Pflegeausbildung bleibt regional – Gesundheits- und Krankenpflegeschulen werden Studienstandorte
Innsbruck (lk) - Die Tiroler Landeregierung nimmt die Novellierung des Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes
durch den Bund (GuKG-Novelle 2016) zum Anlass für eine umfassende Bildungsreform im Pflegebereich. Die Weichenstellung
erfolgte am 23.11. in der Sitzung der Tiroler Gesundheitsplattform, in welcher neben dem Land Tirol auch Bund,
Sozialversicherungsträger, Städtebund, Gemeindeverband, Krankenanstaltenträger, Patientenvertretung
und Ärztekammer vertreten sind.
Pflegeausbildung NEU: Pflegeassistenz, Pflegefachassistenz und Gehobener Dienst (Bachelor-Ausbildung)
Die GuKG-Novelle 2016 des Bundes, welche in der Juli Sitzung des Nationalrates beschlossen wurde, sieht künftig
die drei Ausbildungsmöglichkeiten Pflegeassistenz (einjährig), Pflegefachassistenz (zweijährig)
und Bachelor-Ausbildung (dreijährig) vor. Getragen ist die Novelle vom Bestreben einer Stärkung der Pflege
und von einer Qualitäts- und Kompetenzerweiterung. Das Berufsbild der Pflege hat sich die letzten Jahre sehr
stark verändert. Die demografische Entwicklung und die mit der höheren Lebenserwartung einhergehende
Zunahme der chronischen Erkrankungen sowie der Anstieg von schwerst-pflegebedürftigen Personen hat eine Weiterentwicklung
der Ausbildung erforderlich gemacht. Dieser Entwicklung hat der Bund in Abstimmung mit den Ländern nun Rechnung
getragen.
LH Günther Platter informierte über die Entscheidung der Tiroler Gesundheitsplattform: „An den Standorten
des Ausbildungszentrum West in Innsbruck und Hall sowie an den fünf bestehenden Gesundheits- und Krankenpflegeschulen
der Bezirkskrankenhäuser in Kufstein, Lienz, Reutte, Schwaz und Zams werden dislozierte Studienstandorte von
fh gesundheit und UMIT für die zukünftige Bachelorausbildung installiert. Darüber hinaus werden
an allen diese Schulen PflegeassistentInnen und PflegefachassistentInnen ausgebildet. Damit gewährleisten
wir tirolweit eine wohnortnahe und praxisnahe Ausbildung in gelebter Vernetzung mit den Bezirkskrankenhäusern.
Die ersten Studienstandorte in Innsbruck und Schwaz starten im Herbst 2018. Für die bereits heute sehr gut
aufgestellte Pflegeausbildung in Tirol bedeutet dieser Schritt eine weitere Aufwertung und Modernisierung des Berufsbildes.
Die Pflege ist mit mehr als 11.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Tirol die größte Berufsgruppe
im Gesundheitssystem, die unverzichtbare Dienste für die Menschen leistet.“
Gesundheits-, Pflege- und Wissenschaftslandesrat Bernhard Tilg ergänzte: „Das neue Hochschulangebot wird durch
eine Kooperation der fh gesundheit in Innsbruck mit der Landesuniversität UMIT in Hall und den regionalen
Gesundheits- und Krankenpflegeschulen möglich. Rechtsträger der neuen Bachelorausbildung ist die fh gesundheit.
