Online-Archiv soll durch das Wissen der BenutzerInnen angereichert werden
Innsbruck (tlm) - Analoge Schmalfilme aus der Hand von Tiroler AmateurInnen sind wichtige Zeugnisse des
Alltagslebens und der Zeitgeschichte des Landes. Prozessionen, Fasnachtsumzüge, Familienfeiern, Urlaubseindrücke,
aber auch öffentliche Ereignisse und vieles mehr wurden ab den 1950er bis in die 1990er Jahre gerne von HobbyfilmerInnen
auf Schmalfilmen festgehalten. Mit der Einführung der digitalen Videokamera und des Heimcomputers sind die
alten Abspielgeräte weitgehend aus den Haushalten verschwunden und die filmischen Schätze oft nur mit
großem Aufwand einsehbar.
Projekt zur Digitalisierung alter Schmalfilme
Um diese privaten Filmbestände für die Nachwelt zu sichern, wurde 2009 das Gesamttiroler Interreg-IV-Projekt
„Bewegtes Leben“ initiiert. Die Umsetzung erfolgte durch die Kooperationspartner Tiroler Landesmuseen, Bildungsforum
Tirol und das Amt für audiovisuelle Medien Bozen. Im Bundesland Tirol reichten rund 6.000 Hobbyfilmer ihre
Filme zur kostenlosen Digitalisierung ein und stimmten zu, dass ihr Material in einer Online-Datenbank veröffentlicht
werden darf.
„Mit dem Online-Katalog eröffnen wir neue Forschungsmöglichkeiten zum Amateurfilm in Tirol. Es war uns
ein besonderes Anliegen, diesen als lernende Datenbank zu konzipieren“, betont PD Dr. Wolfgang Meighörner,
Direktor der Tiroler Landesmuseen. „Ich bin schon gespannt darauf, wie stark sich die Benutzerinnen und Benutzer
einbringen werden. Mit ihren Hinweisen leisten sie einen wertvollen Beitrag zur Erschließung eines international
einmaligen Bilderschatzes zum Tiroler Alltagsleben“, so Meighörner, der diesen partizipativen Ansatz sehr
befürwortet.
Online-Katalog
Durch das Projekt „Bewegtes Leben“ konnten 11.500 Filme mit über 200.000 Minuten digitalisiert werden. Nach
der technischen Aufbereitung und wissenschaftlichen Bearbeitung ist das Filmmaterial von Tiroler AmateurInnen ab
sofort im Internet unter www.tiroler-landesmuseen.at/bewegtesleben zugänglich. Das älteste Filmmaterial
stammt aus dem Jahr 1928. Der jüngste Film ist auf das Jahr 2009 datiert. Der Online-Katalog richtet sich
an ChronistInnen, VolkskundlerInnen, HistorikerInnen und alle, die sich für Amateurfilme interessieren und
zu Tirol relevanten Orten und Ereignissen forschen.
Über eine Suchmaske kann nach Stichwörtern, die z. B. Namen, Orte oder Anlässe betreffen können,
recherchiert werden. Von jedem Film wurde ein Ausschnitt von drei Minuten sowie ein Index mit 20 Vorschaubildern
aus der Volllänge für die Online-Präsentation erstellt. Der Index, der mit klassischen Kontaktabzügen
vergleichbar ist, vereinfacht die Sichtung der Filme. Mit einer Registrierung können die Datenbank-NutzerInnen
die Filme auch in Volllänge einsehen.
Lernende Datenbank
Der Online-Katalog liefert Informationen zu Filmlänge, Entstehungsjahr, verwendetem Filmmaterial sowie Stichwörter
zum Inhalt, die bei der Eingabe in die Datenbank aufgrund von Informationen der UrheberInnen zur Verfügung
standen. Der Katalog ist als „lernende Datenbank“ konzipiert und setzt auf die Mithilfe lokaler ExpertInnen. Die
BenutzerInnen der Datenbank sind eingeladen, ihr Wissen über die in den Filmen gezeigten Orte, Personen und
Ereignisse einzubringen. Auch Informationen zu ins Bild geratene Details wie Bauten, Geräte, Fahrzeuge, Bräuche
etc. sind von Interesse. Verbunden mit einer Registrierung können über eine Maske Anmerkungen abgesendet
werden. Nach redaktioneller Prüfung werden diese per Timecode genau zum passenden Filmbild abgespeichert.
Die lernende Datenbank „Bewegtes Leben“ ist ein Projekt der Tiroler Landesmuseen, des Tiroler Bildungsforums und
AltNeuland Bildschirmwerkstatt.
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