Deutsch waren ebenso gekommen wie die Künstlerkollegen Leo Zogmayer, Dominik Domaika, Ingrid Brandstetter
und Kunsthistorikerin Elisabeth Horvath.
Aus dem Kremser Gemeinderat gesichtet wurden Vizebürgermeister Wolfgang Derler, Gemeinderätin Anna
Weger, Gemeinderat Albin Fürlinger. Auch Galerie-Stadtpark Galerist David Komarek, Architekt Fritz Göbl,
Kunstprojektorganisator Gregor Kremser und Renate Hirtzberger (Freunde der Kunstmeile Krems) plauderten angeregt
mit den anwesenden KünsterInnen.
Die Schau im Forum Frohner stellt eine zentrale kulturtheoretische Frage in den Mittelpunkt: Wie zeigt sich die
Beziehung zwischen dem Menschen und seiner Darstellung im Bild und wie verändert sich damit auch das Verhältnis
von Kunstwerk, Wirklichkeit und Betrachter? Bereits in den 1960er-Jahren hatte der Kunstkritiker Pierre Restany
das Ende der traditionellen Malerei und Bildhauerei erklärt und stattdessen vom „erregende[n] Abenteuer einer
Wahrnehmung der Wirklichkeit an sich“ gesprochen. Damit wurde das reale Objekt an die Stelle der illusionistischen
Darstellung gesetzt. Mit der Veränderung des täglichen Lebens durch virtuelle Realitäten – Stichwort:
Handymanie, Selfie und globale Netzwerke – erlangte die Fragstellung neue Aktualität. Die Wirklichkeit wurde
zur dematerialisierten Konstruktion. Warum es die Welt nicht gibt erklärt dann auch der Philosoph Markus Gabriel
in seinem 2013 erschienen Bestseller.
Ausgangspunkt der Betrachtungen ist das plastische Werk Adolf Frohners, für den die Begegnung mit der von
Pierre Restany begründeten Gruppe der Nouveaux Réalistes im Paris der frühen 1960er-Jahre einen
entscheidenden Einschnitt in seinem Schaffen bedeutete. Daraus eröffnet sich ein Dialog von unterschiedlichen
Ansätzen, der vom Spiel mit der Augentäuschung über den Gebrauch von Fundstücken und der Umdeutung
realer Alltagsmaterialien bis zur Genese virtueller Realitäten und der Inszenierung neuer Wirklichkeitsräume
reicht. Zu sehen sind Exponate der KünstlerInnen Alfredo Barsuglia, Johannes Deutsch, Adolf Frohner, Elisabeth
Homar, Flora N. Galowitz, Niki de Saint Phalle, Helmut Rainer, Werner Reiterer, Oswald Stimm, Günther Uecker,
Wolf Vostell, Jacques Villeglé, Erwin Wurm, Michael Wegerer und Fabio Zolly.
In ihrer Eröffnungsrede gratulierte Landesrätin Petra Bohuslav zur facettenreichen Schau und hob die
Bedeutung Niederösterreichs als „Kulturland“ hervor: „Offenheit und Toleranz sind Werte, die durch Kunst und
Kultur vermittelt werden und durch die Förderung ziehen Kreativität und Innovation in ein Land ein.“
Als Wirtschaftslandesrätin freute sie sich über die 12.000 Arbeitsplätze im Kulturumfeld und erinnerte
an die hohe Bedeutung für den Tourismus.
Auch Stiftungspräsident Joachim Rössl unterstrich die Aufgabe des Forum Frohner, eine Plattform zu bieten
um Meinung schön, frei und laut „gerade in Zeiten wie diesen“ äußern zu können.
Ausstellungskuratorin Elisabeth Voggeneder erinnerte in ihrer Einführung, dass die Austellung Fragen stellen
und zu Diskussionen anregen soll, durchaus auch unter den Anwesenden.
Ausgehend von dem Adolf Frohner Zitat „Die Realität ist das Künstlichste“ zitierte schließlich
Kulturtheoretiker Wolfgang Müller-Funk in seiner Tour de Force durch die Kunst- und Philosophiegeschichte:
„Der Hunger nach Realität kommt aus dem Bedürfnis uns unserer selbst sicher zu sein.“
Die Ausstellung ist bis zum Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr zu sehen.
|