Brüssel (europarl) - Die deutsch-österreichisch-rumänische Koproduktion “Toni Erdmann” der Regisseurin
Maren Ade hat den 10. LUX-Filmpreis des Europäischen Parlaments gewonnen. Das hat dessen Präsident Martin
Schulz am 23.11. im Plenarsaal verkündet. Der Film erforscht die moderne Unternehmenskultur durch die komplexe
Beziehung zwischen Vater und Tochter.
Schulz beglückwünschte die drei Finalisten, einschließlich der Gewinnerin Maren Ade und ihren Mitarbeitern.
Er sagte: „Ich gratuliere dem Team des preisgekrönten Films ‚Toni Erdmann‘ herzlich. Dieser Film, der eine
Kombination aus düsterer Komödie und witzigem Drama ist, beschreibt die schwierige, zärtliche und
manchmal absurde Beziehung zwischen einer jungen Frau, die im Ausland lebt, und ihrem Vater. Der Film zeigt zutreffend,
wie sich Familienbeziehungen in einer alternden und wettbewerbsorientierten Gesellschaft verändern und uns
beeinflussen. Er bietet keine einfachen Antworten, aber ermutigt uns, mit all seinen ernsten und heiteren Momenten,
herauszufinden, was schützens- und was schätzenswert ist.“
Der Vizepräsident des Europäischen Parlaments Antonio Tajani (EVP, IT), zuständig für die Organisation
des LUX-Preises, sagte: „Der LUX-Filmpreis bringt Erfolge, weil er symbolisch, aber auch ganz konkret, der Hauptschwäche
des europäischen Films - dem schwierigen Vertrieb - entgegenwirkt. Während Nordamerika einen einheitlichen
Markt für Filmproduktionen hat, ist Europa durch physische und sprachliche Hindernisse fragmentiert. Das europäische
Kino spiegelt wider, was Europa und seine Institutionen sein sollten: Eine erfolgreiche Synthese all unserer Stärken
auf der Grundlage einer auf Innovation, Kreativität und Werten aufbauenden Filmindustrie.“
Die Vorsitzende des Ausschuss für Kultur und Bildung Silvia Costa (S&D, IT) sagte: „In zehn Jahren wurden
hundert Filme in den Kinos in ganz Europa gefördert, dank dem LUX-Preis, der Europas Geschichte eine Stimme
und Augen verleiht. Mit dem LUX-Preis sind viele unabhängige Regisseure und ihre jungen Autoren dank der Untertitelung
in den 24 Amtssprachen der EU in anderen Ländern bekannt geworden. Der Preis hat die Vielfalt und den Reichtum
des europäischen Kinos, seine Themen, Empfindlichkeiten und Sprachen erweitert. Investitionen in den europäischen
Film sind ein wichtiger Schritt beim Aufbau des "Europas der Kultur", an das wir glauben. Unser Engagement
für die Zukunft ist es, die Reichweite des Preises auszubauen und die Finalisten auch außerhalb Europas
bekannt zu machen, vor allem zunächst in den Mittelmeerländern.“
Die anderen beiden Filme in der Endauswahl waren: „A peine j’ouvre les yeux/ Kaum öffne ich die Augen“ (Frankreich,
Tunesien, Belgien, Vereinigte Arabische Emirate) von Leyla Bouzid und "Ma vie de courgette / Mein Leben als
Zucchini" (Schweiz, Frankreich) von Claude Barras. Der Gewinner wird jedes Jahr durch Abstimmung der Abgeordneten
bestimmt.
Die drei Wettbewerbsfilme werden dank finanzieller Unterstützung durch das Parlament in allen 24 Amtssprachen
mit Untertiteln versehen. Für den siegreichen Film wird außerdem eine Fassung für Seh- und Hörbehinderte
hergestellt, zumindest in der Originalversion.
Die Filme werden im Rahmen der "LUX Film Days" von September bis Dezember in allen 28 Mitgliedstaaten
der Öffentlichkeit vorgeführt. Ziel ist, den Reichtum und die Vielfalt des europäischen Kinos möglichst
vielen Menschen zu vermitteln und Debatten über die in den Filmen behandelten Themen anzustoßen.
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