Auf diese Weise entstehen zwischen Zams und Lienz in Tirol insgesamt über 300 Studienplätze für
die sechsemestrige Pflege-Bachelorausbildung. Überdies bedeutet die Neuausrichtung der Pflegeberufe für
den gehobenen Dienst die Möglichkeit zur vertieften Qualifikation in Verbindung mit einer Kompetenzerweiterung
für die Bereiche der medizinischen Diagnostik und Therapie. Darüber hinaus steht mit der zweijährigen
Ausbildung zur Pflegefachassistenz eine neue Berufsqualifikation zur Verfügung. Ergänzt wird die Ausbildungsreform
durch die Pflegeassistenz, vergleichbar der früheren Pflegehilfe. Beide Ausbildungen in den Pflegeassistenzberufen
werden an allen Tiroler Gesundheits- und Krankenpflegeschulen angeboten. Damit bietet das umfassende Tiroler Bildungsnetzwerk
im Bereich Pflege sämtliche Möglichkeiten, um den zukünftigen Bedarf an Pflegekräften zielorientiert
und mit hoher Fachkompetenz abzudecken.“
Ernst Schöpf, Präsident des Tiroler Gemeindeverbandes: „Der heutige einstimmige Beschluss der Tiroler
Gesundheitsplattform ist der erfolgreiche Abschluss eines jahrelangen und sehr breit aufgesetzten Prozesses mit
vielen Beteiligten. Die regionalen und dislozierten Ausbildungsmöglichkeiten für den gehobenen Pflegedienst
sichern nicht nur die Krankenpflegeschulen in den Regionen ab, sondern werten diese auf. Ich bedanke mich für
ein tolles Miteinander, das dieses ausgezeichnete Modell der Pflegeausbildung NEU möglich gemacht hat.“
Gabriele Polanezky, Pflegedirektorin des Bezirkskrankenhauses Schwaz: „Das Land Tirol hat unter Einbindung der
betroffenen Einrichtungen sehr früh auf diese Novellierung des Bundes reagiert. Ein hervorragendes Ergebnis
ist gelungen: Alle sieben Krankenpflegeschulen nehmen am Fachhhochschulprogramm teil, alle drei Qualifikationen
werden hier jeweils angeboten. Das ist ein sehr wichtiger Schritt, da aus diesen Schulen das Personal für
unsere Krankenhäuser, Heime sowie Gesundheits- und Sozialsprengel rekrutiert wird.“
fh gesundheit-Geschäftsführer Walter Draxl: „Die Tiroler Landespolitik hat alle zentralen Player wie
die Tiroler Gesundheits- und Krankenpflegeschulen in den Bezirken, die private Universität UMIT und die fh
gesundheit mit der Zielsetzung an einen Tisch gebracht, flächendeckend eine gleichwertig hohe Ausbildungsqualität
in den unterschiedlichen Pflegeausbildungen für Gesamttirol sicherzustellen: von der Pflegeassistenz über
die Pflegefachassistenz bis zum FH-Bachelor-Studiengang Gesundheits- und Krankenpflege. Damit ist die Tiroler Vorgehensweise
bei der Umsetzung der neuen Pflegeausbildungen beispielgebend.“
UMIT-Rektorin Sabine Schindler stellte fest: „Es freut uns sehr, dass wir von Seiten der Health and Life Sciences
Universität UMIT unsere Expertise in Pflegeforschung und -lehre, die wir in den vergangenen 13 Jahren aufgebaut
haben, bei der Pflegeausbildung NEU einbringen dürfen. Als Vorreiter der Akademisierung der Pflege in Österreich
haben wir mit dem Kombistudium Pflege bereits in der Vergangenheit eng mit den Tiroler Gesundheits- und Krankenpflegeschulen
zusammengearbeitet. Die dabei gesammelten Erfahrungen können wir jetzt in die neu gestaltete Pflegeausbildung
einbringen und damit gemeinsam mit der Fachhochschule Gesundheit und mit den Tiroler Gesundheits- und Krankenpflegeschulen
zu einer hochwertigen akademischen Ausbildung beitragen.“
„Wir freuen uns, mit der Einbindung der fünf regionalen Pflegeschulen einen wesentlichen Beitrag für
die die Pflegeausbildung NEU in Tirol leisten zu können. Damit wird nicht nur deren Bedeutung und Bestand
gesichert, sondern gleichzeitig eine enge Kooperation mit den späteren Wirkungsstätten der PflegerInnen
in den Bezirkskrankenhäusern, den Pflegeheimen oder den Sozial- und Gesundheitssprengeln gewährleistet“
hob Bgm Rudolf Puecher, Obmann des Gemeindeverbandes Bezirkskrankenhaus Kufstein, wesentliche Vorteile der dislozierten
Ausbildung hervor.
„Als Tiroler Gesundheitskasse ist uns auch die Betreuung von älteren oder chronisch kranken Menschen ein wichtiges
Anliegen. Dafür werden bestausgebildete und spezialisierte Fachkräfte in den Pflegeberufen benötigt.
Daher wird die nunmehr vom Land Tirol ins Leben gerufene Reform der Pflegeausbildung von der TGKK vollinhaltlich
mitgetragen“, unterstreicht Werner Salzburger, Obmann der Tiroler Gebietskrankenkasse, die Bedeutung der Pflegeberufe.
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