Startschuss für Stadt-Initiative gegen Wohnungsnot in Kooperation mit der gswb
Salzburg (stadt) - Die Wohnungsnot ist in der Stadt Salzburg ein allgegenwärtiges Thema. Mit dem „Miet:Garantie“-Modell
mobilisiert das städtische Wohnungsamt ab sofort gemeinsam mit der gswb leer stehende Wohnungen zur Vermietung.
Nach einer Erhebung des Salzburger Instituts für Raumordnung und Wohnen (SIR) stehen rund 3.500 Wohnungen
in der Stadt Salzburg leer. Auf diese Summe kamen die Experten durch Rückschlüsse aus dem sehr geringem
Strom- und Energieverbrauch übers Jahr gesehen. Diesen Schatz will die Stadt nun heben, denn den Eigentümern
fehle schlicht die Motivation zum Vermieten.
Bürgermeister Heinz Schaden: „Vermieten kann in Österreich mit Risiken und Unannehmlichkeiten verbunden
sein. Da gibt es viele, die haben Angst, dass sie die Miete nicht regelmäßig bekommen. Oder dass die
Bewohner Schäden verursachen, die dann schwer auszugleichen sind. Und dann gibt es die Angst, dass man das
Mietverhältnis nicht beenden kann, wenn man seine Wohnung wieder selbst braucht. Genau da haken wir mit unserer
‚Miet:Garantie‘ ein. Und bieten ab sofort eine maßgeschneiderte Lösung an, mit der Vermieter absolut
keine Scherereien haben. Unser Motto dabei: Gute Wohnungen für gute Mieter.“
Als Mieter vorgesehen seien Einzelpersonen und Familien, die wegen eines höheren Einkommens auf der Dringlichkeitsliste
des Wohnungsamtes auf „aussichtsloser“ Position stünden, so Schaden. Die Zuteilung im Garantie-Modell erfolge
außerhalb der üblichen Wohnungsvergaberichtlinien. Die Einkommensgrenze liegt hier – wie bei der Wohnbauförderung
– bei 2.990 Euro netto monatlich für eine Person plus zehn Prozent. Sozial-Ressortchefin Vizebürgermeisterin
Anja Hagenauer ergänzt: „Für uns ist das ein Probelauf. Wir wollen mithilfe unseres Wohnungsamtes einfach
an jeder Schraube drehen, um die Wohnungsnot in der Stadt Salzburg zu lindern.“
Der Gemeinderat hat Mitte Mai mehrheitlich beschlossen, leer stehenden Wohnungen in enger Kooperation zwischen
Wohnungsamt und gemeinnützigen Wohnbauträgern zu mobilisieren. Die gswb hat für die dafür nötige
Erweiterung ihres Geschäftsfeldes nun grünes Licht bekommen – zugleich der Startschuss für das Projekt.
„Die gswb übernimmt im Auftrag der Stadt mit ihren erfahrenen Mitarbeitern die Abwicklung und Verrechnung
der Mietverhältnisse. Wir freuen uns, die Stadtgemeinde Salzburg mit unseren Dienstleistungen unterstützen
zu können“, erklären die beiden gswb-Geschäftsführer Direktor Christian Wintersteller und Direktor
Bernhard Kopf.
Und das sind die Eckpunkte der Miet:Garantie:
• Das Wohnungsamt ist erste Anlaufstelle und Projekt-Koordination
• Die gswb vermietet die Wohnung im Auftrag des Eigentümers direkt an den Mieter
• Der Vermieter erhält 70 Prozent des ortsüblichen Mietzinses, der Mieter zahlt 80 Prozent
• Verwaltungsaufwand und notwendige Reparaturen werden mit der Differenz bestritten
• Es gibt keine Nebenkosten für Vermieter und Mieter
• Stadt und gswb garantieren dem Vermieter Miete, Betriebskosten und Reparaturkosten
• gswb und Stadt können nötigenfalls eine termingerechte Räumung organisieren
Wichtig: Infrage kommen nur unmöblierte Wohnungen (ausgenommen Kücheneinbauten) in der Stadt Salzburg,
die üblichen Mindeststandards entsprechen und vom Zustand her vermietbar sind. Das heißt: Die Wohnung
muss sich im Wohnungseigentum befinden. Sie muss mindestens Kategorie B laut Mietrechtsgesetz sein und in einem
Objekt mit mindestens zwei abgeschlossenen Wohneinheiten liegen.
Die ortsübliche Miete beträgt je nach Wohnungsstandort derzeit 8 bis 12 €/m2 (Quelle: Wirtschaftskammer
Salzburg; Stand 2016). Die Höhe des tatsächlich zum Tragen kommenden ortsüblichen Mietzinses wird
jeweils bezogen auf den Einzelfall ermittelt. Die Mietverträge werden auf drei bis fünf Jahre befristet
abgeschlossen. Neben der Garantie für etwaige Miet- und Betriebskostenausfälle gibt es eine weitere für
Reparaturen, die über das normale Maß des „Abwohnens“ hinausgehen.
Gerechnet wird mit einem jährlichen Mietausfallsrisiko von vier Prozent und einem Abgang von sechs Prozent
des jährlichen Hauptmietzinses für Abnützung und Reparaturen. Auch ein Prozesskostenrisiko ist einkalkuliert.
Die Haftungssumme der Stadt beläuft sich insgesamt auf 560.000 Euro. Das Garantie-Modell ist vorerst auf sechs
Jahre befristet. Ziel ist, mehr als 100 Wohnungen zu mobilisieren. Nach vier Jahren ist eine Evaluierung vorgesehen.
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