Landesrat Max Hiegelsberger: "Chance
für heimische Landwirte"
Der Präsident des Oberösterreichischen Landesweinbauverbands, Ing. Karl Eugen Velechovsky, erklärte
am 22.11. im Rahmen einer Pressekonferenz gemeinsam mit Landesrat Max Hiegelsberger und dem Vizepräsidenten
der Landwirtschaftskammer OÖ, Karl Grabmayr, der Klimawandel habe nicht nur negative Folgen, sondern könne
für die Landwirtschaft auch Vorteile bringen: Laut Expert/innen würden die wärmeren Temperaturen
nämlich dafür sorgen, dass künftig Weinreben in Gebieten gepflanzt werden können, die bislang
dafür nicht oder nur teilweise geeignet waren. Davon würde auch Oberösterreich profitieren.
So könnten das Donautal und das Mühl- und Waldviertel wieder zu Weinbauregionen werden. Im 14. bis 16.
Jahrhundert wurde im Land ob der Enns bereits intensiver Weinbau betrieben. Die eintretende Kleine Eiszeit hemmte
dann das Wachstum der Reben, weshalb man sich in Oberösterreich eher auf das Brauen von Bier konzentrierte.
Nun könnten Winzer und jene, die es werden wollen, eine neue Hochblüte erleben. Denn das wärmere
Klima werde sich positiv auf den Austrieb, die Blüte und die Reife der Weinreben auswirken, zeigen sich Experten
überzeugt.
Die Klimaforscher Josef Eitzinger und Herbert Formayer von der Universität für Bodenkultur (BOKU) in
Wien haben dies anhand des Huglin-Indexes berechnet. Dabei wird der Durchschnitt aus Tagesmittel- und Tageshöchsttemperaturen
für jeden Tag von Anfang April bis Ende September herangezogen. Das Ergebnis: 2015 war das zweitwärmste
Jahr der 248-jährigen Messgeschichte in Österreich, gleich nach 2014. Nach der Prognose der Experten
ist ein langfristiger Anstieg der Temperaturen zu erwarten.
Neue Sorten - größere Vielfalt
Neben der Ausweitung der bestehenden Weingebiete werde die Klimaveränderung auch für eine größere
Sortenvielfalt in Österreich sorgen. So könnten Sorten, die bislang nur in Italien und Spanien angebaut
wurden, auch hierzulande gedeihen. Vor allem heimische Rotweine würden dann den Südländern Konkurrenz
machen.
Flexibilität bei Landwirten und Konsumenten gefragt
"Veränderungen bringen die Notwendigkeit mit sich, darauf flexibel zu reagieren", ist Karl Velechovsky,
Nussböckgut in Gaumberg überzeugt. "In den Erkenntnissen der Klimaforschung steckt eine große
Chance für die Landwirtschaft in Oberösterreich, diese muss man aber auch nutzen und dementsprechende
Schritte setzen", so der Leondinger, der neben seinem Wein auch für grünen Spargel bekannt ist.
Velchovsky hat auch gleich ein paar Tipps parat: Winzer/innen müssten etwa dem Schnitt des Weinlaubes größere
Bedeutung schenken und den Weinblättern aufgrund der höheren Temperaturen bessere Beschattungsmöglichkeiten
bieten. Augenmerk müsse man u.a. auch auf die Bewässerung legen.
2015er - bester Wein der letzten Jahrgänge
Die Qualität des heurigen Weins dürfte gut sein, auch wenn Winzer/innen in einzelnen Regionen durch den
Spätfrost im Frühjahr eine geringere Ernte eingefahren haben. Der 2015er wird bereits jetzt als einer
der besten der letzten Jahrzehnte gefeiert. Dazu dürften die vielen Sonnenstunden in den Sommermonaten einen
wesentlichen Beitrag geleistet haben. "Wir hoffen dass wir auf diesem Niveau weitermachen und den Ertrag in
den kommenden Jahren noch steigern können", sagt Karl Velechovsky.
