Temelin/Prag/Linz (lk) - LR Rudi Anschober fordert von der Bundesregierung mehr Engagement beim Durchsetzen
der seit Jahren offenen Punkte des Melker Übereinkommens. Diese Forderung geht auch an den 2. Nationalratspräsidenten
Karlheinz Kopf, beim morgigen Treffen mit dem tschechischen Außenminister Lubomir Zaoralek, auf die nach
wie vor offene Behebung bzw. Bearbeitung von Sicherheitsmängeln im AKW Temelin im Rahmen des Melker Abkommens
zu drängen.
Wie brisant die noch offenen Fragen sind, zeigte das heurige Pannenjahr einmal mehr auf, gab es doch mehrmals Anlässe
zur Sorge: Der Skandal um defekte Schweißnähte, bei deren Prüfung Sorgfaltspflichten schwer verletzt
wurden, führte sogar zu einer Klage des AKW-Betreibers CEZ gegen die mit der Revision beauftragte Firma Skoda
JS. Ob hier auch sicherheitsrelevante Schweißnähte betroffen waren, blieb lange unklar, die Zahl der
zu reparierenden Stellen erhöhte sich laufend. Kritik an der zuständigen Aufsichtsbehörde wurde
von dieser in Richtung des Betreibers abgewiesen.
LR Anschober: „Das ganze Jahr über begleiten uns heuer Schlampereien und Pannen in den tschechischen AKW,
auch die Aufsichtsbehörde scheint die Situation nicht im Griff zu haben. Nach Rissen an Schweißnähten
und gefälschten Röntgenbildern ist auch das Vertrauen dahin. Dies alles zeigt die Unsicherheit der Atomkraft
direkt an unserer Grenze auf. Die österreichische Bundesregierung muss bei Treffen mit tschechischen Amtskolleg/innen
die Information zum Sicherheitsstand von Temelin dringlich einfordern – alles muss auf den Tisch!“
Auch aktuell sind die Vorgänge im AKW Temelin unklar
Der Block 2 in Temelin sollte planmäßig Ende des Jahres abgeschaltet werden, um Vibrationen an der
Turbine genauer zu überprüfen. Diese Blockabstellung wird nun doch nicht ausgeführt. Laut Betreiber
gäbe es nun keine Probleme mehr, in den letzten Tagen wurde die Leistung stufenweise auf 100 % erhöht,
offenbar um zu sehen, ob etwa passiert oder nicht. Vorgestern wurde der 2. Block dann allerdings abermals auf eine
Leistung von 93 % heruntergefahren, aufgrund erhöhter Schwingung der Turbine.
OÖ. Antiatom-Beauftragter DI Dalibor Strasky dazu: „Ohne zu wissen, warum die Turbine vibriert, einfach die
Methode Versuch-Irrtum zu verwenden, dies ist in der Kernkraftnutzung kaum akzeptabel“.
Es ist zu vermuten, dass man die nötige Abstellung des 2. Blocks zur Kontrolle der Turbine aufgehoben hat,
um die verlängerte Abstellung des 1. Blockes zu kompensieren (von Anfang auf Mitte Dezember) und damit einen
Totalstillstand der Stromproduktion in Temelin zu verhindern.
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