Österreichs Wirtschaft erhöht Wachstumstempo: Bank Austria Konjunkturindikator[1]
steigt mit 1,8 Punkten im Oktober auf höchsten Wert seit drei Jahren
Wien (bank austria) - Gegen Ende des heurigen Jahres gewinnt die heimische Konjunktur an Schwung. „Nach
einem uneinheitlichen, sehr moderaten Aufwärtstrend in den vergangenen Monaten hat der Bank Austria Konjunkturindikator
im Oktober spürbar zugelegt. Mit 1,8 Punkten ist der Indikator sogar auf den höchsten Wert seit rund
drei Jahren geklettert“, meint Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Die klare Aufwärtsbewegung
des Bank Austria Konjunkturindikators ist auf eine Aufhellung der Konjunkturstimmung in Österreich auf breiter
Basis zurückzuführen. „Erstmals seit fast drei Jahren haben sich alle Teilkomponenten des Bank Austria
Konjunkturindikators gegenüber dem Vormonat verbessert. Die Konsumenten sind zuversichtlicher geworden, Industrie,
Bau und Dienstleistungssektor spüren mehr Rückenwind. Wir erwarten für das Schlussquartal 2016 deshalb
eine Fortsetzung der Konjunkturerholung in Österreich“, zeigt sich Bruckbauer zuversichtlich.
Stärkstes Wirtschaftswachstum im Jahresvergleich im Schlussquartal zu erwarten
Die positiven Auswirkungen der Steuerreform auf den privaten Konsum, unterstützt durch die trotz leichter
Aufwärtsbewegung weiterhin niedrige Inflation, sowie der anhaltende Aufschwung der Anlageinvestitionen sorgen
weiter für Auftrieb. Dagegen kann der Außenhandel auch zum Jahresende nicht zum Wachstum beitragen,
da dem leicht verbesserten Exportnachfrageumfeld auch ein zunehmender Importbedarf gegenübersteht. „Die Inlandsnachfrage
gibt der Konjunktur in Österreich auch zum Jahresende 2016 den Rückhalt für ein solides Wachstumstempo,
das mit 1,7 Prozent im Jahresvergleich sogar das stärkste des laufenden Jahres sein könnte. Wir gehen
daher weiterhin von einem Anstieg des BIP im Gesamtjahr 2016 von 1,5 Prozent aus“, meint Bank Austria Ökonom
Walter Pudschedl. Das Wirtschaftswachstum wird 2016 damit klar höher als der Anstieg von 1 Prozent im Vorjahr
ausfallen.
Inlandsnachfrage bleibt 2017 bestimmende Kraft
Die österreichische Wirtschaft wird 2017 auf einem soliden Erholungskurs bleiben, doch die Wachstumsrisiken
haben sich nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria erhöht. Der Rückenwind durch niedrige
Rohstoffpreise, die Euro-Abwertung und eine sehr entgegenkommende Geldpolitik verliert im kommenden Jahr an Kraft.
Die Verunsicherung durch die Brexit-Entscheidung der Briten, den Präsidentenwechsel in den USA und auch die
Bundestagswahlen in Deutschland könnten sich niederschlagen. Die Investitionstätigkeit in Österreich
wird 2017 etwas an Schwung verlieren. Während die Aussichten für Bauinvestitionen zumindest stabil günstig
sind, ist dies dem geringeren Auftrieb der Anlageinvestitionen geschuldet. Der private Konsum bleibt unterstützt
durch die starke Beschäftigungszunahme eine wichtige Triebkraft des Wirtschaftswachstums, allerdings ist für
2017 eine verhaltenere Dynamik als im laufenden Jahr in Sicht. Die positiven Effekte der Steuerreform wirken zwar
noch nach, werden aber nachlassen. Zudem wird die höhere Inflation die Kaufkraft belasten, zumal die bisher
ausgehandelten Lohnabschlüsse keinen vollständigen realen Ausgleich bringen dürften.
Die Inlandsnachfrage wird 2017 der einzige Wachstumsträger der österreichischen Wirtschaft bleiben, denn
der externe Sektor dürfte weiterhin keinen Beitrag leisten können. Die Aussichten für den Export
sind angesichts zunehmender protektionistischer Maßnahmen im Welthandel, steigender Verunsicherungen und
unveränderter geopolitischer Belastungen verhalten, wenn auch die Emerging Markets eine positive Nachfrageüberraschung
liefern könnten. Dem steht angesichts des anhaltenden Aufwinds der Investitionen und des Konsums jedenfalls
ein weiter steigender Importbedarf der österreichischen Wirtschaft gegenüber. „Aufgrund der nachlassenden
Stärke der Inlandsnachfrage und der anhaltend ruhigen Exporte erwarten wir für 2017 ein schwächeres
Wirtschaftswachstum als im Jahr 2016. Angesichts der sich derzeit verbessernden Konjunkturstimmung und des sich
gegenüber den zunehmenden Verunsicherungen erstaunlich robust zeigenden Wachstumskurses ist 2017 gleichwohl
mit einem Wachstum über einem Prozent zu rechnen“, so Pudschedl.
Keine Leitzinsanhebung in Eurozone 2017, Chancen auf Zinsschritt in USA gestiegen
Die Inflation befindet sich nach einer stabilen Niedrigphase in Österreich zur Jahresmitte seit September
im Anstieg. Der nachlassende Dämpfungseffekt des starken Ölpreisrückgangs im Vorjahr sowie die Trendwende
bei den Rohstoffpreisen haben die Teuerung im Oktober über die Marke von 1 Prozent im Jahresvergleich gehoben
und werden auch in den kommenden Monaten für Auftrieb sorgen. „Für das Gesamtjahr 2016 erwarten wir –
wie im Vorjahr - eine durchschnittliche Inflationsrate von 0,9 Prozent. Allerdings wird der Aufwärtstrend,
der seit September bemerkbar ist, in den kommenden Monaten anhalten. 2017 wird sich daher die Teuerung mit 1,8
Prozent im Gesamtjahr voraussichtlich verdoppeln“, meint Bruckbauer.
Da die Kerninflationsrate in Österreich, wie insgesamt in der Eurozone, weitgehend stabil bleibt, wird die
EZB die steigende Gesamtinflation im Jahr 2017 voraussichtlich entspannt beobachten. „Für Dezember erwarten
wir unbehelligt von der steigenden Inflation, dass die EZB eine weitere geldpolitische Lockerung ankündigt.
Das bestehende Wertpapierankaufprogramm wird voraussichtlich über das Frühjahr 2017 hinaus verlängert
werden. Zudem gehen wir davon aus, dass die europäischen Leitzinsen 2017 nicht verändert werden“, meint
Bruckbauer. In den USA hat die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten die Wahrscheinlichkeit einer weiteren
Zinsanhebung der Fed im Dezember entgegen der bisherigen Einschätzung erhöht. Der erwartete Zinserhöhungspfad
könnte, abhängig von der Entwicklung am Aktienmarkt, sogar etwas steiler verlaufen als bisher angenommen.
|