Diesel aus Holz: 1 Barrel/Tag-Anlage in Güssing fertiggestellt
Güssing/Eisenstadt (blms) - Vor einem Jahr erfolgte der Start des COMET (Competent Centers for Excellent
Technologies)-Projekts „1 Barrel/Tag“ in Güssing, das die Herstellung von Diesel aus Holz zum Ziel hat. Am
22.11. stellten die Vertreter von BIOENERGY 2020+ bei einem Pressetermin mit Umweltlandesrätin Mag.a Astrid
Eisenkopf und Güssings Bürgermeister Vinzenz Knor die vor kurzem fertiggestellte Anlage vor. Die nun
folgende Testphase soll Daten für den weiteren Ausbau auf Industriegröße liefern.
Die weltweit einzigartige Anlage, mit Investitionskosten von knapp 500.000 Euro in 8.500 Personenstunden ausnahmslos
von den Mitarbeitern von BIOENERGY 2020+ am Standort Güssing geplant, konstruiert und ausgeführt, produziert
täglich rund 1 Barrel (159 Liter) sauberen Treibstoff aus Holz, der zu Diesel oder Kerosin weiterverarbeitet
werden kann. Angewendet wird dabei die sogenannte „Fischer Tropsch-Synthese“ mit einem „Slurry Raktor“, eine Methode,
die bei BIOENERGY 2020+ bereits seit 2004 zum Einsatz kommt.
Aus drei Kilogramm Rohstoff kann durch Vergasung rund ein Liter sauberer Treibstoff gewonnen werden, erklärt
DI Dr. Reinhard Rauch, Projektleiter und Areamanager von BIOENERGY 2020+ GmbH. „Gegenüber normalem Diesel
ergibt sich damit eine 90 %-ige CO2-Reduktion. Wesentlich ist, dass es dabei zu keinem Wettbewerb mit der Nahrungsmittelproduktion
kommt“, betont Rauch. Zu 7 % herkömmlichem fossilem Diesel beigemischt, ergibt sich Treibstoff in Premium-Qualität.
Dieser verbrennt mit geringeren Schadstoffemissionen und kann so zur Reduktion von Treibhausgasen beitragen. Rauch
nennt als künftige Verbraucher vorwiegend Schwerverkehr und Flugverkehr, Bereiche, in denen auch weiterhin
Diesel und Kerosin gebraucht würden.
Die Anlage soll nun wichtige Erkenntnisse zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit der Produktion von Biotreibstoffen
der zweiten Generation liefern. In der nächsten Phase wird die Anlage evaluiert, um Daten für eine weitere
Ausbaustufe auf Industriegröße gewinnen. Ziel ist es auch, den produzierten Treibstoff im Echtbetrieb
in modernen Dieselfahrzeugen zu testen.
Umweltlandesrätin Eisenkopf sieht im Projekt „einen wichtigen Beitrag für einen nachhaltigen Klima- und
Umweltschutz und ein wichtiges Forschungsprojekt für das Burgenland. Wir wollen die Forschungsquote, die von
0,55 % im Jahr 2002 schrittweise auf 0,9 % gesteigert werden konnte, weiter erhöhen. BIOENERGY 2020+ ist
dabei ein kompetenter Forschungspartner im Energiebereich. Und schließlich wollen wir auf der Basis der Energiestrategie
des Landes bis 2050 den Gesamtenergieverbrauch aus erneuerbaren Energiequellen gewinnen. Güssing ist über
die Ländergrenzen hinweg ein Musterbeispiel für diesen Weg“.
Es sei „großartig, was sich hier in einem Jahr entwickelt hat“, sagt Bgm. Knor. „Diese Anlage ist ein sichtbares
Zeichen, dass der Forschungsstandort Güssing lebt. Hier haben junge, gut ausgebildete Menschen auch aus der
Region die Chance auf hochwertige Arbeitsplätze.“ Für DI Dr. Walter Haslinger, CEO BIOENERGY 2020+ GmbH,
ist „die Fischer-Tropsch- Demonstrationsanlage ein weiterer Meilenstein für die langfristige Etablierung des
Standortes Güssing als weltweit sichtbare Forschungsplattform für Synthesegasanwendungen“.
BIOENERGY 2020+ ist ein Zusammenschluss von fünf wissenschaftlichen Standorten zur anwendungsorientierten
Forschung im Bereich der Bioenergie. Der Firmensitz befindet sich in Graz, weitere Standorte sind in Güssing
und Wieselburg, Forschungsstätten in Pinkafeld und Tulln. Am Standort Güssing arbeitet BIOENERGY 2020+
schwerpunktmäßig an thermischer Biomasse-Vergasung und innovativen Biotreibstoffen.
Die Projektlaufzeit ist auf vier Jahre anberaumt, die Kosten belaufen sich auf 2,5 Mio. Euro, wovon 45 % gefördert
werden. Fördergeber sind die Österreichische Forschungsgesellschaft (FFG) im Rahmen des COMET Programms
(hier durch Republik Österreich sowie die Bundesländer Burgenland, Niederösterreich und Steiermark
finanziert). Die Fachhochschulstudiengänge Burgenland Ges.m.b.H ist 13,5 %-Eigentümer der BIOENERGY 2020+
GmbH.
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