Rheuma-Medikamente – "fliegender
 Wechsel" bringt positive Effekte

 

erstellt am
16. 11. 16
11:00 MEZ

Wien (meduniwien) - Eine multizentrische Studie unter Leitung der MedUni Wien verglich erstmals zwei Rheuma-Medikamente der gleichen Wirkstoffgruppe auf ihre Wirkung. Dabei konnte nachgewiesen werden, dass die beiden untersuchten TNF-Inhibitoren die gleiche Wirksamkeit besitzen. Außerdem wurde gezeigt, dass bei Therapieversagen der „fliegende Wechsel“ von einem Medikament zum anderen positive Effekte für die PatientInnen bringt. So sprachen 40 Prozent auf das jeweils neue Medikament positiv an. Das könnte zu einem Paradigmenwechsel bei der Behandlung der rheumatoiden Arthritis führen. Die Studie wurde nun im Top-Journal „The Lancet“ veröffentlicht.

Die Forschungsgruppe unter Leitung des Rheuma-Spezialisten Josef Smolen (Leiter der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien im AKH Wien) verglich in einer großangelegten Studie (EXXELERATE, finanziert von der Firma UCB) mit knapp 1000 ProbandInnen die beiden Wirkstoffe Certolizumab pegol und Adalimumab (jeweils mit Methotrexat). Diese beiden Wirkstoffe gehören zu fünf der derzeit im klinischen Einsatz befindlichen TNF-Inhibitoren zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis.

Der Tumornekrosefaktor (TNF) ist ein wichtiger Entzündungsmediator, der durch Ausschüttung bestimmter Botenstoffe zur Entstehung von Fieber und Entzündungsreaktionen beiträgt. Als TNF-Inhibitoren werden Arzneistoffe bezeichnet, die durch Hemmung des TNF eine entzündungshemmende Wirkung besitzen und gegen eine Reihe chronisch entzündlicher Erkrankungen angewendet werden.

Die ProbandInnen beider Gruppen zeigten nach 12 und 104 Wochen ähnliche Reaktionen auf die Medikamente, was deren gleichwertige Wirksamkeit belegte. Diesmal „switchten“ aber die TeilnehmerInnen der Studie, die nach 12 Wochen keine positiven Effekte erfahren hatten (Therapieversagen), auf den jeweils anderen Wirkstoff – und zwar, ohne zuvor das vorherige Medikament über eine längere Zeit abzusetzen. Dieser „fliegende Wechsel“ brachte immerhin bei 40 Prozent eine messbare Verbesserung der Krankheitszustände, bei zehn Prozent sogar eine sehr gute.

Ineffiziente Therapie lässt sich schnell ändern
Bisher wurde oft empfohlen, beim Versagen eines TNF-Inhibitors auf ein Medikament einer anderen Wirkstoffgruppe umzusteigen. Die Erkenntnisse dieser Studie belegen, dass dies nicht notwendig ist. „Bei Therapieversagen kann man auf ein Medikament derselben Substanzklasse „switchen“, erklärt Studienleiter Josef Smolen, „das bringt in vielen Fällen trotzdem einen positiven Effekt.“ Sollte sich nach drei Monaten der Behandlung mit dem einen Medikament keine Besserung einstellen, so kann man sofort auf das andere umsteigen. „Das verbessert die Lebensqualität der Betroffenen und spart Kosten, weil man eine ineffiziente Biologika-Therapie jederzeit abbrechen und durch eine neue ersetzen kann“, so der Wiener Rheuma-Experte.

Medizinische Universität Wien – Kurzprofil
Die Medizinische Universität Wien (kurz: MedUni Wien) ist eine der traditionsreichsten medizinischen Ausbildungs- und Forschungsstätten Europas. Mit rund 8.000 Studierenden ist sie heute die größte medizinische Ausbildungsstätte im deutschsprachigen Raum. Mit 5.500 MitarbeiterInnen, 27 Universitätskliniken und drei klinischen Instituten, 12 medizintheoretischen Zentren und zahlreichen hochspezialisierten Laboratorien zählt sie auch zu den bedeutendsten Spitzenforschungsinstitutionen Europas im biomedizinischen Bereich.

Service: The Lancet
"Head-to-head comparison of certolizumab pegol versus adalimumab in rheumatoid arthritis: 2-year effi cacy and safety results from the randomised EXXELERATE study." Josef S Smolen, Gerd-Rüdiger Burmester, Bernard Combe, Jeffrey R Curtis, Stephen Hall, Boulos Haraoui, Ronald van Vollenhoven, Christopher Cioffi , Cécile Ecoffet, Leon Gervitz, Lucian Ionescu, Luke Peterson, Roy Fleischmann.
http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(16)31651-8

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.meduniwien.ac.at

 

 

 

 

 

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