Wien (wifo) - Wenn die USA als guter Handelspartner wegfallen, könnte sich das negativ auf den österreichischen
Arbeitsmarkt auswirken, warnt WIFO-Leiter Christoph Badelt in der ORF-Pressestunde. Er fordert aber einen kritischen
Blick auf die internationalen Handelsbeziehungen: „Gegen eine Globalisierung, die auf Rechenfehlern basiert, muss
man ankämpfen.“
Wie wichtig die USA als Handelspartner für Österreich sind, zeigt sich an der Zahl der Jobs, die mit
den Exporten verbunden sind: Rund 80.000 Arbeitsplätze in Österreich hängen direkt oder indirekt
an den guten Beziehungen zu den USA. Das ergeben aktuelle Berechnungen des Österreichischen Instituts für
Wirtschaftsforschung (WIFO). „Wenn der designierte US-Präsident Donald Trump mit seinen Bestrebungen, das
Land stärker abzuschotten, ernst macht, könnten diese Jobs in Gefahr geraten“, warnt WIFO-Leiter Christoph
Badelt, der am 27.11. in der ORF-Pressestunde zu Gast war.
Österreich wies im Jahr 2015 eine Exportquote von 53,1 Prozent des BIP auf, für Exporte außerhalb
des Euro-Raums liegt sie bei immerhin noch 23 Prozent des BIP. Die USA sind der zweitwichtigste Handelspartner
Österreichs: Die Exportsumme in die Vereinigten Staaten betrug zuletzt 9,1 Milliarden Euro. Daran sind in
Österreich eine Bruttowertschöpfung von 4,5 Milliarden Euro und rund 60.000 Arbeitsplätze geknüpft,
hat das WIFO errechnet. Durch Exporte, die via Deutschland und andere EU-Länder aus Österreich in die
USA gehen, sind es insgesamt 80.000 heimische Arbeitsplätze.
Sollten die USA den Außenhandel einschränken, dürfte das negative Folgen für Österreich
haben: „Das heimische Wachstum war immer wieder stark vom Export getragen“, sagt Badelt. „Anders als in den USA,
in denen das Wachstum vom privaten Konsum getragen ist.“ Die US-Exportquote beträgt lediglich 13 Prozent des
BIP. „Wenn die USA als guter Handelspartner wegfallen“, sagt Badelt, „wird es vor allem für österreichische
Klein- und Mittelbetriebe schwierig, die Handelsströme auf andere, neue Zielmärkte umzuleiten.“
Den wachsenden Protektionismus sieht Badelt kritisch. „Die Globalisierung, verstanden als internationale Handelsströme,
hat für alle Beteiligten wirtschaftliche Vorteile.“ Dennoch müsse man sich der Frage stellen, warum sich
so viele Menschen als Verlierer der Globalisierung fühlen: „Wenn die externen Kosten der Globalisierung, etwa
die negativen Auswirkungen des Transports auf die Umwelt, nicht einkalkuliert werden, dann ist das ein Problem.
Das gleiche gilt für inakzeptable Sozialstandards etwa in einigen asiatischen Ländern. Gegen eine Globalisierung,
die auf derartigen Rechenfehlern basiert, muss man ankämpfen.“
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