Bahnbrechende Forschungserkenntnisse aus den Niederlanden werden in Innsbruck ausgezeichnet.
Innsbruck (i-med) - An der Medizinischen Universität Innsbruck wurde zum neunten Mal der renommierte
Ilse & Helmut Wachter-Preis verliehen. Der Wissenschaftspreis wird alle zwei Jahre für herausragende Leistungen
auf dem Gebiet der Medizinischen Forschung vergeben. Die Qualität der ausgezeichneten WissenschafterInnen
ist hoch: 1999 erging der Preis beispielsweise an die beiden Biochemiker Prof. Avram Hershko und Prof. Aaron Ciechanover,
welche im Jahr 2004 den Chemie-Nobelpreis erhielten und 2014 wurde zuletzt der israelische Krebsforscher Prof.
Alexander Levitzki ausgezeichnet.
Der diesjährige Preisträger, der Niederländer Prof. Dr. Hans Clevers, ist einer der bekanntesten
Immunologen und Molekulargenetiker. „Prof. Hans Clevers hat durch seine bahnbrechenden Entdeckungen im Bereich
des Dickdarmkrebses und der Stammzellenforschung große Möglichkeiten bei der Entwicklung neuer Therapien
geschaffen“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Lukas A. Huber, Vorsitzender der Wachter Stiftung, die Entscheidung,
Prof. Hans Clevers auszuzeichnen.
Große Bedeutung für Innsbrucker Forschung
„Dies ist für uns hier in Innsbruck insofern von großer Bedeutung, da wir z.B. gemeinsam mit dem
Department für Kinder- und Jugendheilkunde an unheilbaren Darmerkrankungen von Kindern forschen. Mit einer
kleinsten Probeentnahme während einer Darmspiegelung gelingt es uns Minidärme zu züchten, die wir
im Reagenzglas behandeln und damit neue Therapien für diese Kinder erforschen können“, unterstreicht
Huber die Bedeutung der Entdeckungen von Hans Clevers. Seiner Forschung ist es zu verdanken, dass Darmzellen im
Labor gezüchtet werden können. „Prof. Clevers hat jedoch darüber hinaus mehrere bahnbrechende Entdeckungen
gemacht“, so Huber. „Er hat herausgefunden, dass Signalwege, die die Zellen steuern, während der Krebsentstehung
die identen Signalwege sind, die während der Embryonalentwicklung auch aktiv sind. Basierend auf dieser Erkenntnis
hat Clevers Moleküle identifiziert, die diese Arbeit ausüben. Dabei hat er eine Stammzelle entdeckt,
die in den Krypten des Darms sitzt und die einzigartige Fähigkeit hat, aus dieser einzelnen Zelle einen ganzen
Darm wachsen zu lassen.“ Dabei hat Clevers auch die Technologien entwickelt, wie aus dieser einzelnen Zelle „Mini-Därme“
wachsen können.
Prof. Clevers selbst freut sich: „Der Wachter-Preis ist eine sehr prestigeträchtige Ehrung, die europaweit
sichtbar ist. Ich bin sehr stolz, ein Träger dieser Auszeichnung zu sein.“
Die Verleihungszeremonie fand am 26.11. an der Universität statt.
Zur Person
Von 1991-2002 war Hans Clevers Professor der Immunologie an der Universität Utrecht; seit 2002 ist er
Professor für Molekulargenetik. Von 2002-2012 war Clevers zudem Direktor des Hubrecht Institut in Utrecht
und 2012-2015 Präsident der Royal Netherlands Academy of Arts and Sciences (KNAW). Seit 1. Juni 2015 ist Clevers
Forschungsdirektor des Prinzessin Maxima Centers für Pädiatrische Onkologie. Clevers ist Träger
zahlreicher hochdotierter und renommierter Wissenschaftspreise.
Fakten Ilse & Helmut Wachter-Preis
Der Ilse und Helmut Wachter-Preis ist einer der weltweit hochdotierten Wissenschaftspreise (Preissumme von
€ 15.000.-). Die Einrichtung des Ilse & Helmut Wachter Preises an der Medizinischen Universität Innsbruck
sowie der gleichnamigen Stiftung geht auf den Lebenswunsch von em.Univ.-Prof. Dr. Helmut Wachter zurück, dem
im Jänner 2012 verstorbenen ehemaligen Vorstand des Instituts für Medizinische Chemie und Biochemie an
der Medizinischen Fakultät der Universität Innsbruck. Prof. Dr. Wachter wollte mit diesem Preis seine
Verbundenheit mit der Medizinischen Universität zum Ausdruck bringen und deren Ansehen in der Welt fördern.
Der Preis ist für herausragende wissenschaftliche Leistungen in sämtlichen Gebieten der Medizin ausgesetzt
und steht Wissenschafterinnn und Wissenschaftern aller Nationalitäten offen. Die/der Preisträger/in wird
von den Organen der Stiftung aus weltweit eingeholten Nominierungen ermittelt.
Die "Ilse & Helmut Wachter Privatstiftung" verfolgt den Zweck, durch Verleihung eines Geldpreises
die medizinischen Wissenschaften zum Wohle der Menschheit zu fördern und so zum Ansehen der Medizinischen
Universität Innsbruck beizutragen.
Weitere Informationen:
Bisherige PreisträgerInnen
- Preisträger 2014: Prof. Alexander Levitzki für seine Entwicklung der
Signaltransduktionstherapie.
- Preisträger 2012: Prof. Jean-Laurent Casanova für seine Arbeit über
die Genetik von Infektionskrankheiten im Kindesalter
- Preisträger 2010: William A. Catterall für seine herausragende Forschung
auf dem Gebiet der Ionenkanalforschung
- Preisträger 2007: Irving L. Weissman für seine Pionierarbeit in der
Stammzell-Forschung
- Preisträgerin 2005: Cynthia J. Kenyon für die Entdeckung von Regulationsmechanismen
des Alterungsprozesses bei C. elegans
- Preisträger 2003: Wolfgang P. Baumeister für die Aufklärung der
Struktur u. des Mechanismus des Proteasoms
- Preisträger 2001: Prof.Dr. Hanns Möhler für die Aufklärung
der Beeinflussbarkeit der Angst durch Benzodiazepine
- Preisträger 1999 : Prof.Dr. Avram Hershko & Prof.Dr. Aaron Ciechanover
für die Aufklärung des Ubiquitin-Systems
|