Österreichs Bevölkerungszahl wächst durch
 Zuwanderung, starke Jahrgänge gehen in Pension

 

erstellt am
22. 11. 16
11:00 MEZ

Wien (statistik austria) - Die österreichische Bevölkerung wächst derzeit jährlich um rund 1%, wie aktuelle Einwohnerzahlen und Prognosen von Statistik Austria zeigen. Grund dafür ist in erster Linie die verstärkte Zuwanderung nach Österreich, wobei ein guter Teil davon derzeit auch auf asylwerbende Personen entfällt. Im Jahr 2015 wurden insgesamt 214.400 Zuwandernde und 101.300 Abwandernde registriert, was einem Wanderungsgewinn von 113.100 Personen entsprach. Der Saldo aus Geburten und Sterbefällen ergab einen geringen Geburtenüberschuss von 1.300 Personen. Im Jahresdurchschnitt 2015 betrug die Bevölkerungszahl Österreichs 8,63 Mio. Einwohnerinnen und Einwohner. Gegen Ende des Jahres 2020 wird Österreich gemäß Vorausschätzung die 9-Millionen-Marke überschreiten. In weiterer Folge sollte Österreich im Jahr 2030 bereits 9,43 Mio. Einwohnerinnen und Einwohner zählen, um 9% mehr als 2015.

Zuwanderung kompensiert demographisch bedingten Rückgang im Erwerbsalter
Die aktuell starke Zuwanderung nach Österreich verschiebt den bisher erwarteten Rückgang der Bevölkerung im Erwerbsalter zwischen 20 und 65 Jahren um einige Jahre. 2015 gehörten 5,34 Mio. Personen zu dieser Altersgruppe, also zum sogenannten "Erwerbspotenzial". Bis zum Jahr 2022 wird sich das Erwerbspotenzial um 4% auf 5,57 Mio. Personen erhöhen. Danach werden jedoch mit den Babyboomern der 1960er-Jahre deutlich mehr Personen ins Pensionsalter übertreten als Jugendliche aus der Ausbildung bzw. Zugewanderte hinzukommen. Dementsprechend wird die Zahl der potenziellen Erwerbspersonen in den 2030er-Jahren leicht unter das derzeitige Niveau sinken, jedoch über den gesamten Prognosezeitraum bis 2080 mehr als 5,1 Mio. Personen betragen.

Ohne Zuwanderung würde das Erwerbspotenzial langfristig betrachtet erheblich sinken. Diesem Szenario folgend würden österreichweit im Jahr 2030 nur noch 4,83 Mio. Menschen im erwerbsfähigen Alter leben, das entspricht einem beträchtlichen Minus von 10% gegenüber 2015. Bis 2080 würde die Zahl der Personen im Erwerbsalter um 42% auf 3,08 Mio. zurückgehen.

Mehr Kinder und Jugendliche, nach wie vor starke Bevölkerungsalterung
Ähnliches gilt auch für die Zahl der Kinder und Jugendlichen bis 19 Jahre. Hier wird in den nächsten 20 Jahren ein Anstieg um 10% von 1,69 Mio. (2015) auf 1,86 Mio. (2035) erwartet. Zu diesem Plus tragen sowohl die zuwandernden Unter-20-Jährigen als auch Geburten der Immigrantinnen bei. Gäbe es ab sofort keine Zuwanderung nach Österreich, würde die Zahl der Kinder und Jugendlichen bis 2035 um 9% auf 1,54 Mio. absinken.

Hohe Zuwächse werden für die Altersgruppe der über 65-jährigen Bevölkerung prognostiziert. Seit der Jahrhundertwende treten zahlenmäßig immer stärker besetzte Generationen ins Pensionsalter über. In der jüngeren Vergangenheit waren dies die Geburtsjahrgänge um 1940, in Zukunft werden es die erwähnten Babyboom-Jahrgänge der 1950er- und 1960er-Jahre sein. Auch durch Zugewinne bei der Lebenserwartung und das Aussterben der Kriegsgenerationen werden anteilsmäßig mehr Menschen als früher ein höheres Alter erreichen.

Im Jahr 2015 waren 1,59 Mio. Personen 65 Jahre und älter. 2025, also zehn Jahre später, wird ihre Zahl mit 1,90 Mio. um 19% größer sein als 2015. Bis 2050 wächst diese Bevölkerungsgruppe auf 2,67 Mio. (+67%), das ist ein Zuwachs um zwei Drittel des derzeitigen Ausgangsbestandes. Im Jahr 2080 würden demnach in Österreich 2,92 Mio. Personen der Generation 65+ leben, um 83% mehr als heute. Unter dem Ausschluss von Wanderungen fällt der kurz- und mittelfristige Anstieg sehr ähnlich aus, da die meisten Menschen, die künftig in dieser Altersgruppe stehen werden, bereits heute in Österreich leben.

2015 standen noch 18% der Bevölkerung im Pensionsalter, ab 2024 werden es mehr als 20% sein, nach 2036 mehr als 25%. Der Anteil des Erwerbspotenzials an der Gesamtbevölkerung sinkt von derzeit 62% bis 2025 auf unter 60%, nach 2038 wird er weniger als 55% betragen. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen geht von gegenwärtig knapp 20% auf langfristig rund 19% zurück. Gäbe es keine Zuwanderung, würde der Anteil des Erwerbspotenzials langfristig auf 47% sinken, während der Anteil der Bevölkerung im Pensionsalter bis 2080 auf 36% anwachsen dürfte.

Detaillierte Ergebnisse bzw. weitere Informationen zur Bevölkerungsprognose finden Sie hier >

Methodische Informationen, Definitionen
Zur Berechnung der Prognose wird der nach Alter, Geschlecht und Geburtsland differenzierte Bevölkerungsstand zum 1.1.2016 in die Zukunft fortgeschrieben. Pro Kalenderjahr altern die Bevölkerungsbestände um ein Jahr. Die neuen Geburtsjahrgänge eines Prognosejahres werden mittels altersspezifischer Fertilitätsraten (Lebendgeburten nach Alter der Mutter) berechnet. Die Sterbefälle ergeben sich aus alters- und geschlechtsspezifischen Sterbewahrscheinlichkeiten, die mit den Bevölkerungsständen multipliziert werden. Während sich die internationale Abwanderung aus Raten errechnet, wird die Zuwanderung in Absolutzahlen vorgegeben (ebenfalls jeweils nach Alter und Geschlecht). Die Binnenwanderungen zwischen den neun Bundesländern Österreichs werden mittels alters-, geschlechts- und richtungsspezifischer Abwanderungsraten modelliert.

Bei der Interpretation der Ergebnisse nach dem Merkmal "im Inland/Ausland geboren" muss betont werden, dass es sich hierbei nicht um eine Prognose der Bevölkerung Österreichs nach der Staatsangehörigkeit ("Ausländerprognose") handelt. Die künftige Entwicklung der Bevölkerung nach der Staatsangehörigkeit ist neben der internationalen Zu- und Abwanderung (und natürlich auch deren Fertilität und Mortalität) insbesondere von der Entwicklung der Einbürgerungsraten abhängig. Solche Raten vorauszuschätzen würde aber auch bedeuten, künftige politische Rahmenbedingungen zu antizipieren. Demgegenüber bleibt das hier gewählte Merkmal "Geburtsland" der jeweiligen Person lebenslang unverändert erhalten.

 

 

 

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