Anschober: Nach AKW-Pannenjahr muss Tschechien
 endlich Sicherheitsfragen mit Österreich klären

 

erstellt am
24. 11. 16
10:00 MEZ

Temelin/Prag/Linz (lk) - LR Rudi Anschober fordert von der Bundesregierung mehr Engagement beim Durchsetzen der seit Jahren offenen Punkte des Melker Übereinkommens. Diese Forderung geht auch an den 2. Nationalratspräsidenten Karlheinz Kopf, beim morgigen Treffen mit dem tschechischen Außenminister Lubomir Zaoralek, auf die nach wie vor offene Behebung bzw. Bearbeitung von Sicherheitsmängeln im AKW Temelin im Rahmen des Melker Abkommens zu drängen.

Wie brisant die noch offenen Fragen sind, zeigte das heurige Pannenjahr einmal mehr auf, gab es doch mehrmals Anlässe zur Sorge: Der Skandal um defekte Schweißnähte, bei deren Prüfung Sorgfaltspflichten schwer verletzt wurden, führte sogar zu einer Klage des AKW-Betreibers CEZ gegen die mit der Revision beauftragte Firma Skoda JS. Ob hier auch sicherheitsrelevante Schweißnähte betroffen waren, blieb lange unklar, die Zahl der zu reparierenden Stellen erhöhte sich laufend. Kritik an der zuständigen Aufsichtsbehörde wurde von dieser in Richtung des Betreibers abgewiesen.

LR Anschober: „Das ganze Jahr über begleiten uns heuer Schlampereien und Pannen in den tschechischen AKW, auch die Aufsichtsbehörde scheint die Situation nicht im Griff zu haben. Nach Rissen an Schweißnähten und gefälschten Röntgenbildern ist auch das Vertrauen dahin. Dies alles zeigt die Unsicherheit der Atomkraft direkt an unserer Grenze auf. Die österreichische Bundesregierung muss bei Treffen mit tschechischen Amtskolleg/innen die Information zum Sicherheitsstand von Temelin dringlich einfordern – alles muss auf den Tisch!“

Auch aktuell sind die Vorgänge im AKW Temelin unklar
Der Block 2 in Temelin sollte planmäßig Ende des Jahres abgeschaltet werden, um Vibrationen an der Turbine genauer zu überprüfen. Diese Blockabstellung wird nun doch nicht ausgeführt. Laut Betreiber gäbe es nun keine Probleme mehr, in den letzten Tagen wurde die Leistung stufenweise auf 100 % erhöht, offenbar um zu sehen, ob etwa passiert oder nicht. Vorgestern wurde der 2. Block dann allerdings abermals auf eine Leistung von 93 % heruntergefahren, aufgrund erhöhter Schwingung der Turbine.

OÖ. Antiatom-Beauftragter DI Dalibor Strasky dazu: „Ohne zu wissen, warum die Turbine vibriert, einfach die Methode Versuch-Irrtum zu verwenden, dies ist in der Kernkraftnutzung kaum akzeptabel“.

Es ist zu vermuten, dass man die nötige Abstellung des 2. Blocks zur Kontrolle der Turbine aufgehoben hat, um die verlängerte Abstellung des 1. Blockes zu kompensieren (von Anfang auf Mitte Dezember) und damit einen Totalstillstand der Stromproduktion in Temelin zu verhindern.

 

 

 

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