Erfolgreicher Einsatz einer neuartigen Peritonealdialyse-Lösung
Wien (meduni) - Die Beigabe einer neuartigen Lösung bei der Peritonealdialyse (Bauchfelldialyse) macht
diese verträglicher und schützt die Zellen in der Bauchhöhle. Dadurch könnte das Bauchfell
gegen Schädigungen, wie z.B. Bauchfellentzündungen, widerstandsfähiger gemacht werden. Das sind
die Erkenntnisse einer aktuell publizierten klinischen Studie der MedUni Wien.
Eine der wichtigsten Aufgaben der Nieren ist es, Stoffwechselprodukte aus dem Blut zu filtern. Sind die Nieren
dazu nicht mehr in der Lage, muss das Blut mittels Dialyse (Blutwäsche) künstlich gereinigt und entwässert
werden. Rund zehn Prozent der derzeit etwa 5.000 DialysepatientInnen in Österreich setzt die flexible Methode
der Bauchfelldialyse (Peritonealdialyse, PD) ein, bei der die Membran des Bauchfells als Filter verwendet wird.
Mit der Bauchfelldialyse bleiben sie mobil und unabhängig. Allerdings kann das Bauchfell nach einiger Zeit
„erschöpft“ sein, wenn wichtige körpereigene Schutzmechanismen gegen die Dialyseflüssigkeiten nicht
wirksam werden.
Die Studie zeigt, dass die Beigabe einer neuartigen Peritonealdialyse-Lösung mit dem aktiven Inhaltsstoff
Alanyl-Glutamin (ein Dipeptid) die Aktivierung von Hitzeschockproteinen, welche einen zentralen Bestandteil der
natürlichen Zellreparatur darstellen, erhöht. Die Hitzeschockproteine können, wenn sie im richtigen
Ausmaß produziert werden, der Schädigung der Zellen in der Bauchhöhle, die durch die Dialyselösung
verursacht wird, entgegenwirken. Außerdem konnte gezeigt werden, dass die neuartige PD-Lösung die Reaktionsfähigkeit
von peritonealen Immunzellen steigert. Nachdem diese wichtige Erkenntnis ein Hinweis darauf ist, dass die neue
Lösung die Schädigung des Bauchfells bei PD-PatientInnen senken könnte, wurde dieser Parameter als
Primärparameter der derzeit laufenden klinischen Phase-II-Studie weiterentwickelt.
Bei der Publikation handelt es sich um eine First-in-Man Studie (Erste Anwendung im Menschen) dieser neuartigen
Peritonealdialyse-Lösung. „Die Ergebnisse geben erste Hinweise auf eine Wirksamkeit im Menschen und bilden
die integrale Basis für eine multizentrische Phase-II-Studie“, erklärt Erstautor Klaus Kratochwill, „außerdem
haben wir jetzt erste Daten, dass die Anwendung im Menschen in der Peritonealdialyse sicher ist.“
Die Studie wurde an der MedUni Wien in Zusammenarbeit zwischen der klinischen Abteilung für Nephrologie und
Dialyse (Universitätsklinik für Innere Medizin III, Andreas Vychytil fungierte als Studienleiter) und
der klinischen Abteilung für Pädiatrische Nephrologie und Gastroenterologie der Universitätsklinik
für Kinder- und Jugendheilkunde (Christoph Aufricht – Erfinder der neuen PD-Lösung) durchgeführt.
Der Wirkstoff wurde von dem Wiener Unternehmen Zytoprotec, einem Spin-off der MedUni Wien, entwickelt. Die bereits
laufende klinische Phase-II-Studie wird ebenfalls von Andreas Vychytil geleitet.
Erfolgreicher Spin-off
Das neuartige Konzept der Zytoprotektion entstammt der Forschung an der Universitätsklinik für Kinder-
und Jugendheilkunde der MedUni Wien und führte 2007 zur Gründung des MedUni Wien-Spin-offs Zytoprotec.
Der neue Ansatz setzt dabei auf die Zugabe von Substanzen, die den körpereigenen Zellschutz unterstützen.
Das Interesse von Zytoprotec an der Forschung rund um den Wirkmechanismus von Alanyl-Glutamin und weiteren potenziell
zytoprotektiven Substanzen, sowie der Verwendung von klinischen Proben aus diesen Studien für die Entwicklung
von besseren Biomarkern für die Peritonealdialyse war die Basis für ein Christian Doppler Labor („Molekulare
Stressforschung in der Peritonealdialyse“, Leiter: Klaus Kratochwill), das im Juni 2016 an der MedUni Wien eröffnet
wurde.
PLOS One
Addition of Alanyl-Glutamine to Dialysis Fluid Restores Peritoneal Cellular Stress Responses – A First-In-Man Trial
Klaus Kratochwill, Michael Boehm, Rebecca Herzog, Katharina Gruber, Anton Michael Lichtenauer, Lilian Kuster, Dagmar
Csaicsich, Andreas Gleiss, Seth L. Alper, Christoph Aufricht, Andreas Vychytil – http://dx.doi.org/10.1371/journal.pone.0165045
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