Schloss Pöggstall erwacht aus dem Dornröschenschlaf!

 

erstellt am
18. 11. 16
11:00 MEZ

Pögstall (nö landesausstellung) - Die Generalsanierung im Zuge der Landesausstellung lässt die Geschichte des Schlosses Pöggstall neu schreiben: Die gesamte Baugeschichte - von Anbeginn des Baues bis hin zu den Um- und Ausbauten der jeweiligen Besitzer - wurde neu entdeckt. Die Wertigkeit des Schlosses und seine kulturelle Bedeutung wurden deutlich gehoben!

So ist aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, als die Familie der Hölzlers, ein Wiener Bürgergeschlecht, die Burg innehatte eine hölzerne Stube erhalten - eine Abfolge von Stube, Kammer und Saal. Genauso hat man in einer Burg im Spätmittelalter gelebt - diese ist in Teilen noch erhalten - ein wunderschönes Dokument welches das historische Burgleben abbildet.

Pöggstall - ein einzigartiger Ausnahmefall
Die Anlage geht ins 13. Jahrhundert zurück. Während den Renovierungsarbeiten wurde festgestellt, dass sehr viel noch erhalten ist: die Ostmauern, die Zinnen in voller Höhe bis hin zum Zwinger - alle Bauphasen können herausgearbeitet, dargestellt und den jeweiligen Eigentümern zugeordnet werden. „Bei anderen Schlössern tut man sich oft schwer zu unterscheiden. Bei den Rogendorfern kann man differenzieren: was hat der Kasper gemacht, was hat der Christoph gemacht. Wir können die Abrechnungen, die Rechnungen des Baumeisters, der Künstler zuordnen. Wir können also genau bestimmen wer was, wann, und wo gemacht hat. Und das ist natürlich hoch spannend“, unterstreicht der Bauhistoriker Dr. Peter Aichinger-Rosenberger die Bedeutung von Schloss Pöggstall.

Pöggstall - als Glücksfall
Die Besitzer von Schloss Pöggstall spielten in der allerersten Reihe der Politik mit - als die großen Diplomaten und Feldherren der Habsburger. Sie kannten das gesamte aktuelle Kunstgeschehen in den damaligen Kunstmetropolen: Italien und Niederlande. Dieses Wissen nahmen sie zeitnahe, unmittelbar mit und setzten es im Südlichen Waldviertel um. „Das ist ein seltener Glücksfall, dass wir das so gut nachvollziehen können und es freut mich wirklich sehr, dass das an einem so spannenden, architektonisch qualitätsvollen Beispiel wie dem Schloss Pöggstall funktioniert. Die Dichte, in der moderne architektonische Lösungen im Laufe der Jahrhunderte in Pöggstall umgesetzt wurden, ist einzigartig“, erklärt der Historiker Dr. Andreas Zajic.

Das Rondell - die Achse, der Nabel, das Zentrum von Pöggstall
Eine eigene Sonderausstellung im Rondell widmet sich den sensationellen Erkenntnissen der Bauforschung und der Besitzgeschichte von Schloss Pöggstall. Das Rondell, mit seinen italienischen Einflüssen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde möglicherweise auch von einem weiteren Künstler von Weltformat beeinflusst. Die Rogendorfer hatten persönlichen Kontakt zu Albrecht Dürer, dies geht aus einem Briefwechsel hervor.

Die riesige Schlosskapelle: „Nicht kleckern sondern glotzen!“
Kasper von Rogendorf baute sich eine Residenz auf. Er begann den großen Umbau der mittelalterlichen Burg Pöggstall zum Schloss. Dazu gehörte beispielsweise die Schlosskapelle - die heutige Pfarrkirche von Pöggstall - freistehend neben dem Schloss nach großen Vorbildern gebaut. Eine Kirche mit ungewöhnlicher Bauform.

Diesen Bautyp einer zweischiffigen Hallenkirche mit geradem Ostabschluss findet man - bei der Georgskapelle Friedrichs des III. in Wiener Neustadt und ebenso als Grundriss in der Zisterzienser Stiftskirche von Neuberg an der Mürz. Überspitzt ausgedrückt: Kasper von Rogendorf baute sich eine kaiserliche Schlosskapelle neben seinem Schloss.

„Das ist so als ob sich heute jemand einen Rolls-Royce kauft, dann zeigt er ja auch damit was er meint. Das ist ein Statement - ich zeige wer ich bin, wie mächtig und einflussreich“, erläutert Dr. Peter Aichinger-Rosenberger.

Von 1. April bis 12. November 2017 ist Schloss Pöggstall im Südlichen Waldviertel Mittelpunkt der Niederösterreichischen Landesausstellung. Unter dem Titel „Alles was Recht ist“ blicken wir auf die Geschichte der Rechtsprechung und dahin, wo wir uns gemeinsam hinbewegen. Wie wir miteinander unsere Welt gestalten, im Kleinen wie im Großen. Wie Menschen früher miteinander umgingen – und wir jetzt und hier.

Es liegt an uns wie wir diese Gesetze leben und ändern. Im Ausstellungsrundgang gehen wir in einem gemeinsamen Austausch mit unseren Gästen den Fragen nach: Reden oder richten? Versöhnen oder vergelten? Verfolgen oder vergessen? Demonstrieren oder dulden?

Link zum Video Dr. Andreas Zajic: "Pöggstall ist nicht das was es zu sein scheint!":
https://youtu.be/9y94xthcAck

Link zum Video "Bauarbeiten im Schloss Pöggstall"
https://youtu.be/8rUiV1gSXGw

Link zum Video "Das Südliche Waldviertel macht sich bereit":
https://youtu.be/6EaMz9-x-4g

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at