In Salzburg wird der österreichweit einzige Magnetenzephalograph eingeweiht.
Salzburg (universität) - Am 24.11, wird in einem gemeinsamen Forschungsinfrastruktur- projekt von
Universität Salzburg, Uniklinikum Salzburg-CDK und Paracelsus Medizinischen Universität (PMU) der österreichweit
einzige Magnetenzephalograph (MEG) eingeweiht. Die Magnetenzephalographie ist ein äußerst sensitives
Diagnoseverfahren zur Messung der Gehirnaktivität mit sehr hoher zeitlicher Auflösung. Mit dem MEG stärkt
der Universitätsstandort Salzburg seine bestehende Exzellenz in der neurokognitiven Forschung. Die MEG Methode
eröffnet einerseits in der Grundlagenforschung neue Blickwinkel etwa bei Lese-, Schlaf- oder Gedächtnisstudien
und hilft andererseits in der Klinik bei Epilepsie-Patienten dasjenige Hirnareal präzise zu lokalisieren,
von dem die Anfälle ausgehen und das in der Folge möglicherweise entfernt werden soll. Die Gesamtkosten
des MEG Projekts betragen 6,7 Millionen Euro. Antragsteller und Hauptfinanzier ist die Universität Salzburg,
im Forschungsverbund mit den Partnerinstituten des Uniklinikum Salzburg-CDK und der Paracelsus Medizinischen Universität.
Die Core Facility befindet sich am Uniklinikum Salzburg-CDK.
Es schaut aus wie ein überdimensionaler Motorradhelm und kann Gedankenblitze sichtbar machen. Das Ganzkopf-Magnetenzephalographie-Gerät
misst das natürliche Magnetfeld an der Kopfoberfläche das durch die Aktivität der Nervenzellen im
Gehirn entsteht. Ob wir nachdenken, einen Berührung wahrnehmen, unsere Bewegungen steuern, Hör- und Seheindrücke
verarbeiten - jeder Hirnstrom verursacht ein - wenn auch extrem schwaches - Magnetfeld. Und das kann im MEG von
speziellen hochempfindlichen Sensoren, sogenannten SQUIDS, gemessen werden, die auf der Basis von supraleitenden
Spulen arbeiten. Das MEG ist wie das EEG ein nicht invasives Diagnoseverfahren ohne Strahlenbelastung oder Nebenwirkungen.
Es ergänzt andere Methoden zur Messung der Hirnaktivität.
Mit der Errichtung des MEG Labors in den Räumlichkeiten des Uniklinikums Salzburg-CDK verfügt Salzburg
als einziger Standort in Österreich über ein derartiges Gerät. Es wird gemeinsam von der Universität
Salzburg und dem Uniklinikum Salzburg-CDK betrieben. Exzellente Neurowissenschaftler dieser beiden Einrichtungen
sind schon seit längerem im „Centre for Cognitive Neuroscience“ strukturell vernetzt. Diese Vernetzung wird
durch das gemeinsame MEG weiter ausgebaut. Leiter des „Centre for Cognitive Neuroscience“ ist der Psychologe Univ.-Prof.
Dr. Florian Hutzler von der Universität Salzburg. „Mit dem MEG Zentrum hat Salzburg im Bereich der kognitiven
Neurowissenschaften ein Alleinstellungsmerkmal und kann so den existierenden Exzellenzbereich stärken. Die
Universität Salzburg ist beispielsweise eine der weltweit führenden Institutionen in der Forschung von
Gehirnoszillationen und Gedächtnis. Diese Forschung kann mit der MEG/EEG Kombination ausgebaut werden und
so zu einem besseren Verständnis von Gedächtnisprozessen bei gesunden und kranken Menschen (z.B. Demenzkranken
oder Epilepsiekranken) führen.“
Univ.-Prof. Dr. Heinrich Schmidinger, Rektor der Universität Salzburg, ergänzt: „Das MEG wird der neurokognitiven
Forschung in Salzburg in Kombination mit den schon etablierten Methoden (fMRT, EEG) zu einem einzigartigen Forschungsprofil
verhelfen und dadurch ihre Attraktivität für Kooperationspartner aus der ganzen Welt wesentlich erhöhen.“
Auch in der klinischen Forschung und im klinischen Alltag eröffnet das MEG neue Türen. Es ermöglicht
die exakte Lokalisation von epileptischen Herden im Gehirn. Das ist vor allem für diejenigen Epilepsie-Patienten
von großer Bedeutung, die nicht durch medikamentöse Therapien anfallsfrei werden. Für sie kann
u.U. die operative Entfernung des epileptischen Herdes eine Alternative darstellen. Die Diagnose und Therapie von
Epilepsien ist ein Schwerpunkt an der Universitätsklinik für Neurologie am Uniklinikum Salzburg, mit
internationalem Toprenommee. Das MEG eröffnet nun noch bessere Chancen für die Patienten, sagt Prim.
Univ.-Prof. Dr. Eugen Trinka. „Für die Universitätsklinik ist das MEG ein äußerst wichtiger
Schritt. Es könnte manchen Patienten das Einsetzen von Tiefenelektroden zur präoperativen Lokalisation
von epileptischen Herden ersparen. Es ist eine innovative Technik, die Zukunft hat, eine cutting edge Technologie,
die aber sehr aufwändig und teuer ist. Es ist kein Routineverfahren, sondern nur für ganz bestimmte Patienten
und Patientinnen geeignet.“
Leiter der Core Facility ist der physiologische Psychologe Univ.-Prof. Dr. Nathan Weisz von der Universität
Salzburg, der in der Nachfolge von Univ. Prof. Dr. Wolfgang Klimesch kürzlich nach Salzburg berufen wurde.
Nathan Weisz verfügt über eine langjährige, exzellente MEG Expertise, zuletzt als Leiter des MEG
Labors am Center for Mind/Brain Sciences der Universität Trento. „Das MEG ist ein Verfahren mit guter räumlicher
und sehr guter zeitlicher Auflösung, das andere Verfahren zur Messung der Hirnaktivität wie das EEG optimal
ergänzt. Vereinfacht könnte man sagen, das EEG sieht sehr viel, aber nicht sehr gut; das MEG sieht ein
bisschen weniger, aber das dafür umso besser“. Salzburg besitzt eine für ein universitäres Umfeld
fantastische apparative Infrastruktur, die so zum Beispiel in Deutschland an einem Max-Planck-Institut vorzufinden
wäre, ergänzt Weisz.
Die Kosten für das MEG Gesamtprojekt (mit einer Laufzeit von drei Jahren) betragen 6,7 Millionen Euro. Darin
enthalten sind Kosten von rund 3,7 Millionen für das Gerät und einen 10-jährigen Wartungsvertrag
sowie Personalkosten und Kosten für die Räumlichkeiten. Ein Drittel (2,2 Millionen) wird vom Bundesministerium
für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) finanziert. Die Universität leistet mit 3,3 Millionen
Euro den größten finanziellen Beitrag, den zum Teil zu übernehmen sich Sponsoren bereit erklärt
haben. Das Uniklinikum Salzburg beteiligt sich mit 1,2 Millionen Euro an dem Projekt.
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