Landesrat Max Hiegelsberger: Positive Entwicklung in Oberösterreich
Derzeit bewirtschaften in Oberösterreich 40 Winzer/innen rund 70 Hektar. Diese sind im Donautal, Machland,
am Linzer Gaumberg und im Eferdinger Becken sowie im Inn- und Mühlviertel gelegen. "Die heutigen Weinbaugebiete
in Oberösterreich sind beinahe deckungsgleich mit jenen zu Beginn des Weinbaus in unserer Heimat. Das klassische
Weinbaugebiet erstreckte sich einst entlang der Donau, im Aschacher und Eferdinger Becken sowie nördlich der
Donau von Ottensheim über Steyregg und Perg bis Grein. Grundsätzlich waren und sind jedoch Gebiete, wo
heute der Most große Verbreitung findet, für den Weinbau geeignet. So auch das Kremstal und das Innviertel,
zwischen Obernberg und Braunau", weiß Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger.
Vielfalt der Böden ermöglicht Variation
Gerade diese Vielfalt der Regionen und Böden ermöglicht eine Vielzahl an Geschmacksvarianten in Oberösterreich.
So erfolgt der Weinbau auf Löss, Lehm oder im Haselgraben sogar auf Urgestein. "Diese Kombination macht
unser Weinland Oberösterreich so interessant und erfüllt die Anforderungen der Konsumentinnen und Konsumenten
nach einer gewissen Säure bei unseren Weißweinen", so Hiegelsberger, der auch die zunehmende Sortenvielfalt
schätzt. Vor allem die Rebsorten Chardonnay, Grüner Veltliner, Riesling, Zweigelt und Blauer Burgunder
werden von den heimischen Winzer/innen kultiviert.
Qualität und Vermarktung
"Qualität ist für unsere Konsumentinnen und Konsumenten bei heimischen Produkten am Wichtigsten.
Darauf muss man also weiter setzen und die neuen Sorten sowie die oberösterreichische Weinkultur entsprechend
vermarkten. Es freut mich, dass unsere Winzerinnen und Winzer bereits erste Listungen im oberösterreichischen
Handel und der Gastronomie haben oder Erwerbskombinationen mit Heurigen umsetzen. Der Weinbau in Oberösterreich
wächst stetig, unsere heimischen Winzer haben eine erfolgsversprechende Zukunft vor sich, auch wenn uns die
Konkurrenz in Ostösterreich bewusst ist", so Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger.
Vizepräsident Karl Grabmayr: Unsere Bauern sind innovativ und flexibel
Oberösterreichs Bäuerinnen und Bauern sind innovativ und flexibel, wenn es darum geht, Tradition und
Fortschritt zu leben. "Noch vor 15 bis 20 Jahren wäre es nicht denkbar gewesen, dass heute 40 bäuerliche
Familien aus dem Weinbau ein maßgebliches Einkommen erwirtschaften. Die Landwirtschaft ist jener Wirtschaftsbereich,
den der Klimawandel vor enorme Herausforderungen stellt, im Falle des Weinbaues vor durchaus positive", betont
Karl Grabmayr, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer OÖ.
Abschied von liebgewordenen Klischees
In Europa wächst der beste Wein in Frankreich, in Österreich im Burgenland - von diesen gebetsmühlenartig
wiederholten Stereotypen heißt es nun endgültig Abschied zu nehmen, beweisen doch Oberösterreichs
Winzer, dass sie bei der Qualität der Weine durchaus mit anderen Qualitätsweinbaugebieten Österreichs
mithalten können. Auch bei diversen Produktprämierungen konnte der oberösterreichische Wein bereits
einige Achtungserfolge erzielen. So gewann zum Beispiel ein Rosé-Wein vom Weingut Költringer im Innviertel
im vergangenen Jahr den ersten Platz bei der OÖ Weinshow, der Velsecco der Familie Velechovsky in Leonding
Gold bei der Internationalen Weinchallenge und für Leonhard Gmeiner in Perg gab es bereits Fallstaff-Auszeichnungen.
Landwirtschaftskammer unterstützt Winzer
Oberösterreichs Weinbauern lieben die Kultur der Weinrebe, produzieren höchste Qualität für
ihre Keller und haben den Draht zu den Konsumentinnen und Konsumenten. Jede Winzerfamilie ist heute ein Erfolgsmodell
in Oberösterreich. "Wir wissen um die Herausforderungen und Probleme in anderen Bereichen der landwirtschaftlichen
Produktion und Veredelung. Umso mehr ist es uns seitens der Landwirtschaftskammer OÖ ein Anliegen die heimischen
Winzerinnen und Winzer zu unterstützen und Oberösterreichs Weine bekannt zu machen", so Grabmayr.
|